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Bickell, Ludwig [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 1): Kreis Gelnhausen: Textband — Marburg, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.13326#0098

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80

Das Hospital zum heiligen Geist.

zu dem Hospitalegarten, auf der Westseite befand sich dagegen in einer Stiehbogenblende eine vermauerte
Thüre, welche später in eine grosse breite Oeffnung mit wohl erkennbarer Fuge eingesetzt war. Sämmtliche
Rundbogenfenster des Baues an .Mittel-, Seitenschiff und Chortheilen hatten beiderseits abgeschrägte, sauber
bearbeitete Quadergewände, die über den nahe gerückten Fenstern des Chorquadrates beiderseits befindlichen
Rundfenster dagegen waren auffallender Weise nur in getünchtem Bruchstein ausgeführt. Zur besseren Be-
leuchtung der Altarplätze war das südliche Apsidenfenster spätgothisch erweitert und ein neues kleines, mit
Nasen besetztes Spitzbogenfenster im Seitenschiff eingesetzt.

Im Innern ruhte die Mittelscbiffwand nach Süden auf breiten, niedrigen, von dem Profil A als Kämpfer
untzogenen Pfeilern, die durch ungegliederte Rundbögen verbunden waren, über denen in der Höhe der Vierungs-
capitäle ein gleiches (iesims herlief, während die Nordwand eines solchen entbehrte. Die Westwand hatte
wegen des anstossenden Baues nur ein hochgelegenes kleines Giebelfenster. Im Cborquadrat trugen leis
spitzbogige Guftbögen und halbkreisförmige Schildbögen von flachem Profil nebst starken, rechteckigen gefassten
Kreuzrippen, ohne Schlussstein das Gewölbe. Die Hippen süssen im Osten auf den Capitälen von Kckdiensten.
deren Sockel im Fussboden versteckt waren, im Westen auf Consolen (cf. Tab, 114, A — D und Tab. 115).

An den Wänden waren Beste einer Bemalung aus der Zeit der Herstellung nach dem 30jährigen Krieg
erhalten : Umrahmung der Arkadenbögen und Laibungen mit Diamantquadern in schwarz-grau weiss, ein Rauteri-
muster mit einfachem Blattmuster in den Maschen an der Südseite des Chörquadrateis in roth-schwarz-w eiss
Ii. dgl. Darunter waren Spuren einer älteren Maleren früher zu sehen gewesen, konnten ahm- in dem Chaos
der Verwüstung nicht verfolgt werden.

Sculpirte Theile sind ausser den Portalen und den beiden jetzt ebenfalls in der iiurg aufbewahrten
Capitälen an dem Schlichten Bau nicht vorhanden gewesen, um so mehr ist bei der sicheren Datirung des
Baues zu bedauern, dass die Portale wenigstens nicht zum Vergleich mit anderen Gelnhäuser Bauten benutzt
werden können.

Steinmetzenzeichen haben sieh nicht auffinden lassen, dagegen trägt der Strebepfeiler der Südseite an
der auf dem Grundriss mit f bezeichneten Stelle die Tab. 96 wiedergegebene Inschrift, welche wohl ..Salve- zu
lesen ist und darüber eine Sonnenuhr mit gleitdien Zeichen wie die an St. Peter, welche neben der an der
Marienkirche wohl dem 13. Jahrhundert noch angehören dürfte. Auch das Innere dieser Kirche wurde zu Be-
gräbnissen benutzt, wenn sie auch wie die mangelnden Altarstiftungen und die geringe Zahl der von Hundes-
hagen (ohne Tabloaiii abgebildeten Grabsteine anzudeuten scheint, nicht von ihm Bürgern besonders begünstigt
wurden ist.

Von besonderem Interesse für die Baugeschichte der Hospitäler im Mittelalter ist die auch hier nach-
weisbare direkte Verbindung der Kirche mit dem Krankenraum, welcher nach der Breite der vermauerten Oeffnung
nur ein ungetheilter Raum gewesen sein kann.

Grabsteine.

Von den obenerwähnten Grabsteinen waren bei den dem 14. und 15. Jahrhundert Angehörigen 7
älteren nur noch die Wappen erkennbar.

|1.] Grabstein oben giebelförmig geschlossen, mit Spitzschild darauf ;; Maiglöckchen (oder Schellen?).
2.] Grabstein mit Spitzschild, darauf zwei gekreuzte Mauerhaken.
,'l.J Grabstein desgl. mit einem Mauerhaken.
4.] Grabstein desgl. mit einem Querbalken.

[5.] Grabstein desgl. mit einem Querbalken, darüber in Minuskeln b und 1. darunter r, unter dem

Wappen ein Kelch.
[6.] Grabstein mit Tartsche und Ziegenkopf.
[7.] Gräbstein mit unentzifferbarer Minuskelinschrift.

p8.] (irabstein mit der Inschrift: VXOR : MI- XYCEXII 22. IAX. 1570.
[9.] -10. Grabstein für 3 Kinder des M. Mesomylius aus 1601, 6 und 8.

[11.| Grabstein des am 27. .Mai 1646 im Kampf vor Gelnhausen gefallenen schwedischen Leutnants Maximilian
von der Knesebeck, Erbherr, auf Wittigen im Land Lüneburg.

Mit dem Wappen: geviert mit einem Steinbock und einer Vogelkralle. Helmzier: drei Fähnchen.
 
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