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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0339

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2ö<)

meinen Angaben zn entwerfen und auszumalen. Die Belege hier-
zu befinden sicli im ersten Theile der vorstehenden Abhandlung-,
so weit sich die Spuren in einer noch sehr wenig aufgehellten
Kegion des Alterthums verfolgen liefsen, zusammengestellt *). Der
Schauspieler und Tänzer, welchem der tragische Dichter die Rolle
einer Krinnys zugetheilt hatte, mufste sein Haupt in eine Gor-
gonenmaske stecken, deren charakterische Kennzeichen ein strup-
piges, schlangenartig aus einander sträubendes Haupthaar, die grin-
zende Oeffiiung des Mundes, die weit heraushängende Zunge und
Augenöffnmigen, aus welchen Blut hervorquillt, gewesen sein mö-
gen. Dafs eine solche Maske aus Fellen oder zusammengeleimter
Leinwand leicht bereitet, schwarzbraun übermalt, mit lletschenden 134,
Zähnen und einem heraushängenden, durch einen Anstofs von innen
leicht«.beweglichen Lappen, der in Form einer Zunge ausgeschnit-
ten war, füglich versehen werden konnte, leidet eben so wenig
einen Zweifel, als dafs, da bekanntlich die alten Masken den gan-
zen Kopf von vorn und hinten bedeckten, durch struppige Büschel
rings herum aufgeleimter Haarbüschel die phantastischen Gestal-
ten des Gorgonenhauptes für die Kntfernung, aus welcher eine
solche Figur auf einer Bühne erschien, die in ihrem Umfange
mehrere tausend ' Zuschauer fafste, sich bis zu einem gewissen
Grade von Täuschung nachahmen liefsen. Durch die auf beiden
Seiten weit aussträubenden Haare erhält die ganze finstere Ge-
sichtsgestaltung jene breitgedrückte Form, die bei einer Maske,
die den ganzen Kopf des Schauspielers umschliefsen sollte, nicht
ohne wesentliche Unbequemlichkeit einen so breiten Umfang er-
halten haben würde. Zwei gelbgrüne Nattern dienen als Kopf-
und Haarbinde, ein Schmuck, der schon auf den uralten Gor-
gonenmasken in Münzen ([wie die auf Tafel III.) nicht ver-
mifst wurde, Die Schleifen dieses Bandes knüpften auch schon
hier höchstwahrscheinlich zwei Natternköpfe, die man nach einer
von den Mysterien des Bacchus entlehnten Sitte über beide Schlä-
fe hervorgehen liefs. Die Schattirungen von Braun und Schwarz
unterschied das Alterthum dann am wenigsten, wenn von Gegen-
ständen aus dem dunkeln Orcus die Rede war. Man darf daher
annehmen, dafs der Ueberzug von Leder oder Leinwand, welcher
die unbedeckten Theile des Körpers als schwarz bezeichnete, nicht
gerade so schwarz wie Kohle oder die Rabenfittige der Mutter
Nacht gewesen sein dürfen Auch hätte dann das schwarze Ge-
wand, womit die übrigen Theile des Körpers verhüllt waren, bei 135
Weitem nicht den sinnlichen und malerischen Findruck machen
können, der wenigstens zum Theil durch eine verschiedene Nüan-
cirung des Dunkeln möglich war. Hierdurch sah sich Meyer bewogen

*) Man sehe die Resultate oben S. 208,
 
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