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19 b »Seestück mit einem beglichen Vordergründe, zwey am Gestade
sitzende Frauen und zwey Männer, die auf einer aus dem Wasser her-
vorragenden Stelle stehen, beobachten den hinter schweren Wolken auf-
steigenden Vollmond, von demselben [Kat. 281]«
19 c »Scene aus der Nordsee mit bläulicher Ferne und Eisbergen im
Hintergründe, v. d. [Kat. 312]«
19 d »Flache Landschaft im Abendroth beleuchtet, mit einer einzigen
wandernden weiblichen Figur, v. d. [Kat. 313]«
19 e »Waldscene, die Bäume mit Reif gedeckt, v. d. [Kat. 314]«
ANONYM [Über die Prager Ausstellung von 1824]. Archiv für Ge-
schichte^ Statistik, Literatur und Kunst XV, 1824, S. 377
Im Fache der Landschaftsmalerey gebührt der Preis unstreitig den eh-
renwerten Gästen, den Herrn Professoren aus Dresden, C. D. Friedrich
und J. Dahl. Aus den Gemälden des ersteren spricht ein tiefes, aber
kein künstlerisch freudiges Gemüth, eine düstere Phantasie, die trauri-
gen, aber vielleicht eben des Schmerzes wegen, den sie verursachen,
theuer gewordenen Erinnerungen nachhängt. Übrigens weiss er den
Effekt wohl zu berechnen, und mit Sicherheit zu erreichen. Von ihm
waren da: Ideale Scene eines arktischen Meeres, ein gescheitertes Schiff
unter den aufgethürmten Eismassen (19 a).
Diese sind im Vordergründe, nur hier und da blickt eine Trümmer des
Wraks hervor, dessen Grössen Verhältnis verständig durch den Eisberg
angedeutet ist. So wenig der Tod uns geeignet scheint, als Gegenstand
bildender Kunst, so wenig möchten wir eine so ganz leblose, einförmige,
öde Naturansicht einem Maler empfehlen. Da wir keinen Maßstab für
solche Gegenstände haben, so können wir über die Wahrheit kein Ur-
theil fällen; nach der Analogie aber schließend von unsrer Erfahrung,
finden wir die Eisschollen hier und da nicht durchsichtig genug, auch
konnten wir das schaumartige Weiss, was sich an und zwischen die
Schollen legt, nicht ganz erkennen. Auch die Perspective, in der die
entfernten Eisberge stehen, schien uns nicht richtig motiviert. Der
Schneehimmel ist trefflich. Wir halten dieses Gemählde für Studium,
das später in irgend einer Composition verarbeitet werden soll. Als
solches ist es vortrefflich [Kat. 311].
Das meiste poetische Leben fanden wir in dem Seestücke (19 b) mit
hüglichtem Vorgrunde. Am Gestade sitzen zwey Frauen, tiefer ins
Meer hinein auf gerundeten Klippenkuppen, zu denen vom Strande
mehrere Zwischenklippen führen, — deren Distanz einigen zu beträcht-
lich schien, daher das Gelangen zu dem Standpunkte unwahrscheinlich,
stehen zwey Männer, den hinter schweren Wolken auf steigenden Voll-
mond betrachtend. Der ganze Himmel ist in Nebel gehüllt, dunkelvio-
lett, wie bei uns nie. Nicht die volle Scheibe des Mondes erhellt das
Gemählde, sondern es flimmert nur zwischen zerrissenen Wolken durch,
die so versilbert wunderbar ahstechen gegen das Dunkel, und so eine
Mittellinie zum hell durchstrahlenden Mondschimmer bilden. Mit Mei-
sterschaft aber und überraschender Wahrheit ist das flimmernde Mond-
licht, wie es sich in den plätschernden Wellen bricht, behandelt, dass
men die Bewegung zu sehen glaubt. Die oben besprochene Staffage
zeigt den echten denkenden Künstler. Wie Homer, wenn er eine Natur-
scene mahlt, uns einen Hirten z. B. vorführt, der sie beobachtet, so hat
auch hier der Mahler seine Figuren hingestellt, dass sie dem Beschauer
deuten, wohin er seine Aufmerksamkeit richten soll [Kat. 281].
Die Scene aus der Nordsee mit bläulicher Ferne und Eisbergen im Hin-
tergründe (19 c) [Kat. 312] und die flache Landschaft (19 d) im Abend-
roth mit der wandernden Frau wollte uns am wenigsten zusagen, indem
gerade das Beste daran, das durch den jungen Wald durchfallende
Licht, hey dem gar zu geringen Umfang des Bildchens verloren ging.
Wenn der Wald näher gerückt, etwas dunkler gehalten wäre, wie es
auch die Wahrheit erheischt, so wäre das doch deutlicher hervorgetre-
ten [Kat. 313]. Auch diese halten wir nur für Studien, wie auch die mit
Pieif bedeckte Waldscene (19 e), die aber in der von uns aufgestellten
Hypothese volles Lob verdiente [Kat. 314].
X, Zeitung der Ereignisse und Ansichten. Prag [Über die Kunstausstel-
lung 1824]. Der Gesellschafter 1824, S. 352.
Herr Prof. Friedrich zu Dresden gab fünf Landschaften in Oel, und
zwar: a. Ideale Scene: ein gescheitertes Schiff unter den aufgethürm-
ten Eismassen [Kat. 311]. b. Seestück mit einem hüglichen Vorgrunde;
zwei am Gestade sitzende Frauen und zwei Männer, die auf einer aus
dem Wasser hervorragenden Stelle stehen, beobachten den hinter
schweren Wolken aufsteigenden Vollmond [Kat. 281]. c. Scene aus der

Nordsee mit bläulicher Ferne und Eisbergen im Hintergründe [Kat.
