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Von hohem
Ruhme umflossen er-
strahlt die leuchtende
Kriegergestalt des
Fürsten Johann I.
von Liechtenstein
(1805 — 1836), wel-
chen die Geschichte
mit dem doppelten
Lorbeer des großen
Feldherrn und erfolg-
reichen Diplomaten
krönt. Mit einer ge-
radezu beispiellosen
Kühnheit kämpfte er
in nicht weniger als
80 größeren und klei-
neren Gefechten, an-
dere Berichte nennen
sogar 123, in den
Türken kriegen unter
Josef II., gegen die
französischen Revolu-
Abb. 8. Vaduz, Regierungsgebäude und Kirche. tionsheere in den Nie-
derlanden, im zweiten
und dritten Koalitionskriege gegen die Franzosen in Italien und Deutschland, er führte die Reiterei in der Drei-
Kaiser-Schlacht bei Austerlitz an, entschied den Sieg bei Aspern und deckte den Rückzug bei Wagram. 23 Pferde
wurdeu ihm unter dem Leibe getötet oder verwundet, 3 Hüte und 2 Degen von feindlichen Geschossen durchlöchert,
eine Kanonenkugel riß ihm die Rockschöße weg, er selbst wurde nicht ein einziges Mal wesentlich verwundet. Seine
glänzenden Waffentaten vervollkommnete er als glücklicher Unterhändler bei den verschiedenen Friedensschlüssen nach
den Napoleonischen Kriegen. Als im Jahre 1806 die Gründung des „Rheinbundes" erfolgte, welche Franz II. zur
Niederlegung der deutschen Kaiserkrone veranlaßte, erfolgte eine Veränderung der staatsrechtlichen Stellung des
Fürstentums Liechtenstein, da es als Mitglied des „Rheinbundes" gleich den übrigen süddeutschen Staaten sich vom
bisherigen Reichsverband loslöste und ein souveräner Staat wurde. Die Aufnahme des Fürstentums in den „Rhein-
bund", die ohne Mitwirkung des Fürsten vor sich ging, der sich auch durch keinen Gesandten vertreten ließ, sollte
ein besonderer Beweis der Wertschätzung Napoleons für den Fürsten Johann I. sein. Als nach der Völkerschlacht
bei Leipzig der „Rheinbund" zerfiel, trat der Fürst mit dem Fürstentum dem „Deutschen Bunde" bei und es nahm
das liechtensteinische Militär, das seit 1868 ausgelöst ist, in einer Stärke von 100 Mann an Seite der badischen
Truppen an den Befreiungskriegen der Jahre 1814 und 1815 teil.
Damit sind wir bereits bei der neueren Zeit angelangt. Wie in einem Tautropfen, den die Sonne beleuchtet,
sich in wunderbarem Farbenspiel die Kraft des unendlichen Weltgestirnes widerspiegelt, so strahlt auch aus der Ge-
schichte unseres Fürstenhauses und unserer Heimat ein Teil jener gewaltigen Kräfte zurück, welche für die Geschicke
der Völker und Staaten bestimmend sind. Wir mußten allerdings zahlreiche bedeutende Gestalten und Momente
in Rücksicht auf die gebotene Kürze übergehen und konnten nur die markantesten Erscheinungen mit flüchtigen Strichen
skizzieren. Ob die Mitglieder unseres erlauchten Herrscherhauses ihre Kräfte dem Staatsdienste widmeten, ob sie
das lorbeerumkränzte Schwert im Dienste ihrer Monarchen und des Reiches führten oder die schönen Künste und
Wissenschaften förderten, auf allen Gebieten haben sie Großes und Bedeutendes, ja Unvergängliches geleistet. Der
würdige Träger dieser großen Traditionen ist der gegenwärtig regierende Fürst Jo Hann II., der heute auf eine 67 Jahre
lange Regierung zurückblicken kann, die ausschließlich den Werken des Friedens, der Förderung alles Schönen, Guten
und Edlen gewidmet war.
Am 5. Oktober 1840 zu Eisgrub in Mähren geboren, in jenem prachtvollen Schlosse, in dem die liechtensteinischen
Fürsten eine Kunststätte ersten Ranges geschaffen, wandte der Fürst frühzeitig seine Neigung der Förderung der
bildenden Künste zu und hat gerade auf diesem Gebiete sich unvergängliche Verdienste erworben. Wohl die wert-
vollste aller Privatgalerien auf dem Kontinente ist die großartige Liechtensteinische Gemäldegalerie in Wien, die
edelste Blüte dieses kunstbegeisterten Feudalgeschlechtes, welcher hervorragende Sammlungen der Plastik und des
Kunstgewerbes angeschlossen sind und welcher der regierende Fürst durch erste Neuerwerbungen und durch fach-
männische, überaus liebevolle Anordnung, die er selbst durchführte, ihren heutigen Weltruf verschaffte. Ein opfer-
williger Mäzen, wie die Gegenwart nur wenige ihr eigen nennt, wendet er der Entwicklung der öffentlichen Kunst-
sammlungen in den Ländern der früheren Monarchie seine rege Teilnahme und die freigebigsten Schenkungen zu,
Von hohem
Ruhme umflossen er-
strahlt die leuchtende
Kriegergestalt des
Fürsten Johann I.
