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Brinkmann, Adolf [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 25): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Aschersleben — Halle a. d. S., 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.25508#0036
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Kreis Aschersleben.

erklärt. Für das dem Stifte Halberstadt von ihr- verkaufte Dorf Wilsleben
übernahm nun das Stift diese Abgabenzahlung aus dem Amte Gatersleben. Der
Rat bezog außerdem das Einkommen mehrerer Altäre, Kommenden und
Brüderschaften, sowie der verfallenen und vergessenen Kapellen. Abgesehen von
einem Yersuche des Kaisers Rudolf II. 1591, den katholischen Gottesdienst
wieder einzuführen, der im Sande verlief, und der unter Oberst Cereboni 1625
eingedrungenen Österreicher, der durch das Eindringen schwedischer Truppen
vereitelt wurde, ist die Gemeinde nicht wieder in der Ausübung des evangelischen
Gottesdienstes beeinträchtigt worden. — Die Kirchenbücher reichen bis 1573
(resp. 1564) zurück, Kirchenrechnungen aber bis 1536.

Das erste Gebäude, das noch unter Bischof Hildegrim aufgeführt worden
sein muß, wird, wie alle oder doch die meisten Kirchen jener frühen Zeit, aus
Holz errichtet worden sein. Daß dies schon dieselbe Stelle, wie die jetzige Kirche
eingenommen bat, ist nicht wahrscheinlich, weil sie sonst nicht genau in der
Mitte des großen Marktes der ersten eigentlichen Stadt stehen könnte. Denn
diese Stellung läßt eine Rücksicht auf den ersten Marktplatz erkennen, der zur
Zeit der Kirchengründung noch nicht vorhanden gewesen sein kann (s. o.). Dieser
nur den ersten Bedürfnissen genügende Holzban hat vielleicht, nachdem er durch
Feuer oder sonstwie zu Grunde gegangen war, schon die noch nachweisbare
steinerne Kirche zur Nachfolgerin gehabt, die mit der Errichtung des großen
auf Grund des Privilegs des Grundherrn angelegten Marktes zusammen entstand,
wenigstens nicht früher entstanden sein kann. Ein sicher nachzuweisender
Überrest dieser romanischen Kirche ist nicht mehr vor-
handen; nur ist wahrscheinlich, daß das altromanische
Kapitäl, das in der Glockenstube der großen Glocke, also
im südlichen Turme, eingemauert ist, diesem alten Bau
angehört hat (Fig. 3). Die altertümlichen Spiralen, zwischen
denen ein Gesicht erscheint, deuten auf ein hohes Alter hin.

Urkundliches ist über diesen Kirchenbau nicht über-
liefert. Doch werden in v. Mülverstedts Hierographia
Halberstadensis (H.-Z. II, S. 70) unter vielen anderen Altären der Stephans-
kirche einige erwähnt, die schon in der alten Kirche gestanden haben müssen;
dies sind die 1384 genannten Altäre SS. Martini, Yalentini, Cyriaci, Apolloniae et
Elisabeth, sowie die 1403 erwähnten Altäre SS. Jacobi, Thomas, Laurentii, Cosmae,
Damiani et Scholasticae, und außerdem ein 1384 gestifteter Altar S. Johannis des
Evangelisten. Was sonst sich von der Kirche ermitteln läßt, wird weiter unten
im Anschluß an die Beschreibung der jetzigen Kirche ausgeführt werden.

Baubeschreibung. Die Stephanskirche von heute (Tafel II) ist eine
gotische gewölbte dreischiffige Hallenkirche ohne Querschiff mit zweiteiligem
Altarraum, der mit dem halben Achteck schließt, und westlicher zweitürmiger
Yorlage (Grundriß Fig. 17), von der aber nur der Südturm völlig vollendet ist,
während vom Nordturm nur zwei Geschosse ausgeführt sind, die mit dem
Mittelbau und dem nördlichen sowie dem entsprechenden Teile des Südturms
von außen als eine geschlossene Masse erscheinen (s. Fig. 16). Den Altarraum
begleiten beiderseits Anbauten, von denen die meisten zweistöckig sind; nur
ein Anbau einstöckig.

Fig. 3.
 
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