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und das ver-
schwenderische
Leben einzelner
Grafen lasteten
schwer ans dem
Lande, der
schwarze Tod,
die Pest, wü-
tete furchtbar,
Teuerung und
Hungersnot und
die Geißel der
Hexenprozesse
schlugen das
Volk hart, ver-
schiedene kaiser-
licheAdministra-
tionen vermoch-
ten keine Abhilfe
zu schaffen und
schließlich blieb
demtiefverschül-
deten Grafen-
hanse kein an-
derer Ausweg
als der Verkauf
derHerrschaften.
Als Käufer
meldete sich u. a.
der Fürst Hans Adam Liechtenstein, die Zeitgenossen nannten ihn den „reichen Hans Adam", der noch mehr als
durch seine großartigen Palastbanten in Wien und seine wertvollen Kunstsammlungen durch seine Bemühungen um
die souveräne Stellung des Fürstenhauses und die damit, wie bereits erwähnt, im Zusanrmenhang stehende Er-
werbung der freien Reichsherrschaften Vaduz und Schellenberg seinen Namen verewigte. Im Jahre 1699 kaufte er
die Herrschaft Schellenberg um 115 000 Gülden rh. W. und 13 Jahre später die Grafschaft Vaduz um 290 000 Gulden.
Ein früher und plötzlicher Tod hinderte ihn, seine Bemühungen um den Glanz seines Hauses vollends zu verwirk-
lichen. Unter seinem Nachfolger, dem Fürsten Anton Florian, Botschafter am päpstlichen Hofe und Erzieher und
Obersthofmeister des Kaisers Karl VI., erhob der Kaiser mittels Palatinatsdiplom vom 23. Januar 1719 die beiden
Reichsherrschaften Vaduz und Schellenberg zu einem unmittelbaren Fürstentum unter dem Namen Liechtenstein,
nachdem bereits am 15. Februar 1713 der liechtensteinische Gesandte feierlich auf dem Reichstage zu Regensburg
eingeführt worden war. Seit dieser Zeit hat eine gütige Vorsehung die Geschicke unserer Heimat an das Szepter
eines Fürstenhauses geknüpft, dessen Regenten in fürsorglichster Weise für seinen steten Aufschwung besorgt waren.
Wenn nach einem Worte Kaiser Ferdinands II. drei Steine seiner Krone größter Schatz waren: Liechtenstein,
Wallenstein und Dietrichstein, so war Fürst Josef Wenzel Liechtenstein (1712—1772) einer der hellsten Steine
in der hart angegriffenen Krone der großen Habsburgerin Maria Theresia. Denn zu einer Zeit, als der Orient mit
seinen Horden Österreichs Gefilde zu überfluten drohte, als Ludwig XIV. seine Heere zu Raub und Verwüstung
gegen die Monarchie anssandte, als Friedrich d. Gr. von Preußen die junge Kaiserin bedrängte, fand sie in den
schwersten Zeiten ihrer Regierung im Fürsten Wenzel Liechtenstein einen Paladin von diamantfester Treue und
stahlharter Seele. Seine ersten Lorbeeren holte sich der Fürst in den Türkenkriegen unter dem berühmten Heer-
führer, dem Prinzen Eugen von Savoyen, und in den durch die polnischen Thronstreitigkeiten hervorgerufenen
Feldzügen in Italien. Ein intimer Freund des Kronprinzen Friedrich von Preußen, vertrat er Österreich glücklich
am Berliner Hofe und als Botschafter in Paris, seine hohen strategischen Eigenschaften und seine persönliche Tapfer-
keit bewies er in den Schlesischen Kriegen, er rettete die schwer gefährdete Sache seiner Kaiserin in Italien mit einem
Schlage durch den glänzenden Sieg bei Piacenza 1745 über die vereinigten Heere der Franzosen und Spanier
und nahm ruhmvollen Anteil am Siebenjährigen Kriege. Die österreichische Artillerie brachte er unter Aufwendung
größter persönlicher Opfer zu erfolgreichster Entwicklung: „Iss snnenüs avaisat l'avantAAs cl'uas artillsris imaa-
ürsuss st Insa servis; slls kalt üoansur a lüsoülsnslsiri, gut sn ssl ckirsolsnr", schrieb Friedrich II., als der bis
dahin Unbesiegbare in der Schlacht bei Kolin durch das Eingreifen der österreichischen Artillerie seine erste
Niederlage erlitt. Dem Lorbeer des Kriegers einte der Fürst die Palme des hochherzigen Mäzen und des großen
Wohltäters der Armen.
und das ver-
schwenderische
Leben einzelner
Grafen lasteten
schwer ans dem
Lande, der
schwarze Tod,
die Pest, wü-
tete furchtbar,
Teuerung und
Hungersnot und
die Geißel der
Hexenprozesse
schlugen das
Volk hart, ver-
schiedene kaiser-
licheAdministra-
tionen vermoch-
ten keine Abhilfe
zu schaffen und
schließlich blieb
demtiefverschül-
deten Grafen-
hanse kein an-
derer Ausweg
als der Verkauf
derHerrschaften.
