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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0260

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190 ii—

drücke erschütterte *), dennoch diese ungeheure Srhrcckeus-
Schöpfung" etwas zu stark für seine NerVen gefunden und ein
Gesetz gegeben habe, welches die Ueberzahl der Chorliguranten
auf 15 einschränkte **). Aehnliihe Auftritte, als jene erste
Aufführung der Eiinieniden veranlafste, wiireu dadurch freilich
auf alle Zukunft verhütet worden.

Doch mag es mit dieser Sage, die wenigstens in ihrer spä-

3. teren Ausschmückung offenbare Spuren der Unechlheit an sich

trägt ***), beschaffen sein, wie es will, so viel ist gewifs, dafs

*J Daher die vielen Maschinerieen und Decorationen, durch deren
seltsamen Gebrauch Aeschyliis so viel wirkte; Ta/; ,g$Sfft xooj
JWJujSiv T£p«Tii5>) Ks^f1)'1'"' safet '1er alte Biograph. Vergl. Vofs,
mythologische Briefe II, 130. 164. Die alten Komiker, unter dem
Scheine, als machten sie diese Wundergeschöpfe ihrer tragischen
Halbbrüder in ihren Travestirungen lächerlich, fröhnten doch selbst
wieder dieser Schaulust der Athener. Man denke an die Wolken, die
Frösche, die Wespen des Aristophanes.
**) So viel läfst sich nur aus den Worten des Pollux IV, HO, her-
ausbringen, verglichen mit den Scholien des Aristophanes zu Equit.
586. Av. 298.
***) Pollux am ang. O. sagt, die Zahl des Chors sei durch ein Ge-
setz herabgesetzt worden, weil die Zuschauer aufser sicli vor
'Schrecken gewesen wären, T0Z xX^jSou? sx.xro>;.9£vro;. Nim hat
der alte Biograph des Aeschyliis, und dieser auch nur allein, noch
den wunderbaren Zusatz, Einige erzählten, das Schrecken sei
so grofs gewesen, dafs Kinder ihren Geist aufgegeben und Wei-
ber Fehlgeburten gemacht hätten. Ich habe schon an einem an-
dern Orte (N. T.. Merkur 1796. I, 3/1.) die Unstatthaftigk'eit die-
ser. Sage daraus erwiesen, dafs im alten Athen die Weiber nie
- Zuschauerinnen im Theater gewesen wären. Auch seitdem ist
mir noch keine Stelle vorgekommen, die dieser Behauptung wi-
derspräche. Offenbar liegt eine komische Hyperbel, wie z. B. in
den griechischen Epigrammen, wo Einer beim Anblick eines schlech-
ten Arztes sogleich seinen Geist anfgiebt, zum Grunde. Einer
ahnlichen Hyperbel verdankt der Spruch des Gorgias seinen Ur-
sprung: Mars selbst habe dem Aeschylus seine Sieben gegen The-
ben dictirt. S. Plutarch in Sympos. VII, 10. p. 336, Durch sol-
che in Uebertreibungen sich gefallende Rhetoricationen ist eine
zahllose Menge historischer Mährchen in unsere griechische und
römische Weltgeschichte gekommen, womit das merkwürdige, einer
neuen Umarbeitung; nicht unwerthe Buch: Farfalloni degli antichl
istorici, Venet. 1636, (worin 100 solcher Windbeuteleien alter Hi-
storiker mit vielem Witz aufgedeckt sii.d) beträchtlich bereichert
werden könnte. Uebrigens kann dieses Mä'irclien zum Beweis die-
nen, wie die gröfste Ungereimtheit in unangetasteter Ueberliefer-
 
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