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Kreis Aschersleben.
Zeichnung ihrer Stelle in der Kirche aufgeführt. Wo ein Stück unzweifelhaft mit einem der
oben nach Ort und Gestalt verzeichneten identisch ist, ist es durch gesperrten Druck hervor-
gehoben, die anderen sind in Klammem gesetzt.
1. Im Chor. 1. [Der Altar], mit viereckigem Tisch aus Stein, war geschmückt mit
einem großen Tafelgemälde: die Auferstehung Christi, darüber das Begräbnis Christi. Holz-
schnitzereien: 8 kleine Engel, das Bildnis Mosis und das des Johannes; ein Kruzifix und
22 Bilder der Apostel, Propheten etc.; 28 Engelköpfchen. Unter dem Ganzen 11 die
Steinigung des heil. Stephanus darstellende Bilder. 6 vergoldete Säulen mit „Sprengwerk“
{durchbrochenem Schnitzwerk) auf beiden Seiten. 2 Tafeln zu beiden Seiten mit den Wappen
des Bürgermeisters Mathias Laue und seiner Gattin mit der Angabe der Reparatur des
Altars. (Dieser wird wohl kaum Stücke des ältesten Altars enthalten haben, für den 1491
„die Tafel auf dem hohen Altar“ verdingt und der selbst 1515 aufgerichtet ward, denn es ist
1700 öfter von beiseite gesetzten Teilen des alten Altars die Rede. Die freilich unzulängliche
Photographie des letzten alten, die Kirche schmückenden Altars zeigt eine dreiteilige Wand„
die Mitte mit der kleinen Kreuzigung, links und rechts je einen wagerecht geteilten Flügel
mit Gestalten; über dem Mittelfelde einen dreiteiligen Aufsatz; zu beiden Seiten Figuren.
Das Ganze mutet einen an, als ob ein alter Altar mit einer barocken Umrahmung versehen
worden sei. Es wird uns denn auch berichtet, daß die zweite Gattin des Bürgermeisters
Lau(e), geb. von Bahlen, 1669 die über dem Altar sich erhebende Verzierung erneuern, ver-
bessern und ein sonst dort befindliches, „wertloses“ Bild wegschaffen ließ [Zittwitz 113J,
nachdem 1657 ihr Gatte den Altar mit Holzschnitzwerk geschmückt batte. Der Altar stand
an seiner Stelle bis 1885, wo er an einen Eisenacher Antiquitätenhändler für 1200 Mark
verkauft wurde [Protokoll des Gemeinde-Kirchenrats vom 19. Jan. 1885]).1
2. Der Taufstein, ein „gegossen Gestell von Gropenwerk“ (46).2
3. |Der Taufdeckel] mit zwei geschnitzten Bildern; in der Mitte die Taufe Christi.
Oben eine die Erdkugel haltende Figur aus Holz, acht kleine Engel, acht Engelsköpfe, acht
gewundene Säulen, eine Taube über dem Ganzen.
II. Im Schiff. Vier Emporen oder Priechen: 1. Der Schüler-Chor (32) (die
jetzige Orgelempore) mit [steinernem „Vorderwerk] auf dem Chor hindurch“. Dies fehlt jetzt.
Die steinerne Wendeltreppe ist noch vorhanden.
2. Von ihr durch eine Scheidewand getrennt im nördlichen Seitenschiff [die Junber-
prieche], zugänglich durch eine sechsstufige Wendeltreppe und neunstufige andere Treppe.
Auch sie besaß ein „Vorderwerk“. Wieder durch eine Scheidewand getrennt:
3. [Die Herrenprieche], durch eine hölzerne 15stufige Wendeltreppe zugänglich, mit
kleinerem hölzernen „Umfang“ mit Säulen um die Treppe. Das Vorderwerk war auswärts
mit Schnitzwerk und Säulen geschmückt. Sie war 1614 fertig geworden. Von hier führten
drei steinerne Stufen zum „Stübichen“, dem über der jetzigen Heizung liegenden Sitzungs-
zimmer (35). (Ob die Ratsprieche mit der Herrenprieche identisch ist, ist ungewiß.)
4. [Die Knechteprieche] auf zwei Trägern ruhend, ungewiß wo? Im östlichsten Bogen
der südlichen Pfeilerreihe stand bis zur letzten „Erneuerung“ eine mit reicher Barock-
schnitzerei geschmückte [Prieche]; davon westlich im vierten Bogen von Osten her eine
größere, auch mit reichem Barockschmuck versehene [Loge] (vielleicht Ratsprieche?).
5. |Die große Orgel] mit 14 vergoldeten Säulen auf beiden Seiten; ein „Umbfang“,
wahrscheinlich eine im Bogen herausgebaute Brüstung, woran „äußerlich die Herren
des Rahts stehen“ (44). Ein Gitter mit Flügeln und Schnitzwerk; zwei Gitter von
Säulen auf beiden Seiten. Das ganze Orgelwerk nebst Rückpositiv mit 3 Klavieren, Pedal
und 32 Registern. Spreng- und Schnitzwerk. Drei Engel auf dem Rückpositiv. Die Orgel
ruhte auf zwei großen eingemauerten Balken und einem Pfeiler. Wo diese Orgel gestanden
hat, ist ungewiß. Es ist möglich, daß sie sich über dem Schüler-Chor, also über der Stelle,
an der jetzt die Orgel steht, befunden hat, obgleich im Inventarium der Schüler-Chor ohne
Bezugnahme auf die Orgel erwähnt wird. Anderenfalls müßte sie im südlichen Seitenschiff
1 Nach freundlicher Mitteilung des Herrn Superintendenten Timann.
2 Diese Ziffern weisen auf die Seite, wo die Stücke beschrieben sind.
Kreis Aschersleben.
