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Kreis Aschersleben.
mit dem Abbruch der noch stehenden Beste; 1561 wurden der Kreuzgang und
„die Kapellen“ im Kloster eingerissen und Salzkoten daraus gemacht, doch blieb
eine Seite im Erdgeschoß erhalten. Heute sind Wohnungen hineingebaut.
Baubeschreibung. Die noch vorhandenen Beste beschränken sich auf
einen 21,8 m langen, 3,61 i. L. breiten Gang, der von sechs Gewölben überspannt
ist (Grundriß Fig. 48, Längsschnitt Fig. 49). Diese sind meist Stichkappengewölbe,
die sich nördlich auf meist quadratische Pfeiler (1,14 m), südlich auf wenig
hervortretende Wandpfeiler stützen; nur das westlichste Gewölbe weicht ab; es
ist ein Kreuzgewölbe, das als solches einen jüngeren Eindruck macht, als die
Stichkappen. Da auch der nächste Pfeiler um mehr als 20 cm breiter ist als
die übrigen, so darf man das westliche Joch als spätere Zutat betrachten. Höhe
jetzt 2,35 m. Material: Sandstein. An den westlichen Teil legt sich nach Süden
ein 6,05 langer, 3,16 m breiter, völlig fensterloser Baum vor, den sein spitzbogiges
Tonnengewölbe der gotischen Zeit zuweist. Das Stichkappengewölbe darf als
südliches Seitenschiff der Klosterkirche angesprochen werden. Denn diese Ge-
wölbeart ist für die Gründungszeit des Klosters zu alt, um als Kreuzgang ge-
deutet werden zu können. Die zurZeit der Gründung bereits vorhandene Kirche
S * 5 2 7 » $ U u 71 2J W-*5fa
Fig. 49. Das Nonnenkloster St. Marien, Längsschnitt.
muß sogar spätestens ins Ende des 12. Jahrhunderts versetzt werden, da man
sonst Kreuzgewölbe gebaut haben würde. Die Niedrigkeit des Baumes ist kein
triftiger Grund dagegen; es gibt auch sonst niedrige Seitenschiffe. Die Kirche
muß demnach eine im Mittelschiff wohl nicht gewölbte Pfeilerbasilika mit ge-
wölbten Seitenschiffen gewesen sein. Da der Ostteil nicht mehr erhalten ist, so
steht die Längenausdehnung ebensowenig fest wie die Breite des ganzen. Aber
man darf wohl vermuten, daß die Kirche im Mittelschiff drei Quadrate besaß, und
daß die Seitenschiffe aus sechs Jochen bestanden. Wenn die Kirche als sehr schön
bezeichnet wird (bei Mülverstedt a. a. 0.), so wird das nicht am wenigsten auf
die Ausstattung zu beziehen sein. Der südliche fensterlose Yorbau war entweder
ein Vorratsraum oder eine Bußkapelle.
Westlich haben sich Wohngebäude angeschlossen, wie die Kragsteine be-
weisen, die sich über die Westwand des Seitenschiffes und des Vorbaues ver-
teilen. Eine Nachgrabung würde zweifellos den ganzen Grundriß und vielleicht
manche Einzelheit zutage fördern.
Das Äußere zeigt Tafel XVIII, wo die trotz der Verblendung sichtbaren
Bogen deutlich hervortreten.
Grabstein (Fig. 50), jetzt neben der Haustür von Haus No. 7, nur z.T.
erhalten. Umschrift in gotischen Majuskeln: II • (JTHROURIS 8h 3II2HO (um
1300). Die eingeritzte Zeichnung nicht mehr zu erkennen.
Kreis Aschersleben.
mit dem Abbruch der noch stehenden Beste; 1561 wurden der Kreuzgang und
„die Kapellen“ im Kloster eingerissen und Salzkoten daraus gemacht, doch blieb
eine Seite im Erdgeschoß erhalten. Heute sind Wohnungen hineingebaut.
Baubeschreibung. Die noch vorhandenen Beste beschränken sich auf
einen 21,8 m langen, 3,61 i. L. breiten Gang, der von sechs Gewölben überspannt
ist (Grundriß Fig. 48, Längsschnitt Fig. 49). Diese sind meist Stichkappengewölbe,
die sich nördlich auf meist quadratische Pfeiler (1,14 m), südlich auf wenig
hervortretende Wandpfeiler stützen; nur das westlichste Gewölbe weicht ab; es
ist ein Kreuzgewölbe, das als solches einen jüngeren Eindruck macht, als die
Stichkappen. Da auch der nächste Pfeiler um mehr als 20 cm breiter ist als
die übrigen, so darf man das westliche Joch als spätere Zutat betrachten. Höhe
jetzt 2,35 m. Material: Sandstein. An den westlichen Teil legt sich nach Süden
ein 6,05 langer, 3,16 m breiter, völlig fensterloser Baum vor, den sein spitzbogiges
Tonnengewölbe der gotischen Zeit zuweist. Das Stichkappengewölbe darf als
südliches Seitenschiff der Klosterkirche angesprochen werden. Denn diese Ge-
wölbeart ist für die Gründungszeit des Klosters zu alt, um als Kreuzgang ge-
deutet werden zu können. Die zurZeit der Gründung bereits vorhandene Kirche
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Fig. 49. Das Nonnenkloster St. Marien, Längsschnitt.
muß sogar spätestens ins Ende des 12. Jahrhunderts versetzt werden, da man
sonst Kreuzgewölbe gebaut haben würde. Die Niedrigkeit des Baumes ist kein
triftiger Grund dagegen; es gibt auch sonst niedrige Seitenschiffe. Die Kirche
muß demnach eine im Mittelschiff wohl nicht gewölbte Pfeilerbasilika mit ge-
wölbten Seitenschiffen gewesen sein. Da der Ostteil nicht mehr erhalten ist, so
steht die Längenausdehnung ebensowenig fest wie die Breite des ganzen. Aber
man darf wohl vermuten, daß die Kirche im Mittelschiff drei Quadrate besaß, und
daß die Seitenschiffe aus sechs Jochen bestanden. Wenn die Kirche als sehr schön
bezeichnet wird (bei Mülverstedt a. a. 0.), so wird das nicht am wenigsten auf
die Ausstattung zu beziehen sein. Der südliche fensterlose Yorbau war entweder
ein Vorratsraum oder eine Bußkapelle.
Westlich haben sich Wohngebäude angeschlossen, wie die Kragsteine be-
weisen, die sich über die Westwand des Seitenschiffes und des Vorbaues ver-
teilen. Eine Nachgrabung würde zweifellos den ganzen Grundriß und vielleicht
manche Einzelheit zutage fördern.
Das Äußere zeigt Tafel XVIII, wo die trotz der Verblendung sichtbaren
Bogen deutlich hervortreten.
Grabstein (Fig. 50), jetzt neben der Haustür von Haus No. 7, nur z.T.
erhalten. Umschrift in gotischen Majuskeln: II • (JTHROURIS 8h 3II2HO (um
1300). Die eingeritzte Zeichnung nicht mehr zu erkennen.