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Bickell, Ludwig [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 1): Kreis Gelnhausen: Textband — Marburg, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.13326#0063

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Die Marienkirche.

45

1347

Von Altären sind nachweisbar in chronologischer Folge:

1) Bei' Nicolansälta* wird öfters genannt; er hatte einen Altaristen, welcher 1426
(Zinsregister des Spitales) neben dem „perrer" genannt ist, war also wohl nicht identisch .
mit dem Hochaltar.........................J Ulkl>' F* v' 71(''

2) Dreifaltigkeitsaltar, „hinter dem obersten Thurm" über dem Grab ihres Bruders l j^jg
von Catharina von Münnerstadt gestiftet, welche für den Altaristen desselben ein Haus I (rothes Buch,
..auf der Kirehhofpforte gein der Kremergasse" kaufte.............J Abschrift p. 104).

3) Kreuzaltar, „unter dem Lettner" öfter genannt...........

4) Mathiasaltar.......................

5) „der selenaltar", wohl in der Michaelscapelle (s. d.).........

6) St. Joistsaltar......................

7) St. Katharinenaltar, „dem Gluckener wegen messe zu lesen sampsdag über santl 1428
Katharinaltar" (in derselben Quelle zu 1435 wird von demselben gesagt: „der ist in (Zinsregister des
der arken" (?)...........................J Spitals).

8) Antoninsaltar....................... 1443

1426
(Berlin. Geinhäuser
Stadtbuch, bl. 162).

1537
(Repert. des
Klostors Himmelau).

1502

9) St. Annenaltar, ist vorhanden und wird eine Messe auf ihn gestiftet . . . .[ (Gelnh< ürk. Dep.

] Marburg- St. A.).

10) St. Johannesaltar, „in der Pfarrkirche". Bei Ablösung einer Gülte des Klosters
Himmelan an den Altaristen desselben genannt. Bei dem späten Datum und da das Re-
pertorium von der protestantischen Pfandherrschaft aufgestellt ist, wird wohl eine Ver-
wechselung mit dem Johannesaltar der Jö'hännitercapelle stattgefunden haben.....

Von all den genannten Altären sind nur 3) und 9) sicher in den noch bestehenden Altarwerken nach-
weisbar. Nr. 1 könnte der jetzt in der Processionscapelle stehende Flügelaltar sein, dessen eine Figur den
heiligen Nicolaus darstellt.

Als Plätze für sonst nicht unterzubringende Altäre kommen vornehmlich die Verlängerungen der Seiten-
schiffe in Betracht, welche ja ursprünglich durch Wände abgetrennt waren und gesonderte Capellen bildeten.
In dem südlichen suche ich den Altar Nr. 2 „hinter dem obersten Thurm", eine Bezeichnung, welche sich er-
klärt wenn man bedenkt, dass der Hauptzugang zur Kirche von Norden stattfand. In der nördlichen West-
capelle lässt eine Wandnische mit leerem Wappenschild und der Jahreszahl | -Iran- | — 1464 ebenfalls die
Stelle eines Altares erkennen, ohne dass es möglich wäre, einem der oben aufgeführten dieselbe zuzuweisen.

Der Hochaltar.

Von dem ersten, dem Titel der Kirche entsprechend wohl der Maria geweihten Hauptaltär ist nur die
Mensa erhalten, welche aus Quadern mit einer grossen Sandsteindeckplatte aufgeführt ist. und eine geräumige,
betretbare, mit einer eisernen Thüre verschlossene Höhlung besitzt1), wie solche an vielen Altären des 13. Jahr-
hunderts in unserer Gegend vorkommt. Das sepulcrum der Mensa ist, wie ebenfalls in Hessen durchgängig,
auf der Vorderseite angebracht, die Weihkreuze einfach, ohne bemerkenswerthe Form.

Auf derselben erhebt sich ein mächtiger, inschriftlich 1500 errichteter Flügelaltar2), bestehend aus einem
in der Mitte rechteckig erhöhten Schrein, welcher mit grossen geschnitzten und bemalten Figuren angefüllt ist,
und von zwei in der Mitte faltbaren, beiderseits bemalten Flügeln verschlossen wird. Das Innere des Schreines
ist durch fialengeschmückte Pfeiler, welche zweiseitig vortretende Baldachine tragen, in fünf Abtheilungen für
je eine Figur getheilt. Die Pfeiler durchdringen die reich profilirte Deckplatte des Schreines, und laufen in
freistehende, mit Krabben besetzte, mit .Masswerk gefüllte und sich durchschneidende Kielbögen aus, die theils
mit reichen Kreuzblumen abschliessen, theils die Endfialen und den prächtigen, zierlich durchbrochenen Mittel-
thnrm stützen. Ein durchbrochener Masswerkfries umsäumt die vordere Oberkante des Schreines.

Das .Material des Altarwerkes ist in den construetiven Theileri und grossen Figuren Eichenholz und
von tadelloser Erhaltung. Das reiche und schon astartig gebildete Zierwerk der Krönungen und der inneren

') Leider ist die Thür durch einen „Heizkörper" der Warmwasserheizung versperrt, und war so die Untersuchung der
inneren Einrichtung nicht möglich. '-') Tab. 82—84.
 
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