Zeichnung ihrer Stelle in der Kirche aufgeführt. Wo ein Stück unzweifelhaft mit einem der
oben nach Ort und Gestalt verzeichneten identisch ist, ist es durch gesperrten Druck hervor-
gehoben, die anderen sind in Klammem gesetzt.
1. Im Chor. 1. [Der Altar], mit viereckigem Tisch aus Stein, war geschmückt mit
einem großen Tafelgemälde: die Auferstehung Christi, darüber das Begräbnis Christi. Holz-
schnitzereien: 8 kleine Engel, das Bildnis Mosis und das des Johannes; ein Kruzifix und
22 Bilder der Apostel, Propheten etc.; 28 Engelköpfchen. Unter dem Ganzen 11 die
Steinigung des heil. Stephanus darstellende Bilder. 6 vergoldete Säulen mit „Sprengwerk“
{durchbrochenem Schnitzwerk) auf beiden Seiten. 2 Tafeln zu beiden Seiten mit den Wappen
des Bürgermeisters Mathias Laue und seiner Gattin mit der Angabe der Reparatur des
Altars. (Dieser wird wohl kaum Stücke des ältesten Altars enthalten haben, für den 1491
„die Tafel auf dem hohen Altar“ verdingt und der selbst 1515 aufgerichtet ward, denn es ist
1700 öfter von beiseite gesetzten Teilen des alten Altars die Rede. Die freilich unzulängliche
Photographie des letzten alten, die Kirche schmückenden Altars zeigt eine dreiteilige Wand„
die Mitte mit der kleinen Kreuzigung, links und rechts je einen wagerecht geteilten Flügel
mit Gestalten; über dem Mittelfelde einen dreiteiligen Aufsatz; zu beiden Seiten Figuren.
Das Ganze mutet einen an, als ob ein alter Altar mit einer barocken Umrahmung versehen
worden sei. Es wird uns denn auch berichtet, daß die zweite Gattin des Bürgermeisters
Lau(e), geb. von Bahlen, 1669 die über dem Altar sich erhebende Verzierung erneuern, ver-
bessern und ein sonst dort befindliches, „wertloses“ Bild wegschaffen ließ [Zittwitz 113J,
nachdem 1657 ihr Gatte den Altar mit Holzschnitzwerk geschmückt batte. Der Altar stand
an seiner Stelle bis 1885, wo er an einen Eisenacher Antiquitätenhändler für 1200 Mark
verkauft wurde [Protokoll des Gemeinde-Kirchenrats vom 19. Jan. 1885]).1
2. Der Taufstein, ein „gegossen Gestell von Gropenwerk“ (46).2
3. |Der Taufdeckel] mit zwei geschnitzten Bildern; in der Mitte die Taufe Christi.
Oben eine die Erdkugel haltende Figur aus Holz, acht kleine Engel, acht Engelsköpfe, acht
gewundene Säulen, eine Taube über dem Ganzen.
II. Im Schiff. Vier Emporen oder Priechen: 1. Der Schüler-Chor (32) (die
jetzige Orgelempore) mit [steinernem „Vorderwerk] auf dem Chor hindurch“. Dies fehlt jetzt.
Die steinerne Wendeltreppe ist noch vorhanden.
2. Von ihr durch eine Scheidewand getrennt im nördlichen Seitenschiff [die Junber-
prieche], zugänglich durch eine sechsstufige Wendeltreppe und neunstufige andere Treppe.
Auch sie besaß ein „Vorderwerk“. Wieder durch eine Scheidewand getrennt:
3. [Die Herrenprieche], durch eine hölzerne 15stufige Wendeltreppe zugänglich, mit
kleinerem hölzernen „Umfang“ mit Säulen um die Treppe. Das Vorderwerk war auswärts
mit Schnitzwerk und Säulen geschmückt. Sie war 1614 fertig geworden. Von hier führten
drei steinerne Stufen zum „Stübichen“, dem über der jetzigen Heizung liegenden Sitzungs-
zimmer (35). (Ob die Ratsprieche mit der Herrenprieche identisch ist, ist ungewiß.)
4. [Die Knechteprieche] auf zwei Trägern ruhend, ungewiß wo? Im östlichsten Bogen
der südlichen Pfeilerreihe stand bis zur letzten „Erneuerung“ eine mit reicher Barock-
schnitzerei geschmückte [Prieche]; davon westlich im vierten Bogen von Osten her eine
größere, auch mit reichem Barockschmuck versehene [Loge] (vielleicht Ratsprieche?).
5. |Die große Orgel] mit 14 vergoldeten Säulen auf beiden Seiten; ein „Umbfang“,
wahrscheinlich eine im Bogen herausgebaute Brüstung, woran „äußerlich die Herren
des Rahts stehen“ (44). Ein Gitter mit Flügeln und Schnitzwerk; zwei Gitter von
Säulen auf beiden Seiten. Das ganze Orgelwerk nebst Rückpositiv mit 3 Klavieren, Pedal
und 32 Registern. Spreng- und Schnitzwerk. Drei Engel auf dem Rückpositiv. Die Orgel
ruhte auf zwei großen eingemauerten Balken und einem Pfeiler. Wo diese Orgel gestanden
hat, ist ungewiß. Es ist möglich, daß sie sich über dem Schüler-Chor, also über der Stelle,
an der jetzt die Orgel steht, befunden hat, obgleich im Inventarium der Schüler-Chor ohne
Bezugnahme auf die Orgel erwähnt wird. Anderenfalls müßte sie im südlichen Seitenschiff
1 Nach freundlicher Mitteilung des Herrn Superintendenten Timann.
2 Diese Ziffern weisen auf die Seite, wo die Stücke beschrieben sind.