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Bickell, Ludwig [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 1): Kreis Gelnhausen: Textband — Marburg, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.13326#0111

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Das Kloster Bimmelau.

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Siegfried muss der Familie von Breidenbach angehört haben. Einmal tragen in derselben Jahrhundertc
lang oft mehrere Personen diesen Namen gleichzeitig, während er in anderen Patricierfamilien des Ortes kaum
vorkommt. Dann kommen entsprechend der Testamentsbestimmung, dass womöglich septem puellae de gmere
nostro dem Kloster angehören sollten, solche thatsächlich auch als Aebtissinnen vor, wie denn die letzte eine
Dorothea v. B. war. Alle in dem Testament nur mit dem Vornamen aufgeführten Brüder rinden sich mit
demselben Vornamen als Breidenbachs in anderen Urkunden dieser Zeit.

Das Kloster hatte bereits im Jahre 1320 eine ecclesia infra septa monasteril sanctimonialium in Himelauwe,
sub vocabulo beatorum Lucii et Florini constructa (Urkb. II, 198) mit einem Caplan und einem Altaristen (1426,
Berlin, Geinhäuser Stadtbuch, fol. 188, für welche ausserhalb der Clausur — zwischen Kloster und neuer Mühle
- ein eigener Bau bestand. (Marburg, Staatsarchiv. Dep. des Stadtarchivs Greinhausen.) In der Kirche
befanden sich ein bereits 1344 dotirter Frauenaltar (Urkb. IV, p. 883), ein Johannesaltar 1430 und ein Margarethen-
altar (Marburg, Staatsarchiv, Repertorium des Klosters von 1537 und Urkunden des Klosters). Im Jahre 1386
erlitt das Kloster einen Brand, über dessen Umfang nichts näheres bekannt ist (Urk. IV, p. 361).

Ueber die Architektur des Klosters kann aus der kleinen Abbildung nur soviel entnommen werden,
dass die Kirche ähnlich wie die Capelle des Arnsburger Hofes und die heilige Kreuzkapelle eingerichtet,
vielleicht von dem gleichen Steinmetz wie letztere nach dem Brand erbaut gewesen ist, Fragmente derselben
haben sich nirgends auffinden lassen. Im Jahre 1561 hatte die erwähnte letzte Aebtissin und die beiden einzigen
weiteren Insassen: Getta von Neubergk und Anna Riedeselin das Kloster der Pfandherrschaft (Pfalz und Hanau)
gegen ein jährliches Deputat an Geld und Früchten überlassen, und diese verkaufte es im folgenden Jahre für
14000 fi. an die Stadt (Staatsarchiv Marburg, Dep. des Stadtarchivs von Gelnhausen), welche die Ländereien
dem Spital überwies. Ueber die Gebäude verlautet nichts, sie müssen aber noch 1680 in gutem Stand gewesen
sein, da damals die Franziskaner zu Salmünster den Versuch machten, sie zu erwerben und wieder als Kloster
einzurichten. Auf Consultation des Rechtsgelehrten Dr. Glock zu Frankfurt a. M. wurden sie aber vom Rath
höflich abgewiesen (Stadtarch, Rathsprotokoll d. .1.). Später wurden sie zu einer Schäferei eingerichtet und
sollen um 1777 abgebrochen sein (Junghans, p. 220).
 
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