Als Käufer
meldete sich u. a.
der Fürst Hans Adam Liechtenstein, die Zeitgenossen nannten ihn den „reichen Hans Adam", der noch mehr als
durch seine großartigen Palastbanten in Wien und seine wertvollen Kunstsammlungen durch seine Bemühungen um
die souveräne Stellung des Fürstenhauses und die damit, wie bereits erwähnt, im Zusanrmenhang stehende Er-
werbung der freien Reichsherrschaften Vaduz und Schellenberg seinen Namen verewigte. Im Jahre 1699 kaufte er
die Herrschaft Schellenberg um 115 000 Gülden rh. W. und 13 Jahre später die Grafschaft Vaduz um 290 000 Gulden.
Ein früher und plötzlicher Tod hinderte ihn, seine Bemühungen um den Glanz seines Hauses vollends zu verwirk-
lichen. Unter seinem Nachfolger, dem Fürsten Anton Florian, Botschafter am päpstlichen Hofe und Erzieher und
Obersthofmeister des Kaisers Karl VI., erhob der Kaiser mittels Palatinatsdiplom vom 23. Januar 1719 die beiden
Reichsherrschaften Vaduz und Schellenberg zu einem unmittelbaren Fürstentum unter dem Namen Liechtenstein,
nachdem bereits am 15. Februar 1713 der liechtensteinische Gesandte feierlich auf dem Reichstage zu Regensburg
eingeführt worden war. Seit dieser Zeit hat eine gütige Vorsehung die Geschicke unserer Heimat an das Szepter
eines Fürstenhauses geknüpft, dessen Regenten in fürsorglichster Weise für seinen steten Aufschwung besorgt waren.
Wenn nach einem Worte Kaiser Ferdinands II. drei Steine seiner Krone größter Schatz waren: Liechtenstein,
Wallenstein und Dietrichstein, so war Fürst Josef Wenzel Liechtenstein (1712—1772) einer der hellsten Steine
in der hart angegriffenen Krone der großen Habsburgerin Maria Theresia. Denn zu einer Zeit, als der Orient mit
seinen Horden Österreichs Gefilde zu überfluten drohte, als Ludwig XIV. seine Heere zu Raub und Verwüstung
gegen die Monarchie anssandte, als Friedrich d. Gr. von Preußen die junge Kaiserin bedrängte, fand sie in den
schwersten Zeiten ihrer Regierung im Fürsten Wenzel Liechtenstein einen Paladin von diamantfester Treue und
stahlharter Seele. Seine ersten Lorbeeren holte sich der Fürst in den Türkenkriegen unter dem berühmten Heer-
führer, dem Prinzen Eugen von Savoyen, und in den durch die polnischen Thronstreitigkeiten hervorgerufenen
Feldzügen in Italien. Ein intimer Freund des Kronprinzen Friedrich von Preußen, vertrat er Österreich glücklich
am Berliner Hofe und als Botschafter in Paris, seine hohen strategischen Eigenschaften und seine persönliche Tapfer-
keit bewies er in den Schlesischen Kriegen, er rettete die schwer gefährdete Sache seiner Kaiserin in Italien mit einem
Schlage durch den glänzenden Sieg bei Piacenza 1745 über die vereinigten Heere der Franzosen und Spanier
und nahm ruhmvollen Anteil am Siebenjährigen Kriege. Die österreichische Artillerie brachte er unter Aufwendung
größter persönlicher Opfer zu erfolgreichster Entwicklung: „Iss snnenüs avaisat l'avantAAs cl'uas artillsris imaa-
ürsuss st Insa servis; slls kalt üoansur a lüsoülsnslsiri, gut sn ssl ckirsolsnr", schrieb Friedrich II., als der bis
dahin Unbesiegbare in der Schlacht bei Kolin durch das Eingreifen der österreichischen Artillerie seine erste
Niederlage erlitt. Dem Lorbeer des Kriegers einte der Fürst die Palme des hochherzigen Mäzen und des großen
Wohltäters der Armen.