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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0236

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in den Gebräuchen der Griechen und Römer noch jetzt verschiedene
bis jetzt nicht beachtete Spuren dieser Sitte entdecken, "wodurch
irgend eine Dunkelheit in der Geschichte aufgeklärt oder ein miß-
verstandener Ritus jener Völker richtiger gedeutet werden, könnte'?

Unter manchem minder Bedeutenden dürften vielleicht folgende
Spuren der Aufmerksamkeit nicht ganz unwürdig scheinen.

Zu den berüchtigten Mißgeburten und Ungeheuern der alten
Dichter weit gehören auch, wie bekaunt, die Cyclopen. Angenom-
men, was leicht .mit einem scheinbaren Aufwand von Gelehrsam-
keit bewiesen werden könnte, hier aber als erwiesen vorausgesetzt
werden mnfs, dafs diese Patagonen der allen Welt, diese rohen
Söhne der Natur, die in den Abenteuern des vielgewanderfen Ulys-
ses heim Homer eine so merkwürdige Rolle spielen, nicht blo.se
Ilirngespinnsto Homerischer Phantasie, sondern wirklich die Urbe-
wolincr Sicilieus, rohe Trogloäyten au der höhlenvollou Küste die-

De Germ, antiqu, I, 16, p. 129. Folgendes läfst sich mit einiger
Gewifsheit hierüber festsetzen: 1) die gesitteten■' asiatischen und
europäischen Nationen legten zwar diese rohe Sitte nach und nacli
alle all, doch pflanzte sich ilir Andeuten noch bei gewissen Reli-
gionsgebräuchen fort, wo man sich auch späterhin noch Figuren
einbrennen und punetiren Iiefs. So die Aegypter bei ihren Klage-
festen. Siehe yon Schmidt, de sacertotibus et sacrifieiis Aegyptiorum
(Tubing. 1768) S. 174. So noch in spätem Zeiten die christ-
lichen Pilger im gelobten Lande. S. du Soul ad Lucian, de dea
Syria c, 59. 2) Bei allen nördlichen und südlichen Nationen (Cel-
ten, Scythen, Aethiopiern, Arabern nach der Nomenklatur der Al-
ten) blieb diese Sitte unverändert. Von den celtischen Völker-
schaften, Iberiern, Britanniern, Scoten, hat Pelloutier, histoire des
Celtes T. I, p. 289—295 Alles gesammelt; die von den Meisten
übersehene Hauptstelle ist beim Herodian T. II, p. 762 seq. edit.
Irinisch. Die picti Geloni und Agathyrsi sind aus dem Virgil be-
kannt. Vergleiche Gesner zum Claudian III. 312. Weniger be-
merkt ist diese Sitte hei den südlichen Völkern. Herodot, IV, 191.
Plinius XXXIII, 7. S. 136. Ein merkwürdiger Beweis für das
Punetiren bei den alten Aethiopiern findet sich beim Petron c.
102 p. 479, wo die frontes cicatrieibus scissae von Heyne bei
Blumenbach, de generis humani nativa varietate p. 97. gewifs sehr
richtig von den alten Negersclaven erklärt werden. 3) Was Riem
in seinem Versuch über die Malerei der Alten mit vielem Scharf-
sinn zu erweisen gesucht hat, dafs sie, im hintersten Indien er-
zeugt, nach und nach zu den Vorderasiaten und Europäern ge-
kommen sei, liefse sich sehr leicht auch von dieser Hautmalerei
bis zu einer gewissen Evidenz darthun, Aber Indien war ja auch
die Wiege des Menschengeschlechts,
 
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