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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Editor]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0099

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29

Gliedermann zum anatomischen Studium in der Myologie und Angio-
logie in den Zeiclinensclmlen der Künstler habe dienen können, soll
anderswo weitläufiger untersucht werden,

II.

Ueber die Homerischen Stellen, wo von den
Flöten die Rede ist.

Agamemnon hört des Nachts das Getümmel des trojanischen Lagers
und staunt

Ueber der Flöten und Pfeifen Getön. —
II. X, 13. a\i\<Zv avq'iyywv r\ Jvotjjv, Dabei machen die vollständi-
gem Schollen "bei Villoison S. 243. die Bemerkung, dafs nur liier
und noch" einmal im 18ten Buch die Pfeifen und Flöten vorkämen, und
dafs diese Instrumente nur den Barbaren bekannt ge-
wesen wären. "Wenn also im l,8ten Buch V. 495. bei einer Braut-
lleimführung Jünglinge unter dem Klange von Flöten und Cithern tanzen,
so folgt daraus 'mir soviel, dafs in ionischen Städten bei solchen Feier-
lichkeiten auch nach der Flöte getanzt wurde. So wie aber die Römer
lange Zeit sich blos mit hetrurischen Pfeifern behalfen, so. erhielten
wahrscheinlich die Ionier ihre Flötenspieler bei Hochzeiten von
den benachbarten Lydiern. In der Parallelstelle im Schilde des Hercules
V. 2S1. ff. unter den Hesiodischen Gedichten marschiren die Tänzer im
Tact vorwärts, indem ein jeder seinen Pfeifer vor sich her gehen hat,
sind aber von denen, die nach der Cither tanzen, ganz verschieden.
Indefs beweis't schon der Gebrauch des Worts v-wna^av, dafs diefs He-
siodische Gedicht in ein weit späteres Zeitalter fällt. Kurz, die zweite
Stelle im Homer kann wenigstens nicht für einten Beweis gelten, dafs
die Landsleute des Dichters in Ionien die Flöte schon als ein gewöhn-
liches Instrument gebraucht hätten, so wie überhaupt die ganze Be-
schreibung des AchiUeischen Schildes der höhern Kritik noch manchen
Stoff zum Zweifel und zur Prüfung darbieten möchte. Schon den Alten
fiel die Erwähnung der Flöte hier auf. Man höre nur , was der zweite
Venezianische Scholiast bei Villoison S. 431. darüber bemerkt: „die
Flöte ist phrygischen Ursprungs. Wollte also hier vielleicht der Dichter
ein Bild des friedlichen Trojas entwerfen? Denn die Trojaner be-
dienten sich bei ihren Wachfeuern der Flöten. Bei den Hellenen
aber ist die Flöte nirgends anzutreffen." Ein Anderer, ein
gewisser Agallias aus Corcyra, ein Freund des Grammatikers Aristopha-
nes, half sich aus dieser Verlegenheit dadurch, dafs er annahm, die
friedliche Stadt sei Athen, wo Pallas Athene die Flöte zuerst zur
Hochzeitfeier (h ya/xoi;) erfunden habe. S. die Scholien des Pseu-
dodidymus S, 720, ed, Barn. — In der Odyssee ist nirgends eine
Spur von der Flöte, man m'üfste denn X, 10, mit Rochefort «Äjf für
«uXw erklären wollen, S.; Villoison zu Longus -koi/x. jp, 304. Diese
Untersuchung ist übrigens reich an weitern Folgerungen, So läfst sich
z, B. daraus gleich eine wichtige Folge für das eigentliche Zeitalter
 
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