Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Editor]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0440

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
370

gleich des hinkenden Mundschenken im ersten Gesänge der Hins?
Die Stelle ist klassisch und verdient auch hier eine Stelle :

Jener schenkte nunmehr auch der übrigen Gölterversammlririg
Rechtshin, lieblichen Nektar dem Mischkrug' ämsig ontschöplend. —
Also den ganzen Tag bis spät zur sinkenden Sonne
Sclunaus'ten sie; und nicht mangelt1 ihr Herz des gemeinsamen

Mahles,
Nicht des Saitengetöns von der lieblichen Leier Apollo's,
Nicht des Gesanges der Musen mit hold antwortender Stimme,
Aber nachdem sich gesenkt des Helios leuchtende Fackel,
Gingen sie anszuruh'n, zur eigenen Wohnung ein Jeder.
Dort, wo Jedem vordem der hinkende Künstler Hephästos
Bauete seinen Palast mit kundigem Geist der Erfindung,
Zeus anch ging zum Lager, der Donnergott des Olympos,
"Wo er zuvor ausruhte, wann süfs ihm nahte der Sclünminer. —

Doch seihst die Golfer, die Leiclillchcndcn, beschleicht zuwei-
len der Ucherdrufs des langweiligen Einerleis. Audi sie fühlen
das Bedüri'nifs einer erheiternden Abwechselung, einer Luslpnrtic
über Land oder, wie man dort lebt, über's Meer. Wer kennt
nicht die "Wanderungen des Zeus und des ganzen Gülterdivans zum
Besuche hei den Aelhiopiern'?

Zeus ging gestern zum Mahl der unsträflichen Aethiopen
An des Okeanos Flnth, und die Himmlischen folgten ihm alle.

So zog in besseren und frömmeren Zeiten mancher Abt mit
seinen wohlgenährten Mönchen aus einer Benediktiner- oder Cisler-
zienscrabtei in Franken und Schwaben, dem verdriefslichen Bralen-
nnd Fischgeruch des Refecloriums entfliehend, auf einen entlegenen
Meierhof zur Heuernte oder, wo Bacchus seine Gabe spendet; zur
Lese auf den ferneren Weingcbirgen des Klosters. Bei solchen
Gelegenheiten und weun etwa Zeus eine Hochzeit ausstattete, wie
sie bei Amor's Vermählung mit der Psyche Apnlejos uns schildert
und Rafael in der Farnesina malt, oder hei der Echlignng und
Aufnahme eines seiner Bastarde im Himmel, oder hei einem Ver-
söhuungsfeste, wie es uns Wieland in seinem verklagten Amor
beschreibt, liefs sich Zeus selbst vom holden Ganymed eine Schale
Nektar über die gewöhnliche Zahl credeuzen und stieg dann mit
etwas beschwertem Haupte das grofse Himmelbette hinan,

— zu rnh'n mit der goldenthronenden Here.

Eine solche oder ähnliche Veranlassung dachte sich vielleicht
auch der mulli willige', griechische Maler, dessen genialischem Ein-
falle wir die Zeichnung auf einer antiken Schale von gebrannter
Erde in der kaiserlichen Bibliothek zu Paris verdanken, die von
ihrem ehrenwertheu Conservateur Mi Hin in seinem neuesten
 
Annotationen