Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0431

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
361

fern versprachen. Ean de la Seine clarifiiSe war einige Zeit lang
Gegenstand aller Afüchen, mediciniseher Beratschlagungen uud
chemischer Untersuchungen, Die königliche Academie der Wis-
senschaften stellte lobpreisende Certificate darüber ans. Dreifsig
Tausend Exemplare einer pomphaften Ankündigung wurden au
alle Strafsenecken und öffentliche Plätze angeheftet. Die Gesell-
schaft bestellte eigene Aufseher, unterhielt eigene Wagen zum Her-
umfahren des belobten Wassers, halte an den Quais der Seine
mehrere Hauptbureaus und stand schon mit dem ersten Leibarzte
des Königs wegen eines königlichen Patents in Unterhandlung.
Ganz Paris freute sich dieser wohlthäligen, menschenfreundlichen
Anstalt, und mau konnte gar nicht begreifen, wie man das unsau-
bere Wasser ohne diesen herrlichen Reinigungsprocefs so lange
habe schlucken können. Nun erst, rief ein Journalist in seiner
Begeisterung ans, gilt unserem Wasser der Spruch des griechischen
Lyrikers: Wasser ist das Bcfste!

Doch dieser Wasser- Enthusiasmus "war natürlich bei einem
Element, das die Begeisterung so wenig begünstigt, von sehr kur-
- zer Dauer. Es bedurfte gerade nichts weiter als eines witzigen
Einfalls eines gutgespitzten Sinngedichts, um das ganze Unterneh-
men der Herren, die nach einer ganz neuen Alchemie aus reinem
Wasser Gold zu machen verstanden, dem bewundernden Pariser
verdächtig und lächerlich zu machen. Iu das Journal von Paris liefs
Jemand eine witzige Persiflage unter dem Titel einrücken: der
neue Pactolns oder Beweis, dafs auch die Seine zu den Flüssen
gehöre, die Gold hei sich führen. Ein anderer Aufsatz in eben
diesem Journale empfahl bald darauf einem jeden Pariser Hansva-
ter ein sehr leichtes Mittel, sich sein Trinkwasser selbst abzuklä-
ren, und eine sehr einfache Zurichtung einer Maschine, die man
zu dieser Absicht schon längst gebraucht und benannt hatte. Der
Fi 1 tri r stein erhielt nun unter der neuen Modebenennnng des
C1 a r i f i c a l c u r von dem durch Mode beherrschten Pariser fast
ehen die Verehrung, die einst die dankbaren Niltrinker ihren Ca-
nopen oder richtiger Canoben erlheilten. Auch diefs waren eigent-
lich nichts als Filtrirkrüge, um das mit einem fetten Schlamme ge-
schwängerte Nilwasser trinkbar zu machen. Aber Pricsterpolitilc
und Yolksaberglaube gaben, diesem unentbehrlichen Hansgeräthe
einen Anstrich von Heiligkeit, der sogar einer Art von Vergötter-
ung ähnlich sah und ihm die unerwartete Ehre verschaffte, unter
den ägyptischen Idolen und Kunstwerken in unseren Allerthums-
saiumlungen noch jetzt eine merkwürdige Rolle zu spielen.

Es findet sich nämlich noch jetzt auf alten Münzeu und «-e-
schnilteneu Steinen sehr oft eine ganz seltsame Figur ägyptischer
Form und Deutung, über deren Erklärung die Altertkumsforscher
selbst bis jetzt nicht recht einig werden konnten. Ein dickbäuchi-
ger, fast kugelrunder Körper auf eiueiu kurzen Gestelle oder auch
 
Annotationen