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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Editor]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0079

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Pfeifchen aus Buchsbaum oder der Knierolire, eines Thicies, dem
man erst in der. Folge zur Verstärkung des Schalles eiii gerades
oder krummgebogeiies Mundstück aufschraubte. Aber die Lydier
hatten zuerst die Doppelflöte selbst bei ihren Heeren und kriegeri-
schen Unternehmungen eingeführt. Denn von solchen Doppelflöten
ist offenbar die so sehr mifsverslandene Stelle beim Ilerodot zu
erklären, wo er erzählt, der kriegerische Halyatles habe Streif-
ziige iu's Gebiet der Milcsier gethaii, wobei die Truppen nach
dem Sehalle sowohl anderer'Instrumente, als auch der männ-
lichen und weiblichen Flöte marschirt wären. lv) *) Bei
den erfindungsreichen loniern veranlafste diese Feldmusik ihrer
Feinde die Erfindung- einer eigenen Dichtlingsart, die mau iii spä-
tem Zeiten Elegie genannt hat.

Bisher war Alles im prächtigtönenden, immer wiederkehren-
den Umfang des Hexameters gesungen worden. In Hexametern
halten die Barden ihre Kriegsgesänge und Heldenlieder nach dem
sanftem Einklänge der Lyra angestimmt. Aber nun führten die
ionischen Sänger, um mich des schönen Bildes eines unserer scharf-
sinnigsten Kunstkenner zu bedienen, diesem Helden m a n n e eine
Held enjungfran zn, den Pentameter. **) Gewifs, dieser
Wechselgesnng des männlichen Hexameters mit dem weiblichen
Pentameter konnte nur durch das neuerfundene Acc.ompaguement
der männlichen und weiblichen Flöte, die zugleich von einem Flö-
tenspieler geblasen wurden, da erfunden werden , wo man die
weibliche Discantflöte mit der grüben), männlichen Bafsllöle zu gal-
ten gelernt halle. Auch stimmt damit der früheste Gebrauch dieses
Wechselliedes bei den Milesiern und übrigen Jonieni vollkommen
übereiu. Der Umfang eines einzigen Hexameters war zu einem
ganzen Satz, au tapfere Waffenbrüder zur Belebung und Ent-
llaniinung des. sinkenden Mulis gerichtet, zu einengend und kurz.
Aber in ein Distichon , aus Hexameter und Penlanieler bestellend,
lief's sich jeder Spruch zur Befeuerung des Helden- m;d Thufen-
eifers füglich eiusehliefsen. Und wirklich sind die ältesten noch
vorbände neu .Bruchstücke in diesem Sylbenmafse Kriegs- und
Schlachlgosäuge von zwei ionischen Sängern, dem Galhin us
und Tyrtäus, zur Ermunterung schkiffgewordener Krieger ge-
sungen.

Ist's doch keinem Manne vergönnt, zu enlweichen dem Tode,

Leitet' er sein Geschlecht selbst von Unsterblichen ab.
Oft entflicht zwar einer der Schlacht und dem klirrenden Wurfspiefs,
Kommt nach Haus, und daheim greift ihn das Todesgeschick. ***)

*) Ilerodot I, 17.
*i- Her der's Terpsi
Callinns beim Sto
a'cli'ini Camera: _
christlichen Fürsten zum Tiirkenkrieg aulmunterte.

**) Herder's Terpsichore Tb. II. S. 450.
***) Catlinus beim Stobäus, Serm. XLIX. Es ist bekannt, dafs Jo-
acliim Cainerarins dnroli eine Ucbcrsetznng dieser Verse die
 
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