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Bickell, Ludwig [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 1): Kreis Gelnhausen: Textband — Marburg, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.13326#0129

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Private Wohnbauten,

111

Der Hauptsitz der angesehenen Familie nmss um die Wende des 15. Jahrhunderts ein sehr umfang-
reicher und luxuriös eingerichteter gewesen sein, da Kaiser Maximilian bei seiner Anwesenheit in Gelnhausen
im Jahre 1500 nicht in der Burg, sondern hier abstieg. Noch in den dreissiger Jahren des neunzehnten
Jahrhunderts standen umfängliehe Theile desselben als malerische Ruine am Ausgang des Untermarktes zur
Judengasse, von der nur der mit einem schönen Familiemvappen (Tab. 162) geschmückte, mit Kreuzstockfenstern
versehene östliche Theil nothdürftig gedeckt als Scheuer diente. Huld hat den Hau 1829 in einer feinen Feder-
zeichnung verewigt, welche leider nicht in sein schönes Werk überging, jedoch in der Familie erhalten blieb
und auf Tab. 161 reproducirt ist. Andere von dem Universitätszeicheulehrer Dr. Hach zu Marburg herrührende
in Gelnhausen mehrfach vorhandene Ansichten des Untermarktes mit dem Storchnest stehen dagegen weit zurück.

Auch Hundeshagen hat eine schlechte Ansicht, der im Volksmund mit Storchnest bezeichneten Ruine,
giebt aber in seinen Brouillons die Scizze eines Fensters, welche mit dem des unter Nr. 13 genannten Hauses
übereinstimmt (Tab. 172).

Die rechts von dem Eingang gelegene, nach der Strasse offene Halle beweist, dass diese speciell in
Gelnhausen beliebten Anlagen nicht nur gewerblichen Zwecken dienten, sondern wohl auch als geschätzter Sitz-
platz an heisscn Sommertagen und zu Repräsentationszwecken.

Die Umschrift des Wappens, welches sich noch an alter Stelle befindet, lautet:

3n • bcm ■ iar • bcs • f/ern • | ZTTcjcqdrmxt • freöeridj • von • bvcybc j nbadj • fol, öifert • bat» • ufo,cbradit.

7) Am Pfarrkirchhofdurchgang, jetzt Küsterliaus. Nr. 457, Tab. 178. Fig. 1 und 2.

Dies ist wohl das Haus, welches nach dem rothen Buch Bl. 105 im Jahre 1418 Katharina von Münner-
stadt für den Altaristen des von ihr gestifteten Altars kaufte und welches ..auf der Pfarrkirchhofspforte gein
der Kremergasse" genannt ist (Jungk, p. 444).

Das Haus aus Bruchsteinen mit Hausteindetail erbaut, hat noch zum Theil die alten mit Hohlkehle
und Schalterfälz profilirten, zu zwei und drei gruppirte Fenster, die Hausthur ist jedoch modern. In den aus
einem grossen Tonnengewölbe bestehenden Keller führt ein äusserer Kellerhals. Das Erdgeschoss nimmt zu */
Breite eine hohe Halle, mit achteckiger hölzerner Mittelsäule ein, in dem übrigen Raum ist nach vorn über dem
Kellerhals eine 6 Stufen höher gelegene Stube, hinten die in voller Höhe durchgehende Küche mit grossem
Rauchfang angelegt. Eine hölzerne Wendeltreppe führt zu dem Zwischengeschöss und zu dem Gang des Ober-
stockes, dessen Wände zum Theil noch mit den alten, den Pfosten angearbeiteten Spitzbögenthürrähmen versehen
sind. Gänge und Kammern sind mit Ziegeiniessen belegt. Im Hausflur mündet ein mit Klappe \ erschlossener
Schacht der den Scheitel des Kellergewölbes durchbricht, um von oben bequem Feldfrüchte einbringen
zu können.

8) Der Bischofshof, jetzt „Stadtschreiberei", Sitz des Landrathsamtes, Nr. 05. Stadtplan 22.

In dem Abschnitt „Kloster Himmelau" ist nachzuweisen versucht, dass dies der väterliche Hof des
Bischofs Siegfried von Chur gewesen sein muss. Von der ursprünglichen Anlage rührt noch das schöne, leider
jetzt mit Qelfarbe weiss gestrichene Thor her, und der Unterstock des nördlichen Flügels mit einem breiten
Spitzbogenfenster, welches die noch jetzt dort belegene Küche erhellte, und wohl gleichzeitig zum Verabreichen
von Speisen an Arme diente. Auch der Unterstock des südlichen Flügels scheint alt. ist aber durch Tünche
und verschiedene Modernisirungen entstellt. Auf dem Hof steht eine massive unterkellerte Scheuer von 1566,
und nach dem Johanniterhof hin ist das Grundstück durch eine dem Thorbau gleichzeitige hohe Mauer ab-
geschlossen, welche eine Zusammengehörigkeit mit diesen Hof ausschliesst. Der nach der Säcularisation des
Klosters Himmelau an die Stadt gelangte Hof war im vorigen Jahrhundert Sitz des Amtmannes. Die Scizze
auf Tab. 178 giebt die Ansicht des älteren Flügels. Üeber das Thor vergl. p. 99.

9) Alte Schmidtgasse Nr. 106, jetzt von Kutzleben. Stadtplan 26.

Der circa 1500 errichtete Kernbau ist im Anfang des vorigen Jahrhunderts mit einem Vorbau, neuer
Hajisthüre und zum Theil auch Fenstern versehen, sodass diese nur auf der Hofseite alt sind. Die steinerne
Wendeltreppe auf der Rückseite des Hauses enthält den im Abschnitt Brunnen p. 108 erwähnten Ziehbrunnen.
Das Erkerzimmer hat einfache gute Barocktäfelungen. Bemerkenswerth ist der auf Tab. 167 sichtbare Anbau
mit einem schräggerichteten „Guckfensterchen" und eine kleine Renaissancepforte nach Norden.

10) Töpfergas sc Nr. 69, jetzt Metzler. Dreistöckiger Rruehsteinbau mit hohem Giebel.

Bei dem im Jahre 1895 vorgenommenen Umbau trat hinter der Freitreppe eine schöne mit gekreuzten
 
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