Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
16

Kreis Ascher sieben.

auch durch die Gasse am Grauen Hofe, die Taubenstraße unter der Krügerbrücke
hindurch geflossen sein, um dann nach Süden abzubiegen.

Das Haupttor dieser Stadt war das Steintor, zu dem als Yortor das
ursprünglich den Zugang zur Burg wahrende Grafentor zu rechnen ist. Beide
beherrschten „des Reiches Straße“, die nun über den Steinen und auf der breiten
Straße zum Liebenwahnschen Tore führte. Letzteres wird wohl auch, vielleicht
unter anderem Hamen, westlicher gelegen haben, als das heutige. Außerdem wird
die Stadt ein Tor am Ende der Straße hinter dem Turme gehabt haben und wohl
auch eines am anderen Ende dieser Straße. Schon allein der Umstand, daß der
Hauptverkehr von Westen trotz des Umweges auch später noch lange Zeit nicht
durch das Hohe Tor, sondern das Steintor ging, beweist die spätere Entstehung
der nördlich der Hohen Straße liegenden Stadt.

Der Zuzug von außen scheint nun auch, nachdem diese Anlage zum
Abschluß gekommen war, nicht nachgelassen zu haben. Denn die Erbauung des
übrigen, jetzt von der Stadtmauer umschlossenen Stadtgebietes muß schon früh
begonnen haben. Der Graue Hof und das Mönchskloster, beide nach der Mitte
des 13. Jahrhunderts entstanden, bieten hier einen Anhalt, um die Zeit der
Entstehung des nordwestlichen und nördlichen Teiles annähernd zu bestimmen.
Als das Kloster gebaut wurde, muß der Häuserblock zwischen Markt, Tauben-
straße, Yorderbreite und Mönchsgasse wenigstens zum Teil schon gestanden
haben; denn sonst würde das Kloster wohl mehr nach Süden in die Nahe
der damaligen Stadt gerückt worden sein. Ebenso werden die Gehöfte
zwischen dem Grauen Hofe und Über den Steinen schon vorhanden gewesen
sein. Es bildeten sich also bald, spätestens um 1200, Vorstädte; der Stadt-
teil nördlich der Hohen Straße wird später als der Graue Hof entstanden
sein, ist also etwa um 1300 zu setzen. Diese Anlage scheint nebst den die
Ostseite des Marktes begrenzenden Häusern planmäßig erfolgt zu sein unter
Ereilassung des größten Teiles des Tie. Man hat dann also einen neuen,
wieder sehr stattlichen Markt als Mittelpunkt der neuen Stadt angelegt, der,
den ganzen Raum zwischen Tie und heutigem Markte einnehmend, etwa einen
Hektar groß war, also nicht viel hinter dem Markte um die Stephanskirche herum
zurückblieb. Wie dieser, ward er später auch eingeengt durch den Bau
des neuen Rathauses, wie durch die im Anschluß daran nordwärts gebauten
Häuser, die so gut wie keine Höfe besitzen. Eine Anlage von besonders strenger
Regelmäßigkeit ist sodann die Vorderbreite und Hinterbreite, ursprünglich offenbar
ein einziger langgestreckter Platz, worauf auch die Bezeichnung Breite führt. Die
strenge Regelmäßigkeit der Anlage sticht seltsam ab von der im Westen vom
Tie bis zum Johannistore sich erstreckenden Reihe von Gehöften, die nach dem
Johannistore stets kleiner werden. Heute ist kein Grund zu erkennen, weshalb
hier im Westen nicht ebenso gleichmäßig große Grundstücke gebildet wurden
als im Osten; doch muß ein zwingendes Hindernis vorhanden gewesen sein.
1462 brannte der Stadtteil zwischen Hoher Straße und Tie bis zum Johannistore
ab. Wie lange er und mit ihm die ganze Anlage, die ich Tiestadt nennen
möchte, im Gegensätze zur Stephansstadt, damals schon gestanden hatte, läßt
sich nur annähernd und vermutungsweise bestimmen. Sie wird spätestens im
Anfang des 14. Jahrhunderts entstanden sein; die Straße Badstuben entstand erst
 
Annotationen