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dercs und nur In diesem Orte oder dieser Gegend gewöhnliches
Backwerk zu haben sei.
INicIit seilen bin ich durch eine solche Nachfrage auf sonder-
bare Benciiniiiigen und Provinzialismen, zuweilen auch auf eine
alte Volksage gestofsen, die mich auf eine ehemalige Siile oder
den Charakter der früheren Bewohner aufmerksam machte und durch
ihren Gehalt meine kleine Mühe hinlänglich belohnte *).
Auch unsere Provinz hat gewifs mehrere charakteristische
Backwerke dieser Art, und ein müfsiger Augenblick, auf ihre Un-
tersuchung gewandt, dürfte vielleicht nicht für ganz verloren ge-
achtet werden.
Die Spuren des Alterthinus sind" dem Liebhaber willkommen,
sie mögen nun in unzerstörbare Denkmäler von Sie)" »•"' Ei"55»
oder in die schnell verzehrbare Tciginasse eines Kuchens einge-
drückt sein. Ich hoffe' daher von patriotisch gesinnten Lausilzern
gewifs Nachsicht zu erhalten, wenn ich sie statt mit irgend einer
wichtigen und liefgednchtcu .Untersuchung mit einer solchen Kleinig-
keit, als die in Budissin au gewissen Tagen gewöhnlichen Back-
werke sind, unterhalte.
Ich fange hillig mit demjenigen an, welches an dem Tage, an
dem ich diefs niederschreibe,.für die Bäcker unserer Stadt ein sehr
'einträgliches Erwerbsmittel wird. Es ist heute der von der grü-
nen Altarhckleiduiig in dem katholischen Ritus sogenannte grüne
Donnerstag- in der Cliarwoche ein für die umliegenden- Wenden
sehr feierliches Fest, die sich heute'in weit gröfserer Zahl in der
Stadt einzulicden und Manches zu dein bevorstehenden Osterfeste
einzukaufen pflegen, als sonst gewöhnlich ist**). Von diesen wird
nicht leicht Jemand wieder in seine Heimath zurückkehren , ohne
im Vorbeigehen bei einem Bäckerladen einige sogenannte Küuunel-
plätzel gekauft und für seine übrigen Hausgenossen mitgenommen
zu haben. Mit dem heutigen Tage hören nämlich die die ganze
Fasten durch gewöhnlichen Brezeln auf, und au ihre Stelle tritt
*) Wer kennt nicht, wenigstens dem Namen nach, die Meißener Fum-
meln? Ich erfuhr einst bei einer Durchreise eine, wo nicht be-
friedigende , doch sehr lächerliche Volkslegende über diese auflal-
lende Benennung. So werden nach einem alten Herkommen in
Annaberg am Trinitatistage Fesselscheiben gebacken.
**) Unter den Bauzener Wenden herrscht allgemein die Mode, dafs
die Kinder am grünen Donnerstage von ihren Pathen ein Geschenk
bekommen, welches alle Jahre im Werthe steigt und so lange dau-
ert, bis das Kind zum heiligen Abendmahle gewesen ist. Das
nennen sie „den grünen Donnerstag geben." Auch dieser mit
grofsen Unkosten verbundene Gebranch beweis't die Wohlhaben-
heit der um Bauzen herum wohnenden Wenden.
dercs und nur In diesem Orte oder dieser Gegend gewöhnliches
Backwerk zu haben sei.
INicIit seilen bin ich durch eine solche Nachfrage auf sonder-
bare Benciiniiiigen und Provinzialismen, zuweilen auch auf eine
alte Volksage gestofsen, die mich auf eine ehemalige Siile oder
den Charakter der früheren Bewohner aufmerksam machte und durch
ihren Gehalt meine kleine Mühe hinlänglich belohnte *).
Auch unsere Provinz hat gewifs mehrere charakteristische
Backwerke dieser Art, und ein müfsiger Augenblick, auf ihre Un-
tersuchung gewandt, dürfte vielleicht nicht für ganz verloren ge-
achtet werden.
Die Spuren des Alterthinus sind" dem Liebhaber willkommen,
sie mögen nun in unzerstörbare Denkmäler von Sie)" »•"' Ei"55»
oder in die schnell verzehrbare Tciginasse eines Kuchens einge-
drückt sein. Ich hoffe' daher von patriotisch gesinnten Lausilzern
gewifs Nachsicht zu erhalten, wenn ich sie statt mit irgend einer
wichtigen und liefgednchtcu .Untersuchung mit einer solchen Kleinig-
keit, als die in Budissin au gewissen Tagen gewöhnlichen Back-
werke sind, unterhalte.
Ich fange hillig mit demjenigen an, welches an dem Tage, an
dem ich diefs niederschreibe,.für die Bäcker unserer Stadt ein sehr
'einträgliches Erwerbsmittel wird. Es ist heute der von der grü-
nen Altarhckleiduiig in dem katholischen Ritus sogenannte grüne
Donnerstag- in der Cliarwoche ein für die umliegenden- Wenden
sehr feierliches Fest, die sich heute'in weit gröfserer Zahl in der
Stadt einzulicden und Manches zu dein bevorstehenden Osterfeste
einzukaufen pflegen, als sonst gewöhnlich ist**). Von diesen wird
nicht leicht Jemand wieder in seine Heimath zurückkehren , ohne
im Vorbeigehen bei einem Bäckerladen einige sogenannte Küuunel-
plätzel gekauft und für seine übrigen Hausgenossen mitgenommen
zu haben. Mit dem heutigen Tage hören nämlich die die ganze
Fasten durch gewöhnlichen Brezeln auf, und au ihre Stelle tritt
*) Wer kennt nicht, wenigstens dem Namen nach, die Meißener Fum-
meln? Ich erfuhr einst bei einer Durchreise eine, wo nicht be-
friedigende , doch sehr lächerliche Volkslegende über diese auflal-
lende Benennung. So werden nach einem alten Herkommen in
Annaberg am Trinitatistage Fesselscheiben gebacken.
**) Unter den Bauzener Wenden herrscht allgemein die Mode, dafs
die Kinder am grünen Donnerstage von ihren Pathen ein Geschenk
bekommen, welches alle Jahre im Werthe steigt und so lange dau-
ert, bis das Kind zum heiligen Abendmahle gewesen ist. Das
nennen sie „den grünen Donnerstag geben." Auch dieser mit
grofsen Unkosten verbundene Gebranch beweis't die Wohlhaben-
heit der um Bauzen herum wohnenden Wenden.