von Liechtenstein
(1805 — 1836), wel-
chen die Geschichte
mit dem doppelten
Lorbeer des großen
Feldherrn und erfolg-
reichen Diplomaten
krönt. Mit einer ge-
radezu beispiellosen
Kühnheit kämpfte er
in nicht weniger als
80 größeren und klei-
neren Gefechten, an-
dere Berichte nennen
sogar 123, in den
Türken kriegen unter
Josef II., gegen die
französischen Revolu-
Abb. 8. Vaduz, Regierungsgebäude und Kirche. tionsheere in den Nie-
derlanden, im zweiten
und dritten Koalitionskriege gegen die Franzosen in Italien und Deutschland, er führte die Reiterei in der Drei-
Kaiser-Schlacht bei Austerlitz an, entschied den Sieg bei Aspern und deckte den Rückzug bei Wagram. 23 Pferde
wurdeu ihm unter dem Leibe getötet oder verwundet, 3 Hüte und 2 Degen von feindlichen Geschossen durchlöchert,
eine Kanonenkugel riß ihm die Rockschöße weg, er selbst wurde nicht ein einziges Mal wesentlich verwundet. Seine
glänzenden Waffentaten vervollkommnete er als glücklicher Unterhändler bei den verschiedenen Friedensschlüssen nach
den Napoleonischen Kriegen. Als im Jahre 1806 die Gründung des „Rheinbundes" erfolgte, welche Franz II. zur
Niederlegung der deutschen Kaiserkrone veranlaßte, erfolgte eine Veränderung der staatsrechtlichen Stellung des
Fürstentums Liechtenstein, da es als Mitglied des „Rheinbundes" gleich den übrigen süddeutschen Staaten sich vom
bisherigen Reichsverband loslöste und ein souveräner Staat wurde. Die Aufnahme des Fürstentums in den „Rhein-
bund", die ohne Mitwirkung des Fürsten vor sich ging, der sich auch durch keinen Gesandten vertreten ließ, sollte
ein besonderer Beweis der Wertschätzung Napoleons für den Fürsten Johann I. sein. Als nach der Völkerschlacht
bei Leipzig der „Rheinbund" zerfiel, trat der Fürst mit dem Fürstentum dem „Deutschen Bunde" bei und es nahm
das liechtensteinische Militär, das seit 1868 ausgelöst ist, in einer Stärke von 100 Mann an Seite der badischen
Truppen an den Befreiungskriegen der Jahre 1814 und 1815 teil.
Damit sind wir bereits bei der neueren Zeit angelangt. Wie in einem Tautropfen, den die Sonne beleuchtet,
sich in wunderbarem Farbenspiel die Kraft des unendlichen Weltgestirnes widerspiegelt, so strahlt auch aus der Ge-
schichte unseres Fürstenhauses und unserer Heimat ein Teil jener gewaltigen Kräfte zurück, welche für die Geschicke
der Völker und Staaten bestimmend sind. Wir mußten allerdings zahlreiche bedeutende Gestalten und Momente
in Rücksicht auf die gebotene Kürze übergehen und konnten nur die markantesten Erscheinungen mit flüchtigen Strichen
skizzieren. Ob die Mitglieder unseres erlauchten Herrscherhauses ihre Kräfte dem Staatsdienste widmeten, ob sie
das lorbeerumkränzte Schwert im Dienste ihrer Monarchen und des Reiches führten oder die schönen Künste und
Wissenschaften förderten, auf allen Gebieten haben sie Großes und Bedeutendes, ja Unvergängliches geleistet. Der
würdige Träger dieser großen Traditionen ist der gegenwärtig regierende Fürst Jo Hann II., der heute auf eine 67 Jahre
lange Regierung zurückblicken kann, die ausschließlich den Werken des Friedens, der Förderung alles Schönen, Guten
und Edlen gewidmet war.
Am 5. Oktober 1840 zu Eisgrub in Mähren geboren, in jenem prachtvollen Schlosse, in dem die liechtensteinischen
Fürsten eine Kunststätte ersten Ranges geschaffen, wandte der Fürst frühzeitig seine Neigung der Förderung der
bildenden Künste zu und hat gerade auf diesem Gebiete sich unvergängliche Verdienste erworben. Wohl die wert-
vollste aller Privatgalerien auf dem Kontinente ist die großartige Liechtensteinische Gemäldegalerie in Wien, die
edelste Blüte dieses kunstbegeisterten Feudalgeschlechtes, welcher hervorragende Sammlungen der Plastik und des
Kunstgewerbes angeschlossen sind und welcher der regierende Fürst durch erste Neuerwerbungen und durch fach-
männische, überaus liebevolle Anordnung, die er selbst durchführte, ihren heutigen Weltruf verschaffte. Ein opfer-
williger Mäzen, wie die Gegenwart nur wenige ihr eigen nennt, wendet er der Entwicklung der öffentlichen Kunst-
sammlungen in den Ländern der früheren Monarchie seine rege Teilnahme und die freigebigsten Schenkungen zu,