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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0170

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iOü

einem solchen Blick in die alte Welt werden wir auch die Acscu-
lapiussclilänge mit allen ihren griechischen und römischen Aus-
schmückungen an ihre wahre Stelle zn setzen wissen und uns
durch keine Klügeleien älterer und neuerer. Schlangendeuter *)
iire machen lassen.

Die Stadt Enidaurus an der ostlichen Küste des Peloponnes,
so wie die ganze untere Küste dieser Halbinsel wurde schon in
sehr frühen Zeiten, die über die historischen Ueberliefcrungen der
Griechen hinausgehen, von phönizischen Kauffahrern besucht, die
sich auch dort ansiedelten und, wie überall, auch hier die
rohen Landeseingeborenen durch allerlei Gaukeleien an sich
fesselten, Sie verpflanzten also zuerst die uralten ägyptischen
Schlaugenbescliwörerkünste hierher, so wie auch die in Aegypten
einheimische gutartige Backenschlange (Colnber Aescnlapii, Lina.),
womit von jeher in jenem fruchtbaren Mutlerlande des Aberglaubens
die Gauklerkünste der frommen Einfalt spotteten, und die uns der
beredte Deu'oii noch in seinem neuesten Prachtwerke beschrieben
und abgebildet hat **) Dieser Knuph- oder Knephschlangc, so
heifst sie auf Koptisch, hauchte der listig speculirende Phönizier
eine heilende Wunderkraft, oder einen guten, schmerzlindernden
Geist (Agä'tho'dähiohj ein, und die Eingeborenen nannten ihn den
sauften Esmun, Asklepios, Acsculap. Die Galtung dieser Schlange
vermehrte sich in dem ihr angewiesenen heiligen Bezirk und wurde,
dem ausdrücklichen Zeugnisse des Aelian in seinem zoologischen
Allerlei zu Folge, auch eigentlich nur in Epidaurus gefunden***).

Linie aus den uralten phönizisclien Mysterien auf der Insel Samo-
thrake abstammen!

*) Am vollständigsten liefert diese Meinungen Kurt Sprengel,
Geschichte der Medizin I, 190—192, Neue Ausg. Am wei-
testen verirrte sich Caylus, der in seinem Kecueil T, II. p. 277.
in der Aesculapiusschlange das Bild des gewundenen Destillir-
Icolbens findet!

**) Voyage dans la basse et la haute Egypte p, 88. 89. und die Figur
dieser Backenschlange planche 104. Fig, 1, Der Hals des Thieres
bläs't sich, wie Denon als Augenzeuge berichtet, um eine Hand
breit auf. Diefs also giebt dem Kopfe das Ansehen eines, gedun-
senen Backens, Uebrigens mufs man sich in der Erzählung der
dort angeführten Gaukelei nicht an den Namen Psylli stofsen,
So etwas, giebt ein antiquarisches Ansehn und ist in der vorneh-
men Manier des Franzosen! Ueber die Schlangenart selbst vergl,
Schneider, AmpMbiqriun physiologiae speeimen I, p, 79.

***) Alles, was hier von der phönizischen Abstammung des Epidauri-
 
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