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Bohde, Daniela; Vecellio, Tiziano [Ill.]
Haut, Fleisch und Farbe: Körperlichkeit und Materialität in den Gemälden Tizians — Emsdetten, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.23216#0101
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99

II SCHÖNE FRAUEN - SCHÖNE BILDER

1. Schönheit, Anonymität und das «Kurtisanenportrait»

Tizian hat in seinem Leben über 80 Männerportraits gemalt, dem ste-
hen etwa 13 Frauenbildnisse gegenüber, von denen nur wenige eine
Person erkennbar portraitieren. Die meisten sind Idealbildnisse von
mehr oder minder starkem erotischen Charakter. In die Gruppe die-
ser anonymen Bella-Donna-Bildnisse gehören die «Bella» (Abb. 18)
von 1536, die «Flora» aus der Zeitumi5i5 (Abb. 19) und das «Mädchen
im Pelz» aus der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre (Abb. 20) .213

Ihre Anonymität ist nicht allein Uberlieferungsproblemen ge-
schuldet, sondern kennzeichnete die Dargestellten schon im 16. Jahr-
hundert. Tizians hilfsweise, aber treffend «La Bella» bezeichnetes
Bildnis einer Frau in einem blauen Kleid, wird von seinem Käufer,
Francesco Maria della Rovere «quel retrato di quella Donna che ha la
veste azzurra» genannt oder «il quadro di quella donna».214 Mit diesen
Worten wird der Auffassung Ausdruck gegeben, daß hinter dem Bild
eine reale Frau steht, deren Namen man nicht kennt oder nicht
nennt. Sie ist aller Wahrscheinlichkeit nach ein Modell. Man erkennt
sie wieder in der zwei Jahre später entstandenen «Venus von Urbino»
(Abb. 24) und dem sogenannten «Mädchen im Pelz» (Abb. 20).

Die Beziehung zwischen dem Modell und der gemalten Figur ist
unklar. Möglicherweise war das Modell für seine Schönheit berühmt
und wurde deshalb portraitiert, oder es hatte nur eine dienende
 
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