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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Editor]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0230

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willen erhängt. Auch hier waltot dein Griechen seine heilige Ne-
mesis, nur dafs er ihre furchtbare Gestalt nach jenem zarten
Kunst -Euphemismus, der durch alle seine Bildwerke seht, am
liebsten in ein Gegenbild des Amor einkleidete. In Athen sali
mau, wie Tansanias berichtet ;I, 30. p. 118., einen Altar des
Auteros zum Andenken eines verschmäheten und bei einem frciwil--
ligen Sprung von der Athenischen Burg umgekommenen Liebha-
bers, den aber der strafende Genius (aXaarwg nennt ihn Tansanias)
an dem i'i'ihilosen Knaben Timagoras fürchterlich rächte. Die Ge-
schichte wurde in der Folge mannigfaltig ausgeschmückt und zu
einem Roman ansgesponnen, wovon uns in einem Bruchstück Ae-
liau's beim Suidas (s. v. iyÜX^o; T. II. p. 526.) die Grundfäden
erhalten worden sind. Auf einen ähnlichen Vorfall bezog sich
höchstwahrscheinlich auch der Altar des Autoros im Gymnasium
zu Elis beim Pausanias VI, 23. p. 218. Vielleicht besitzen wir
die Sage selbst noch in einer Theocritischen (der Kritik noch gar
sehr bedürftigen) Idylle. Die Erzählung vom Tode des Jünglings,
der fiihllos bei der Leiche des an seiner Thürc aufgehangenen
Liebhabers vorüber streicht und nun im Gymnasium von einer
Statue des Amor erschlagen wird, deutet ganz auf unscr.il Anteros.
Später ging von der belohlercn Knabenliebe der strafende Anteros
auch zu der Geschlechtliche über und rächte an spröden Mäd-
chen den Selbstmord empfindsamer Liebhaber. Wer kennt nicht
den armen Iphis und die stolze Anaxarete aus Ovid's Metamor-
phosen. Dai's der dort berührte dens ultor XIV, 750, nicht Ve-
nus, sondern Anteros sei, beweis't die Stelle Plutnrch's im Ejwt,
C. 20. p. 72. Wyft., wo die versteintc Guckerin (^ ^aqtxY.v-K-
T.ovax) in Cjperu als ein Beleg für den "E^w; ko^ko-t^ -riüv Jxej-
jjCpävwv) ausdrücklich angeführt wiyd. Mehrere Beweise für die-
sen rächenden Eros liefsen sich aus I'arlhenius Eroticis, Pausanias
u. s. w, mit leichter Mühe sammeln. Es ist längst bemerkt wor-
den, und schon Cicero hat es laut genug gesagt (Tusc. IV, 33.,
vergl. Meiners, kl. Schriften I, 82.), dafs aus den Gymnasien
und Palästren der Eros, welchem am Ende selbst der göttliche
Plato fast ausschliefslich zu. huldigen und dem nur die Schönheit
in seinem eigenen Geschleehte begebrungswürdig scheint, am
häufigsten hervorging. Die Gymnasien wiiren und blieben die
Säugummen und Kupplerinnen dieser unnatürlichen, aber unglaub-
lich verbreiteten und in ihrem tausendfachen Einilufs auf die grie-
chische Kunstwelt noch immer nicht hinlänglich gewürdigten Kna-
benliebe.. Dorthin ging trotz aller Solonischon Strafgesetze (s.
Petit, de Leg. Att. p. 383. Wess.) der entzündbare Athener gerade
so auf verliebte (Abenteuer aus, als unsere beutigen Grol'sslädter
in die Schauspielsäle. S. Arislopb. Pac. 761., Vesp. 1020. Lu-
ciau. Amor, e, 9. T. II. p. 406. Was Wunder, dafs also auch
 
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