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zufällig erinnern die Stangen an weggeworfene Krücken (vgl.
Kat. 194). Die Stimmung des Bildes ist durch den Nebel geheim-
nisvoll, doch keineswegs bedrohlich, sondern eher heiter, da das
Licht den Nebel durchdringt. Die Tageszeit scheint früher Mor-
gen zu sein. Das Bild ist nicht Antithese zu seinem Gegenstück,
sondern Variation und Fortsetzung. Siehe auch S. 25.

159 Farbtafel 3, S. 19


Lit.: Semler 1808, S. 183; Morgenblatt f. d. gebild. Stände 1808,
S. 132; Runge 1841, II, S. 358 (siehe Kat. 158); v. Holst 1938, S.
1, 2; Auktionskat. Fischer, Luzern, 23.-26.8.1939, Nr. 1666 a
(erstmals abgeb.); Eberlein 1940, Abb. 69 (um 1808); de Pry-
bram-Gladona 1942, S. 70 Anm. 391, 392; v. Holst 1943, S. 322;
Börsch-Supan 1960, S. 80, 81; Sumowski 1970, S. 6, 75, 91, 92,
100, 190, 194 (Motiv des Nebels im 18. Jh. Sinnbild der Gottferne
und der Versuchung).
Ausstellungskat.: Mitau 1894 (Hinweis v. Holst 1938); Dresden
1928, Nr.97; Berlin 1932, Nr.54; Wien 1940, Nr. 19; London
1972, Nr. 30.
Sammlungskat.: 1967, S. 17.

160/161 Gotische Ruinen am Wasser
Öl, möglicherweise kleinformatig.
Verschollen.
Möglicherweise identisch mit zwei »Miniaturgemälden«, die
Gerhard von Kügelgen um 1808 für einen Rigaer Kaufmann
Klein, in dessen Auftrag er eine Gemäldesammlung zusammen-
stellte, erworben hat. In einem Brief vom Mai 1808 schreibt Ger-
hard von Kügelgen an seinen Bruder Karl: »Das Gemäldekabi-
nett für Klein zu besorgen, ist meine größte Freude. Male Du
ihm dazu zwei Bilder, ich hoffe, er wird dann mehr wollen. Klein
zeigt mir in diesem Geschäft ein Vertrauen, das mich wirklich
rührt.« (Marie Helene v. Kügelgen 1900, S. 134). Die beiden
Bilder Friedrichs werden dann in der Zeitung für die elegante
Welt vom 3.2. und 24.8.1809 als Bestandteil der Sammlung
Kleins erwähnt und in dem letztgenannten Artikel wie folgt
charakterisiert:: »In solchen Szenen, wo Grab und Wiedererste-
hen, Leben und Tod, Erstarrung und Erwärmung miteinander
im Kampf liegen, wo über dem Verödeten und Vergänglichen
das Belebende und Ewigdauernde Siegreiche, wie der Gedanke
über dem Stoff schwebt, ist unser Friedrich ein unübertroffener
Meister.« Es könnte sich durchaus um die beiden Ölgemälde han-
deln, die im Morgenblatt für gebildete Stände vom 8. 2. 1808 im
Atelier Friedrichs als »Zwey Blätter« beschrieben werden,
»welche gothische Ruinen an der Meeresküste vorstellen, recht
nordisch, fast wild, mit großer Kunst behandelt«. Sumowski hat

