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des regieren-
den Hauses zu
betrachten ist.
Bereits unter
den Babenber-
gern greifen die
Liechtensteins
bedeutungsvoll
in die Geschichte
ihres Vaterlan-
des ein. Hein-
rich I. von Liech-
tenstein, „der
rnuthes riche"
nennt ihn Ulrich
im „Frauen-
dienst", ist der
unzertrennbare
Begleiter Her-
zog Friedrichs
desStreitbaren,
mit dem zugleich
er auf zahlrei-
chenLehensbrie-
fen und Schen-
Abb. 3. Mcmnorsanl in der Liechtensteinischen Gemalde-Galerichin Wien. kungsurkunden
zeichnet. In Er-
füllung eines Gelübdes, das der Herzog gemacht hatte, führte er 1245 zur Unterstützung des Deutschen Ordens ein
Kreuzheer gegen die heidnischen Preußen und den mit ihnen verbündeten Herzog Svantepolk von Pommern, dessen
eine Abteilung Heinrich von Liechtenstein befehligte, der durch sein tapferes Eingreifen die drohende Niederlage des
Krenzheeres in der Schlacht bei Thorn in einen glänzenden Sieg umwandte. Im nächsten Jahre schlug er, der „männ-
liche und seines Leibes gar ein Degen war" (Frauendienst), die Ungarn unter ihrem König Bela IV. an der Leitha,
in welcher Schlacht Herzog Friedrich den Tod fand. Sein Sohn Heinrich II. war der Erbe seines kriegerischen
Namens und Ruhmes, dem er durch seine mutvolle Entschlossenheit in der Schlacht bei Dürrnkrut am Marchfelde
(1278) an der Seite Rudolfs von Habsburg neue Lorbeeren hinznfügte. Er war an jener Erhebung der österreichischen
Adeligen gegen Herzog Albrecht, den Sohn Rudolfs, beteiligt, welche aus der nicht ganz unberechtigten Un-
zufriedenheit über die Regierung des Herzogs hervorwuchs, schließlich aber im Guten beigelegt wurde.
Der steigenden Macht und dem zunehmenden Reichtum des liechtensteinischen Hauses wurde unter Johann I.
von Liechtenstein von seiten Herzog Albrechts III. von Österreich ein ebenso harter als ungerechter Schlag versetzt.
Johann von Liechtenstein war Hofmeister des Herzogs, von diesem ob seiner vielen und großen Verdienste mit zahl-
reichen Schenkungen ausgezeichnet. Denn in den schier zahllosen Fehden und Streitigkeiten des Herzogs spielte der
Liechtensteiner den glücklichen Unterhändler und erfolgreichen Vermittler und Schiedsrichter, den finanziellen Ver-
legenheiten seines Herrn kam er des öftern aus eigenen Mitteln mit ganz bedeutenden Summen zu Hilfe. Daß die
Finanzverhältnisse des Hofes trübe genug waren, beweist die Einsetzung einer herzoglichen Kommission, welcher
auch „unser getreuer besonders lieber Herr Hans von Liechtenstein von Nikolsburg" angehörte, die auf fünf Jahre
gegen eine jährliche Zahlung von 17 000 Pfund Wiener Pfennige die volle Gewalt erhielt, „diese Zeit hindurch
alle Steuer und Lehen und allerlei Forderung und Aufschläge auf alle ihre (d. i. des Herzogs) Lande und Leute,
Pfaffen, geistlich und weltlich, Laien, Christen und Juden zu schlagen und zu setzen". Hand in Hand mit dieser Steuer-
verpachtung ging eine Abtretung der innern Landesverwaltung. Das große Vertrauen des Herzogs in Johann von
Liechtenstein und dessen schier unbegrenzter Einfluß auf die äußere und innere Politik erweckten ihm neiderfüllte
Standesgenossen, welche durch ihre Verdächtigungen, denen der Herzog ein williges Ohr lieh, den Sturz des mäch-
tigen Hofmeisters herbeiführten. Im Jahre 1394 ließ er diesen und die übrigen Mitglieder der Familie gefangen-
setzen und nahm ihnen den größten Teil ihrer Besitzungen weg, „alle Herrschaften, Festen, Märkte, Dörfer, Häuser,
Weingärten, Bergrechte, Bnrgrechte, Zehnte, Leute und Güter, Gülten und Nutzungen, wie sie genannt sind, hier
diesseits der Donau oberhalb und unterhalb der Enns". Dieser jähe Sturz war nur so brutaler, als er ohne jedes
Gerichtsverfahren erfolgte, als einziges Motiv wird in den Urkunden die — mit nichts begründete — „Ungnade"
des Herzogs angegeben. Eine illegale Verbindung Johanns von Liechtenstein mit König Wenzel von Böhmen,
womit spätere Zeiten den unseligen Schritt Albrechts III. zu motivieren suchten, während in den zeitgenössischen
Urkunden nirgends ein Vergehen Johanns auch nur angedeutet ist, ist völlig unerwiesen. Das war der Dank des
des regieren-
den Hauses zu
betrachten ist.
