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DIE ÄLTESTEN DENKMÄLER

Sie ähneln den Freckenhorstern in allen Theilen,
also auch im Alter. Die Wegeslinie erscheint
hinter demselben als ,Kettlers
Hagen4 heim ,Bäumker4, Hagen-
kötter4 und ,Baumhöver4 in mäch-
tigen Wällen von beträchtlicher
Ausdehnung geneigt nach Sassen-
berg. Beim Hagenkötter, der, wie
schon der Name andeutet, seinen
Haus- und Ackerplatz aus ihrer
Flucht gewonnen hat, besteht
die Anlage aus fünf Wällen
— Fig. 1 —, davon haben die
drei auf der Emsseite beiläufig
27 Schritte in der Sohlenbreite,
die beiden äusseren eine noch
bedeutendere Grundfläche. Dazu
kömmt, dass man den Hagenbach
künstlich mit dem Werke ver-
bunden hat; er begleitet oder be-
gleitete dasselbe entweder auf der
Emsseite, oder nachdem er es ge-
kreuzt, auf der anderen oder ver-
lief darin, die beiden Aussenwälle
von den inneren trennend. Da das
Ganze, wie es besteht, weder der
Form einer Grenzwehr, noch jener
einer Kriegsstrasse entspricht, so
fragt es sich, ob es beide Zwecke
mit einander verquickt, mit den
drei südlicheren Wällen einen Weg,
mit den anderen eine Schutzwehr
(limes) desselben bildete, oder ob
zwei Wälle von späteren Händen
hinzugethan sind, oder ob hier ein
doppelter Strassendamm vorliegt,
welcher zu Sassenberg wieder
gabelförmig auseinandergegangen
wäre. Vielleicht trägt zur Lösung
der Fragen die Thatsache bei,
dass auch die südliche Uferstrasse
der Ems in der Strecke von Han-
dorf (nordöstlich von Münster) bis
Telgte fünf solcher Wälle von
50 Schritten Sohlenbreite und
zwischen den dreien nach der
Ems hin und den beiden äusseren
einen tiefen nassen Graben hat.

Nach wiederholten Verstümmelungen markirt
sich unsere Linie jenseits des Baumhöver noch
mit vier, weiterhin mit zwei sanft nach Nord-
ost, auf Sassenberg, zielenden Walllinien. Wer
beim Hagenkötter die fünf hochgewölbten Wall-
kronen erblickt, muss sich sofort gestehen, dass
es sich um ein gewaltiges und merkwürdiges
Werk handelt, welches mittelalterlichen Bedürf-
nissen nicht entsprungen sein kann. Es zog
in seiner Breite quer durch die Gemeinde Waren-
dorf; dennoch gehören seine Bewohner ,unter
die Glocken von Sassenberg4 — ein Fall, der
in der Landesgeschichte wohl kaum wiederkehrt,
zumal wenn es sich bestätigt, dafs der Hagen
einst Eigentum der Stadt Warendorf war; später
kam er angeblich in andere Hände und grossen-
theils an die Kettler. Zahl, Stärke und Profil
der Dämme sind den ortsüblichen Landwehren
fremd, die Dämme gleichwohl allmälig ähn-
lichen Zwecken, wie die Landwehren und an-
dere Erdaufwürfe, dienstbar gemacht: Sperren
gegen Raubritter, Kriegshorden und Vagabunden
und namentlich Zollsperren für fahrende Habe
und Kaufleute geworden.

Der Wallzug, welcher die Flucht der Damm-
strasse verlässt und in mehrfacher Knickung
oberhalb Sassenberg auf die Hessel stösst, ist
deutlich späteren Ursprunges und wahrschein-
lich dazu angelegt, die Fluth zwischen der Hessel
und Ems zu reguliren. Jünger ist auch ein
südlich am Hagen beim Baumhöver ausgestreck-
tes Erdwerk — Fig. 2, 5 —, ein 260m langes
unregelmässiges Viereck mit Schmalseiten von
nur 45 oder 50m Ausdehnung, im Innern wohl
später quer durchzogen von zwei Teichen und
im Westen verstärkt mit einer dreieckigen Vor-
lage. Die Einfassungen machen an der einen
Seite der ,Hagen4, an den anderen Seiten dop-
pelte Wälle oder auch doppelte Gräben, und
nur die Aussenseite des vorgelegten Dreiecks be-
gnügt sich mit einem Walle und Aussengraben.
Gefunden wurden, und zwar beim Baumhöver,
jüngere Metallwerkzeuge und Kanonenkugeln;
von letzteren soll eine ganze Wagenfracht dort
unter einer Brücke versenkt sein, ohne Frage
Material aus dem dreissigjährigen Kriege, in dem
nach der Ueberlieferung auch fast alle Häuser
der Umgegend niedergebrannt sind. Auf dem

i.


Wm
 
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