312] . d. Flache Landschaft, vom Abendroth beleuchtet, mit einer ein-
zigen wandernden weiblichen Figur [Kat. 313]. e. Waldscene; die
Bäume sind mit Reif bedeckt [Kat. 314]. In allen diesen angenehmen
kleinen Gebilden zeigt sich ein tiefes Studium der Natur, ein Walten
düsterer Phantasie, die ihrer Stimmung folgt und mannigfaltigen Reiz
und Wahrheit entwickelt. Besonders hat den Kenner die Landschaft e.
entzückt, indeß die Dillettanten sich von b. mehr angezogen fühlten.
AN ONYM, Die Kunstausstellung zu Prag im Jahre 1824. Kunstblatt
5, 1824, S. 208
Hrn. Professor Friedrichs Landschaften: a. Scene eines arktischen
Meeres [Kat. 311], b. ein Seestück mit hüglichten Vorgründen hey auf-
gehendem Monde [Kat. 281], und die drey kleinen Landschaften [Kat.
312-314], sind Beweise, was die Landschaftsmalerey vermag, wenn ihr
eine Idee oder Stimmung des Künstlers unterliegt, oder, was gleich ist,
wenn solche zum Organ der Poesie wird, ohne dass die einzelnen Ge-
genstände etwas von ihrem Naturcharakter verlieren.
ANONYM, Ueber die Kunstausstellung zu Prag. Merkur. Mittheilun-
gen aus Forräthen der Heimat und der Fremde für Wissenschaft und
Kunst 1824, S. 239
Lassen Sie mich jetzt zu den Landschaften Ihres geehrten Prof. C. D.
Friedrich übergehen. Von ihm sahen wir a) eine ideale Szene eines
arktischen Meeres, ein gescheitertes Schiff unter den aufgethürmten
Eismassen [Kat. 311]. b) Seestück mit hüglichtem Vorgrunde, zwei am
Gestade sitzende Frauen und zwei Männer, die auf einer aus dem Was-
ser hervorragenden Stelle stehen, beobachten den hinter schweren Wol-
ken aufsteigenden Vollmond [Kat. 281]. c) Szene aus der Nordsee mit
bläulicher Ferne und Eisbergen [Kat. 312]. d) Flache Landschaft, von
Abendroth beleuchtet, mit einer einzigen wandernden weiblichen Fi-
gur [Kat. 313]. e) Waldszene, die Bäume sind mit Reif bedeckt [Kat.
314]. Alles herrliche Darstellungen, das tiefe Studium der Natur und
den Besitz einer bewunderungswürdigen Kunstfertigkeit beurkundend,
besonders hat a, b und e die Augen der Kenner am meisten beschäftigt,
indeß sich der große Haufe meist nur zu b drängte.
ANONYM, Correspondenz Nachricht. Prag Ende Juny. Wiener Zeit-
schrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode 1824, S. 780
Auch aus Dresden haben wir einige sehr ausgezeichnete Gemälde er-
halten, nämlich neun Landschaften, ein historisches Bild und ein Por-
trät. Professor Friedrich lieferte fünf der ersten: 1. Seestück mit Mond-
beleuchtung [Kat. 281]; 2. Scene aus dem arctischen Meer mit einem
gescheiterten Schiffe unter den hochaufgeschichteten Eismassen [Kat.
311]; 3. Scene aus der Nordsee mit bläulicher Ferne und Eisbergen im
Hintergründe [Kat. 312]; 4. Einfache Landschaft im Abendscheine [Kat.
313] ; 5. Waldscene; die Bäume mit Reif bedeckt [Kat. 314].
Verzeichniß der am Augustustage den 3. August 1824 . . . ausgestellten
Kunstwerke. DRESDEN 1824
581: Überreste einer alten Kapelle, Oelgem. eigne Composition, vom
Prof. C. D. Friedrich [Kat. 316].
582 : Das Eismeer, eben so, von demselben [Kat. 311].
583: Eine Gebirgsgegend, nach einer Zeichnung des Prof. Carus,
Oelgem. von dems. [Kat. 317].
ANONYM, Ueber die Kunstausstellung in Dresden. Literarisches
Conversations-Blatt 1824, S. 821
Wer sich für anerkannte Meister, wie Vogel, Dahl, Friedrich, inter-
essiert, wird sie wahrscheinlich lieber in ihren Werkstätten auf suchen
als in diesem Gewühle, . . . Vogel hat diesmal nur vier Porträts . . . Dahl
fünf Bilder . . . Friedrich zwei, deren eins wieder ein unglücklicher
Schiffbruch auf dem Eismeere ist. Ich bekenne, daß ich solche Gegen-
stände außer dem Gebiet der Malerei erachte, was in der That sollen
die Farben, was die Seele in einige Eisklumpen hineinzaubem [Kat.
311]?
ANONYM, Ueber die diesjährige Kunstausstellung in Dresden. Lite-
rarisches Conversations-Blatt 1824, S. 979, 980
[Dialog] Rosa. Diese herrliche großartige Natur auf der Landschaft
hier, die Prof. Friedrich nach einer Zeichnung des geistvollen Carus
malte. Sieh, Fedor, wie die Gebirgsmassen sich himmelan thürmen;
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