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Brinkmann, Adolf [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 25): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Aschersleben — Halle a. d. S., 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.25508#0031
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Einleitung.

17

1467, als eine neue „Badestube“ angelegt war, da die Einrichtungen in der Bader-
gasse nicht mehr ausreichten. Damit gewann die Stadt diejenige Ausdehnung,
die sie das ganze Mittelalter hindurch behalten hat. Wenn wir erfahren, daß
1322 Elisabeth, die Witwe des letzten Aschersleber Grafen Ottos II., den Bürgern
die Genehmigung gibt zu den Mauerbauten, die sie errichtet hatten oder noch
errichten würden, so ist damit der erste Mauerring erwähnt, der um die Gesamt-
stadt aufgeführt wurde. Damals wird also auch die „Tiestadt“ bereits bis zum
Johannistore gereicht haben. Obgleich nun die Hohe Straße für den Durch-
gangsverkehr von West nach Ost die nächste war, blieb doch, wie schon
gesagt, die Straße Über den Steinen noch lange Zeit die Hauptzugangs- und
Yerkehrsstraße.

Die Tore dieser nunmehr zum Abschluß gekommenen Gesamtstadtanlage
waren das Steintor, das um die an die Stephansstadt angebauten Häuserblöcke nach
Westen gerückt worden sein muß, das jetzt erst nötig gewordene Hohe Tor, das
nördliche Johannistor, das vielleicht unter demselben Namen früher die Straße
„hinter dem Turme“ (Bäckerstieg) abschloß, das Liebenwahnsche Tor, das eben-
falls um die zuletzt im Osten angefügten Teile nach Osten hinausgerückt werden
mußte, weiter nach Osten später durch ein Eeldtor verstärkt, das Wassertor im
Südosten, das Dammtor im Süden und das Sautor im Westen. Das Dammtor,
bis in die neueste Zeit geschlossen, ist neuerdings nach Abbruch des Stumpfes
des Torturmes dem Verkehr zurückgegeben. Ein Westdorfer Tor wird 1736
erwähnt.

Die vom sog. Apothekergraben umschlossene Siedlung ist uralt, aber in
ihrer jetzigen Anlage später. Die Befestigung besteht nur aus einem breiten
Graben, dessen äußeren Rand eine senkrechte Futtermauer bildet. Der über-
hängende Wolfsberg machte diese Sicherung nötig.

Die Vorstädte außerhalb der Stadtmauern sind zum Teil auch alt. Von
der Neustadt war schon oben die Rede. Die Vorstadt „auf dem Lieben Wahn“
brannte schon 1463 ab. 1642 ließ der schwedische Kommandant Gidion (Jytion?)
die Neustadt und die anderen Vorstädte niederreißen. (Hierzu die Skizze Fig. 2.)
1720 waren in der in 5 „Viertel“ geteilten Stadt, die nach den Toren das Hohe-
straßische, Steinische, Breitlingische (= Johannistor), Breitenstraßische und Wässer-
lingische hießen, vorhanden 235 Brauhäuser, 325 Kossatenhäuser und in den
Vorstädten 300 Häuser. Darin wohnten 1028 Wirte, 1749 Kinder, 436 Gesinde-
personen, zusammen also 3213 Einwohner (Lagerbuch S. 6); 1756 aber 6196
(1155 Männer, 1573 Frauen, 1700 Söhne einschl. Gesellen, Knechte, „Jungens,“
1755 Töchter inkl. Mägde) (Straßburger, Progr. 1895). 1834: 9433, mit Garnison

10104; desgl. 1871 16 741; 1900: 27 000.

Die Namen der Straßen und Plätze ordnen wir, soweit sie eine Besprechung
verdienen, nach ihrer Bedeutung, indem wir jedoch die modernen von vorn-
herein ausscheiden, soweit sie nicht althistorische verdrängt haben; in diesem
Falle greifen wir aber bei der Besprechung auf die alten zurück.

Heiligennamen finden sich innerhalb der Stadtmauern nur im Stephani-
kirchhof, außerhalb im Margarethenkirchhof und Bonifatiuskirchhof. Die ersten
beiden erklären sich von selbst; der Bonifatiuskirchhof, jetzt eine Straße zwischen
Wilhelmstraße und Herrenbreite, der auf eine sehr frühe Zeit deuten könnte,

Kreis Ascherslebeu. 2
 
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