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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0438

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368

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— libera vina referre.

Horat. A. P. 87.

Die geistige, feiner fühlende und sprechende Nadir der Grie-
chen hat sicli in hundert Wörtern und Wendungen ihrer herrlichen
Sprache abgedruckt. Das Gastmahl bezeichneten sie mit dem
Worte Symposion, welches, buchstäblich übersetzt, ein Mit-
trinken Leifsen würde und an dem alltentschen Trinkgelag
freilich eiuen Vetter, aber von der nordischen derben Zecherna-
tur fände. Trinken ist überall nienscblicher als Essen. Nicht
■was man mit den Zähnen zermalmt, sondern was man über den
Ganinen hinabschlürft, erhebt die dürftige menschliche Natur zur
Gemeinschaft mit den Unsterblichen und singt Dithyramben. Die
Gölter selbst geniefsen n ll r Nektar. Denn was man Götterspeise
oder Ambrosia nennt, beruht auf Mifsversland oder ist nur — ge-
ronnener Neclar.

Unerschöpflich war die Erfindungskraft der Griechen, ihre
Tafelfreuden und Trinkgesellschaftcn durch geistreiche Unterredun-
gen und Tischgespräche, die wir in allen Formen noch aus dem
griechischen Alterlhnm besitzen, durch Gesänge und Trinklieder,
wo der Rhapsoden - oder Liederzweig von einem Gaste zum an-
dern wandelte und so jeden der Reihe nach zum Gesänge aufrief,
durch Charadcu und Räfjiscl, wovon uns griechische Schril'tstelfer
noch manche zur Probe aufbewahrt haben, durch Flöten- und Ci-
Iheispiel, die, von schönen Mädchen erklingend, zugleich die Wür-
ze der blos männlichen Tischgesellschaft wurden, durch Tänzerin-
nen und Ballets, die vor den Augen der Gäste dargestellt würden,
und durch allerlei Trink- und Wettspiele (die Kotlabisnien), wo-
bei der im Becher gebliebene Ueberrest des Getränkes oft selbst
zur Wurfscheibe diente, zu vermannigfalligen und aufzuheitern.
Und was liefse sich von den hundert Kränzen und Salbeumischun-
gen, ohne die kein Gast auf das köstlich geschmückte, mit Pur-
ptirdecken behangene Tischbette sich lagerte, was von den Ver-
feinerungen, die selbst die bildenden Künste, die Glyptik und To-
reutik, in die Verfertigung der mannigfaltigsten Trinkgeschirrc aus
den edelsten Stoffen zu legen wußten, nicht Alles hier anführen!
Für jeden Sinn wufslc der sinnige Grieche bei seinen Tafel- und
TriuKgenussen einen neuen Reiz zu erdenken und heute überbot
ein frischer Zauber die Reizmittel, die gestern noch neu gewesen
"waren.

Fröhlichkeit war der Charakter aller Feste und Zusammen-
künfte des heitersten, witzigsten, geistreichsten Volkes des Alter-
tbuins. Schon daraus folgt, dafs jede Uebcrladung nud Völlerei
bei ihreir Gast- und Triukiuählern in der Regel verbannt sein
mufsle. Aeufserst selten wurde der Wrein pur und nnvermiseht
getrunken, Nach der. Güte und Stärke des Weins richtete sich
 
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