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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0442

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372

sonst ihr Bruder Apollo vom Wagen. Aber seif Hercnle? mit
znr Götierfamilie gehört, läfst sieh dieser das Geschäft nicht
nehmen *).

— Denn es steht unermüdet jetzt an Jen Pforten
Herakles sehnsuchtsvoll (lein harrend, ob du mit fetter
Beute der Jagd rückkehrst. Laut hallt der Bewohner Olympos
Unaufhörliche Lache, der Schwiegermutter vor allen.

Die Sache wird dort noch viel weiter fortgeführt. Hercules trägt
den lebendig- gefangenen zappelnden Eber, ihn bei'ui Hintcri'iifse
haltend, davon und zerwirkt ihn auf der Stelle, seinein Heifshunger
einen dreimal willkommenen Imbifs. Man kann sich leicht vor-
stellen, dafs auch die bildende Kunst sieb dieses Stoffes bemäch-
tigte und in der Trink- und Efslnst des Gottes sich manche scherz-
hafte Darstellung erlaubte. Noch sind mehrere alte Denkmäler
vorhanden, die den im Olymp schmausenden und zechenden Her-
cules mit und ohne seine Hebe, oft nur von Saiyrisken bedient,
uns in der sinnlichsten Behaglichkeit vor Augen bringen **>.

Warum, so dürfte man fragen, könnte nicht also auch bei'm
Gölterbanket zur lustigen Stunde Vater Zeus wieder einmal eine
Bodomontade der Art, wie dort im Sten Gesang der Ilias ***)
mit der berüchtigten goldenen Kelle, an welche sich alle Gölter.
hängen und ihn doch nicht herabziehen können, während er sie/
alle auf einmal damit zu sich heranzieht, unter die übrigen Götter
hingeworfen und gefragt haben, wer es vermöge, ihn auf dem

*) Callimachus, H. in Dian. 146. ff.

**) Am bekanntesten und recht eigentlich zur Titelvignette eines
Trinkaimanachs geeignet ist Hercules, der Zedier, Kreole bibace,
auf einem ausdrucksvollen Relief im Museo Bio - Clementino T.
IV. tav. XIV. Dahin gehört auch die Vorstellung aus der Apo-
theose des Hercules in der Villa Albaniy bei Muratori, Inscript.
T. I. p. LX. und in der Nachahmung in Guattani, Notizie per
l'anno 1786. Giugno T. III. Diese Scenen. sind alle im Olymp
gedacht. Aber es giebt auch einen taumelnden und von Bacchus
besiegten Hercules, wie ihn uns das Relief im Museo Capitolino
T. IV. tab. 63. und die goldene Schüssel in der kaiserl; Biblio-
thek in Paris darstellt in Millin's Monumcns inedits T. I. pl.
21., wobei Miliin p. 244. ff. alles hierher Gehörige sammelte.
In dieser Vorstellung zeigt sich der feine hellenische Sinn. Der
frendengebende, zarte Gott herrscht da siegreich, wo die blos auf
Körpermasse vertrauende Plumpheit taumelnd unterliegt oder
wohl gar wie in einer kleinen Bronze, im Besitze des Ritters D e-
non, sich des Ueberllusses entladet!
***) Ilias VIII, 18. ff.
 
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