Bereits unter
den Babenber-
gern greifen die
Liechtensteins
bedeutungsvoll
in die Geschichte
ihres Vaterlan-
des ein. Hein-
rich I. von Liech-
tenstein, „der
rnuthes riche"
nennt ihn Ulrich
im „Frauen-
dienst", ist der
unzertrennbare
Begleiter Her-
zog Friedrichs
desStreitbaren,
mit dem zugleich
er auf zahlrei-
chenLehensbrie-
fen und Schen-
Abb. 3. Mcmnorsanl in der Liechtensteinischen Gemalde-Galerichin Wien. kungsurkunden
zeichnet. In Er-
füllung eines Gelübdes, das der Herzog gemacht hatte, führte er 1245 zur Unterstützung des Deutschen Ordens ein
Kreuzheer gegen die heidnischen Preußen und den mit ihnen verbündeten Herzog Svantepolk von Pommern, dessen
eine Abteilung Heinrich von Liechtenstein befehligte, der durch sein tapferes Eingreifen die drohende Niederlage des
Krenzheeres in der Schlacht bei Thorn in einen glänzenden Sieg umwandte. Im nächsten Jahre schlug er, der „männ-
liche und seines Leibes gar ein Degen war" (Frauendienst), die Ungarn unter ihrem König Bela IV. an der Leitha,
in welcher Schlacht Herzog Friedrich den Tod fand. Sein Sohn Heinrich II. war der Erbe seines kriegerischen
Namens und Ruhmes, dem er durch seine mutvolle Entschlossenheit in der Schlacht bei Dürrnkrut am Marchfelde
(1278) an der Seite Rudolfs von Habsburg neue Lorbeeren hinznfügte. Er war an jener Erhebung der österreichischen
Adeligen gegen Herzog Albrecht, den Sohn Rudolfs, beteiligt, welche aus der nicht ganz unberechtigten Un-
zufriedenheit über die Regierung des Herzogs hervorwuchs, schließlich aber im Guten beigelegt wurde.
Der steigenden Macht und dem zunehmenden Reichtum des liechtensteinischen Hauses wurde unter Johann I.
von Liechtenstein von seiten Herzog Albrechts III. von Österreich ein ebenso harter als ungerechter Schlag versetzt.
Johann von Liechtenstein war Hofmeister des Herzogs, von diesem ob seiner vielen und großen Verdienste mit zahl-
reichen Schenkungen ausgezeichnet. Denn in den schier zahllosen Fehden und Streitigkeiten des Herzogs spielte der
Liechtensteiner den glücklichen Unterhändler und erfolgreichen Vermittler und Schiedsrichter, den finanziellen Ver-
legenheiten seines Herrn kam er des öftern aus eigenen Mitteln mit ganz bedeutenden Summen zu Hilfe. Daß die
Finanzverhältnisse des Hofes trübe genug waren, beweist die Einsetzung einer herzoglichen Kommission, welcher
auch „unser getreuer besonders lieber Herr Hans von Liechtenstein von Nikolsburg" angehörte, die auf fünf Jahre
gegen eine jährliche Zahlung von 17 000 Pfund Wiener Pfennige die volle Gewalt erhielt, „diese Zeit hindurch
alle Steuer und Lehen und allerlei Forderung und Aufschläge auf alle ihre (d. i. des Herzogs) Lande und Leute,
Pfaffen, geistlich und weltlich, Laien, Christen und Juden zu schlagen und zu setzen". Hand in Hand mit dieser Steuer-
verpachtung ging eine Abtretung der innern Landesverwaltung. Das große Vertrauen des Herzogs in Johann von
Liechtenstein und dessen schier unbegrenzter Einfluß auf die äußere und innere Politik erweckten ihm neiderfüllte
Standesgenossen, welche durch ihre Verdächtigungen, denen der Herzog ein williges Ohr lieh, den Sturz des mäch-
tigen Hofmeisters herbeiführten. Im Jahre 1394 ließ er diesen und die übrigen Mitglieder der Familie gefangen-
setzen und nahm ihnen den größten Teil ihrer Besitzungen weg, „alle Herrschaften, Festen, Märkte, Dörfer, Häuser,
Weingärten, Bergrechte, Bnrgrechte, Zehnte, Leute und Güter, Gülten und Nutzungen, wie sie genannt sind, hier
diesseits der Donau oberhalb und unterhalb der Enns". Dieser jähe Sturz war nur so brutaler, als er ohne jedes
Gerichtsverfahren erfolgte, als einziges Motiv wird in den Urkunden die — mit nichts begründete — „Ungnade"
des Herzogs angegeben. Eine illegale Verbindung Johanns von Liechtenstein mit König Wenzel von Böhmen,
womit spätere Zeiten den unseligen Schritt Albrechts III. zu motivieren suchten, während in den zeitgenössischen
Urkunden nirgends ein Vergehen Johanns auch nur angedeutet ist, ist völlig unerwiesen. Das war der Dank des