Aschersleben. Das Rathaus: Baubeschreibung — Nordfiügel —- Slidflügel. 79
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Die Fenster sind, abgesehen vom obersten Geschoß, enge, schießscharten-
ähnliehe Schlitze, wie denn der ganze Turm wie ein Stück der Stadtbefestigung
anmutet. Der Turm wirkt wegen der schlechten Verhältnisse der Haube mit
zu großer Durchsicht unerfreulich.
Ausstattung. Kunstvolle Uhr in dem Fach-
° <*»
werkaufsatz (vgl. Tafel XX), Zifferblätter unter der j
Durchsicht. Damit verbunden eine mechanische Spie-
lerei: Zwei Ziegenböcke, die bei jedem Schlage der
Ganzen aufeinander losrennen; darunter eine Kugel,
die den Mondwechsel darstellt. Die Uhr wurde 1669
durch den taubstummen Uhrmacher Caspar Melzer
aus Allstedt mit großen Kosten erneuert. Sie ward
unter die sieben Wunderwerke der Stadt gerechnet.
1680 muß die Uhr aber schon nicht mehr brauchbar
gewesen sein, denn damals wurde der Turm mit einer
Schlaguhr versehen (wenn die Nachricht bei Zittwitz
S. 215 nicht auf die Reparatur selbst zu deuten ist;
vielleicht muß es aber 1580 heißen, da unter diesem
Jahre genau dieselbe Nachricht wiederkehrt; im Chron.
Ascan. freilich steht sie nur unter 1680).
Nordflügel, jetzt neu. Vom alten Bau erhalten
nur ein Erker (s. Tafel XIX) über dem Hauptein-
gange; er ruht auf drei mit je zwei Löwenköpfen, den
Sinnbildern der Wachsamkeit, geschmückten Konsolen.
Brüstung mit zwei Feldern in der Front, das eine
mit dem Stadtwappen, das andere mit plumper ge-
flügelter Figur, die in der Rechten eine Rose hält,
beide in Relief. Die Trennungspfosten mit Blattwerk
gefüllt. Renaissance, 16. Jahrhundert. Mit Ausnahme
der Figur geschickte Arbeit. Sandstein.
Südflügel, zweiteilig. Der Westteil, der sich
an den Turm anlehnt, jetzt neu. Vom Ostteil nur die
Giebelwand unversehrt erhalten. Sie zeigt völlige
Symmetrie. In der Mitte ein wohlprofilierter ver-
blendeter Rundbogen (Hohlkehlen zwischen Platten^
der ein viereckiges Fenster umgibt, mit der Jahres-
zahl 1517 (einst Tür?). Dieser Bogen wird links und
rechts je mit einem jetzt schlichten Fenster flankiert.
Über dem Rundbogen tritt auf reichprofilierter hoher Konsole (Fig. 55 a) ein
viereckiger Erker aus der Wand heraus; seine vier Brüstungsfelder mit spät-
gotischem Blendmaßwerk ausgefüllt, meist in einen Kreis komponierte Segmente
(Profil der Stäbe Fig.55d). Die den Feldern entsprechenden Fenster profiliert;
Fenster und Felder umrahmt von senkrechten, mäßig aus der Wand heraus-
tretenden Leisten mit vertieftem Grund und profiliertem Gesims, das sich über
den Leisten verkröpft. Ein Architrav mit gleichgestalteter Gesimsleiste bildet
den Abschluß. Auf ihm die Inschrift: Sl • DEVS • PRO • NOBIS II QVIS ■
Fig. 54.
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Die Fenster sind, abgesehen vom obersten Geschoß, enge, schießscharten-
ähnliehe Schlitze, wie denn der ganze Turm wie ein Stück der Stadtbefestigung
anmutet. Der Turm wirkt wegen der schlechten Verhältnisse der Haube mit
zu großer Durchsicht unerfreulich.
Ausstattung. Kunstvolle Uhr in dem Fach-
° <*»
werkaufsatz (vgl. Tafel XX), Zifferblätter unter der j
Durchsicht. Damit verbunden eine mechanische Spie-
lerei: Zwei Ziegenböcke, die bei jedem Schlage der
Ganzen aufeinander losrennen; darunter eine Kugel,
die den Mondwechsel darstellt. Die Uhr wurde 1669
durch den taubstummen Uhrmacher Caspar Melzer
aus Allstedt mit großen Kosten erneuert. Sie ward
unter die sieben Wunderwerke der Stadt gerechnet.
1680 muß die Uhr aber schon nicht mehr brauchbar
gewesen sein, denn damals wurde der Turm mit einer
Schlaguhr versehen (wenn die Nachricht bei Zittwitz
S. 215 nicht auf die Reparatur selbst zu deuten ist;
vielleicht muß es aber 1580 heißen, da unter diesem
Jahre genau dieselbe Nachricht wiederkehrt; im Chron.
Ascan. freilich steht sie nur unter 1680).
Nordflügel, jetzt neu. Vom alten Bau erhalten
nur ein Erker (s. Tafel XIX) über dem Hauptein-
gange; er ruht auf drei mit je zwei Löwenköpfen, den
Sinnbildern der Wachsamkeit, geschmückten Konsolen.
Brüstung mit zwei Feldern in der Front, das eine
mit dem Stadtwappen, das andere mit plumper ge-
flügelter Figur, die in der Rechten eine Rose hält,
beide in Relief. Die Trennungspfosten mit Blattwerk
gefüllt. Renaissance, 16. Jahrhundert. Mit Ausnahme
der Figur geschickte Arbeit. Sandstein.
Südflügel, zweiteilig. Der Westteil, der sich
an den Turm anlehnt, jetzt neu. Vom Ostteil nur die
Giebelwand unversehrt erhalten. Sie zeigt völlige
Symmetrie. In der Mitte ein wohlprofilierter ver-
blendeter Rundbogen (Hohlkehlen zwischen Platten^
der ein viereckiges Fenster umgibt, mit der Jahres-
zahl 1517 (einst Tür?). Dieser Bogen wird links und
rechts je mit einem jetzt schlichten Fenster flankiert.
Über dem Rundbogen tritt auf reichprofilierter hoher Konsole (Fig. 55 a) ein
viereckiger Erker aus der Wand heraus; seine vier Brüstungsfelder mit spät-
gotischem Blendmaßwerk ausgefüllt, meist in einen Kreis komponierte Segmente
(Profil der Stäbe Fig.55d). Die den Feldern entsprechenden Fenster profiliert;
Fenster und Felder umrahmt von senkrechten, mäßig aus der Wand heraus-
tretenden Leisten mit vertieftem Grund und profiliertem Gesims, das sich über
den Leisten verkröpft. Ein Architrav mit gleichgestalteter Gesimsleiste bildet
den Abschluß. Auf ihm die Inschrift: Sl • DEVS • PRO • NOBIS II QVIS ■
Fig. 54.