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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0321

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vorzüglich auf den gemeinen Haufen zu wirken suchen, durch
dessen Kinllufs es dein Ephialtes allein möglich war, die väter-
liche und berühmte Verfassung umzustürzen (Ti -aäzqia v-ai iKj»3
ßiyirtx vi/ui/ja KaTaXu'o-a?. Diod.). Konnten nun für diesen die
Furien auch nur schrecklich und grausend genug dargestellt wer-
den ? — Uebrigens verdient mit dieser politischen und religiösen
Absicht des Aeschylus bei Verfassung der Kumeniden wohl zunächst
die Tendenz der Bacchantinnen des Euripides verglichen zu wer- 102,
den. S. Musgrave zu Euripides, Bacch. 201.

III.

Griiudzüge des -Mythos von den Erinnyien.

Bei einer neulich aufgestellten Preisfrage über die Moralität
der griechischen Religion hätte vielleicht die Entwickelung des
deutungsvollen Furienmythos der Trockenheit der Preisschriften
sehr passend zu Hilfe kommen können, wozu Heyne selbst schon
den Wink gegeben hatte, Opusc. I, 214. Banier's bekannte
Compilaüon sur les Furies in den Memoires de l'Acad. des In-
script. T. V. p. 34 — 50. ist ohne alle Kritik und hat dem Gi-
raldi und Natal de Comte nur ein neues Kleid angezogen.
Neuerlich hat Br'yaht in seinen grundgelehrten Träumereien,
Analysis of ancient mythology T. II. p. 39. ff. auch die Furien aus
seinen strafübenden Prytaneen zu erklären gewufst, — Schon Cle-
mens von Alexandrien bemerkt im Protrept. p. 16. B. Sylb. den
Ursprung dieser Dichtung im ersten und ältesten Gesetze der Hu-
manität, im Wiedervergeltungsrechte. Ein Theil der Blutrache,
die auch bei den ältesten Griechen galt, wurde durch diese Idee
von den Erinnyien aus der Hand des blutgierigen menschlichen
Rächers in die Hände mächtiger Gottheiten gelegt. Auch hier
rief das Blut des Erschlagenen wie im Orient. (S. Herder's
Geist der ebr. Poesie I, 247. f.). Aber die Rache bleibt den
Zürnenden, den Erinnyien, überlassen. Arcadien ist die Wiege die-
ses Mythos, so wie des ganzen blutigen Opferdienstes der Pelas-
ger. Die Zürnenden kommen von dem arcadischen Worte ^,. 103.
vu'siv. Pausan. VIII, 25. p. 425. Daher |?iuu4; denn diefs ist
die ältere Form, Brunck zu Aeschylus, Sept. c. Theb. 490. Ur-
sprünglich rächen sie nur die zwei einzigen Verbrechen, die das
früheste Alterthum kannte, Meineid und Verwandteninord,
noch an den lebenden Frevlern. Weiter konnte diese Vorstell-
ung in jenen Zeiten, wo nur Familienmord ein Verbrechen, jeder
andere Todtschlag aber durch Blutgeld zu lösen war, und wo noch
kein Glaube an eine Fortdauer nach dein Grabe stattfand, auch
nicht ausgedehnt werden. So finden wir noch die Erinnyien beim
Homer und, was besonders den Meineid anlangt, in der ältesten
 
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