mit gutem Grund vermutet, daß es sich um Darstellungen von
Eldena gehandelt hat. Nach der Beschreibung vom 24.8.1809
war in den Gegenstücken vermutlich eine Jahreszeitenthematik
vielleicht in der Art der Bilderpaare Kat. 162 und 163 sowie Kat.
164 und 165 angeschlagen.
Lit.: Morgenblatt f. d. gebild. Stände 1808, S. 132; Zeitung f. d.
eleg. Welt 1809, Sp. 192, 1340; Sumowski 1970, S. 194 Kat. 80,
81, 196 Kat. 94, 95 (bezieht die Erwähnungen auf verschiedene
Bilderpaare).
162 Hünengrab im Schnee
Öl auf Lwd. 61,5x80 cm. Auf der Rückseite 4 Zettel: »Friedrich.
Akadem. Zeitschrift, Bd. 2 Heft 2 Seite 40 Nr. 14« (= Greifswal-
der Akademische Zeitschrift, wo das Bild als Besitz von Schilde-
ner genannt ist. Da der Zettel bereits im Katalog der Jahrhun-
dertausstellung von 1906 erwähnt wird, gibt er eine Tradition
wieder, die zumindest bis in die Familie Dahls zurückweist);
»Caspar David Friedrich geb. zu Greifswald in Pommern 1774
gest. zu Dresden im Mai 1840 Besitz des H. Sigwald Dahl«. »An
Cathi geschenkt 1895 von S. Dahl« ; »Caspar David Friedrich geb.
1774 d. 5t September zu Greifswalde in Pommeren zu Dresden
d. 7 Mai«.
Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Gemäldegalerie, Nr. 2196.
Seit 1826 im Besitz Carl Schildeners in Greifswald nachweisbar
(mit Maßangaben 2' 2" x 2' 9" = sächs. Zoll, ca. 61x77,5 cm) und
am 30.9. 1845 mit der Slg. Schildener in Leipzig versteigert (Klar;
Nr. 2383, »Winterlandschaft mit Hünengrab, Ansicht bei Gütz-
kow«, 223/4„ x291/2„ = Pariser Zoll, 61,4x79,6 cm); vermutlich
von Dahl ersteigert, in seiner Liste von Bildern Friedrichs in
seinem Besitz vom 7.7. 1847 als Nr. 1 aufgeführt. Bei der Be-
merkung in Dahls Zettelkatalog in Oslo »Winterlandschaft mit
einem zerfallenen Opferstein . . . Gezeichnet auf Rügen 1815 -
gemalt 1819, nach Dr. Kummers Aussage, der ihn begleitete«
handelt es sich offenbar um eine Verwechslung mit dem 1840
von Dahl verkauften Bild Kat. 263, wo tatsächlich ein zerfallener
Opferstein dargestellt ist. Das intakte Hünengrab dieses Bildes
ist bereits 1802 gezeichnet worden. 1858 als dessen Besitz in
München ausgestellt (Sigismund); 1859 ^-er Versteigerung der
Slg. Dahl (Sigismund; Nr. 92, »Winterlandschaft mit einem zer-
fallenen Opferstein oder Hünengrab, umgeben von drei Eichen«,
1 Elle x 1 Elle gVs" = sächs. Zoll, vermutlich im Rahmen ge-
messen, 58,7x78,6 cm); 1905 aus dem Nachlaß von Johann Sig-
wald Dahl erworben.
Zeichnungen: Hünengrab = 19.3. 1802, Köln, H. 269, Prause 1967
Abb. 4, Quistorp berichtet in Schildeners Aufsatz von 1828, wie
die Zeichnung entstand (Schmitt 1939); Eiche links = 1804, Karls-
ruhe, Privatbesitz, Skizzenbuch S. 9 (Abb. 26); linke Eiche im
Hintergrund = 26.4. 1804, Karlsruhe, Privatbesitz, Skizzenbuch
S. 7 (Abb. 25).
Verschollene Zeichnung: Eiche rechts vorn = Kat. 165, 254 und
365 (v. Einem 1938).
Um 1807 gemalt, da von Schildener 1828 als »eines der ersten
ausgeführten Oelgemälde Friedrichs« bezeichnet. Diese Aussage
wird durch den stilistischen Befund bestätigt.
Die alten verstümmelten Eichen symbolisieren eine heidnisch-
heroische Lebensauffassung. Die Eiche, die hinter dem Hünen-
grab steht und aus ihm herauszuwachsen scheint, darf man wohl
als Sinnbild des hier begrabenen Helden verstehen. Die oberste
Endigung dieser Eiche reicht in auffälliger Weise an die rechte,
dem Betrachter zunächst stehende Eiche heran. Damit soll wahr-
scheinlich ausgesagt werden, daß die heidnische Vergangenheit
bis in die Gegenwart hineinwirkt. Der Winter, der verdäm-
mernde Tag und die Raben kennzeichnen diese Welt als einen

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