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Bickell, Ludwig [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 1): Kreis Gelnhausen: Textband — Marburg, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.13326#0137

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Altenhasslau. Altenmittlau.

119

Die Wirtschaftsgebäude haben zum Theil noch die alten Vorhangsbogenfenster aus der Bauperiode
um 1550 bewahrt, wie sie der Erinnerung des Verfassers nach auch der abgebrochene Flügel besass. Das
Eingangsthor des östlichen (cf. Tab. 182 Fig. 17—19) ist dagegen schon 1686 verändert.

Der Gutshof der von Carlshausen am Nordende des Ortes wird schon 1377 genannt, wo ihn
die von Bleichenbach besassen. 1377 kam er an die von Hutten, 1388 von Kolling (cf. Arnd, Geschichte
von Hanau, p. 64 und Urk. IV, 64 und 399). Der Sage nach sollen die von Carlshausen in den 20er Jahren
viele Quadern der Burg zu einem Neubau ihres Hofes verwendet haben. Thatsächlich tindet sich nach genauer
Besichtigung aller Mauern kein „gemetztes" Stück, das der Pfalz entstammen kann. Dagegen sind an dem
Herrenhause zwei Kaniinconsolen, ähnlich denen des Hauptkaniins im Palas als Treppenwangen verwendet.
Die wie p. 18 nachgewiesen dorthin gelangten Buckelquadern müssten also umgearbeitet sein. An der Thüre,
vor welcher jene Consolen liegen, befindet sich ein schöner geschniiedeter Glockenzug aus dem 18. Jahrhundert.

Altenmittlau.

Dorf von 600 Einwohnern, l!1/s Stunden südlich von Gelnhausen. Der Name desselben kommt erst
1344 (Urk. II, p. 634) in dieser Form vor, während sowohl das jetzige Altenmittlau als Niedermittlau im
Mittelalter meist nur Mittlau genannt wurden. Altmittlau wird thatsächlich der ältere, wenn auch seiner ungüns-
tigeren Lage halber stets unbedeutende und kirchlich unselbständige Ort sein, während das in der fruchtbaren
Thalsohle gelegene Niedermittlau schon 1258 als es von Meerholz erkauft wurde, als villa Mittla major, tarn
superior quam inferior bezeichnet wird (Urk. I, 253) und bereits 1265 eine Kirche hatte. Auch Altenmittlau ge-
hörte dem Kloster Meerholz, jetzt der kathol. Pfarrei Somborn als Filial an.

Die Capelle St. Laurentius und St. Georg

hat nach Steiner p. 95 bereits 1426 bestanden, und wurde nach einer Inschrift über der Westthüre derselben
1749 vollständig umgebaut (cf. auch Arnd, Geschichte der Provinz Hanau). Ihr rechteckiges aus Bruchstein
errichtetes kurzes Schiff mit gratigen Tonnengewölben hat eine polygone Apsis mit rippenlosem Stichkappen-
gewölbe, welches auf in die Ecken verkröpften antikisirenden Pilastern ruht. Das Westportal hat einen an den
Ecken verkröpften rechteckigen, flachprofilirten Rahmen. Die Fenster an Schiff und Chor sind unprofilirt rundbogig.
Der Dachreiter, von guten Verhältnissen und wirksamer Silhouette, trägt ein schmiedeeisernes, reiches Doppel-
kreuz (cf. Tab. 187).

Der Hochaltar hat eine gemauerte Mensa mit einfach abgefasster Deckplatte und quadratischem
Schrank auf der Rückseite, die aus der alten Kirche übernommen sein muss, trotzdem der ganze übrige Bau
keine älteren Spuren zeigt. Der Aufsatz in den Formen des spätem Barockstyles, ähnelt dem zu Somborn
(cf. Tab. 305) und zeigt auf dem mittleren Tafelbild eine Madonna, zur Seite die aus Holz geschnitzten be-
inalten und vergoldeten Standbilder von St. Petrus und Paulus.

Die Seitenaltäre an den weit vorspringenden Triumphbogenpfeilern, sind etwas später entstanden,
und zeigen links das Standbild des heil. Marcus, rechts das der heil. Anna.

Kanzel und Gestühl gehören der Erbauungszeit an, und sind auf der Innenansicht (Tab. 188)
genügend dargestellt.

Die Orgel auf der Westemporo hat ein modernes, im Auf hau charakterloses Gehäuse.
Die Altargeräthe, Monstranz und Kelch, gleichen denen zu Somborn und dürften derselben Werk-
statt angehören, sind jedoch einfacher im Ornament.

Zwei Glocken hängen in dem Dachreiter.

Vor dem Ort am Weg nach Bernbach liegt ein schlichtes steinernes Heiligenhäuschen mit einem
kleinen Altar aus dem 18. Jahrhundert ohne allen Kunstwerth.
 
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