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Einleitung.

15

Turm und Querschiff mit Altarraum vorhanden ist, und Frosej (letztere auch dem
hl. Stephan geweiht), die im 10. Jahrhundert erbaut sind. Wenn sich derselbe
Typus und dieselben Größenverhältnisse auch noch später finden, so darf man
bei einem so alten Orte wie Aschersleben mit gutem Grunde an eine ähnlich
frühe Zeit der Errichtung denken, als bei jenen beiden Kirchen; man darf sie
also in den Ausgang des 10. Jahrhunderts setzen. Weitere Aufschlüsse kann die
Lage der Kirche geben. Sie stand, da die Häuserblöcke zwischen Bäckerstieg
(hinter dem Turm) und Hopfenmarkt erst später erbaut sein können, genau in
der Mitte des ursprünglichen Marktes. Sie kann darum entweder später oder
zugleich mit der Anlage des Marktes an ihrer jetzigen Stelle erbaut sein. Denn
ein älterer Bau hätte der ältesten Ansiedlung näher liegen müssen; er hätte
nicht die Mitte des großen Marktes einnehmen können. Nun ist aber ein älterer
Bau vorhanden gewesen, der vor 827, dem Tode Hildegrims von Halberstadt,
errichtet worden sein muß. Dieser wird mehr nach Süden oder nach Südwesten
zu gelegen haben. Wahrscheinlich war es eine Holzkirche, die um das Jahr
1000 von dem noch nachweisbaren Steinbau abgelöst wurde, und zwar unter
Yeränderung des Ortes. So ergibt sich als sehr wahrscheinliche Vermutung die
Gründung der neuen um die Stephanskirche herum gebauten Stadt am Ende des
10. Jahrhunderts. Diese Stadt, die die erste Ansiedlung war, die diesen Namen
verdiente, wird durch einen Pallisadenwall mit Graben befestigt gewesen sein.
Ich vermute, daß die Plätze Zippelmarkt, Jüdendorf und Weinberg auf die Weise
entstanden sind, daß man später die Wälle einebnete. Der Weinberg, der jetzt
weder ein Berg ist, noch Wein trägt, ist vielleicht ein Stück des nun friedlichen
Zwecken dienenden Walles gewesen. In Quedlinburg verdankt der Weingarten
einer gleichen künstlichen Aufschüttung sein Dasein. Auf eine'frühere Befestigung
scheint übrigens auch die Rundung vom Weinberg, Zippelmarkt zur Ölstraße
hinzudeuten.

Im Norden lassen sich die Grenzen dieser zweiten Siedelung und ersten
eigentlichen Stadt annähernd so deutlich erkennen, wie im Süden und Westen.
Sie wird im wesentlichen gebildet von der Gasse am Grauen Hofe bis zur
Kurzen Straße und in gerader Verlängerung dieser bis zur Taubenstraße. Im
Osten ist sie nicht bestimmt, ich vermute, daß sie höchstens bis zu den
Badstuben gereicht hat. Das Viertel zwischen Rittergasse und Eine machte
wegen der ungewöhnlichen Größe der Gründstücke, die auf die Eine stoßen,
den Eindruck, als ob sie erst durch Einengung des früher hier viel breiteren
Flusses entstanden wären. Die Nordgrenze scheint z. T. wenigstens ein
Wasserarm gebildet zu haben. Der Straßenname Krügerbrücke zwingt zu einer
solchen Annahme, die durch manche andere Umstände gestützt wird. Zunächst
biegt der Mühlengraben westlich vor der Steinbrücke so unerwartet nach Süden
um, daß die Vermutung nahe liegt, daß dies nicht von Natur und zu allen Zeiten
so gewesen ist, man erwartet vielmehr eine westliche Fortsetzung. Nur wird in
merkwürdiger Übereinstimmung mit diesen durch die Örtlichkeit nahe gelegten
Vermutungen, eine „Angabe älterer Leute“ (bei Straßburger, Progr. 1894, S. 3)
erwähnt, wonach ein ziemlich starker Strom von dem See her in einem — noch
heute in die Eine mündenden, — Kanäle die Stadt selbst durchzog. Dieser
Wasserarm muß m. E. durch die Hohestraße, vielleicht in zwei Armen zugleich,
 
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