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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 27.1926

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Nr. 1/2
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Maschler, Josef: Die Burgen in der Umgebung von Landeck: Vortrag, gehalten von Josef Maschler, Bezirksschulinspektor i.R., am 12. Juni 1925
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https://doi.org/10.11588/diglit.35077#0038
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Faß alljährlich mit gutem Etschländer Wein nachgefüllt, den
man sich dann von den Fremden teuer bezahlen ließ.
Jedoch jeder Besucher der alten Feste wollte sich von
der Wahrheit des im Volksmunde verbreiteten Spruches über-
zeugen: „Es ist bekannt — im ganzen Land — der alte Wein
— von Schrofenstein." Aus diesem Fasse sollen der Über-
lieferung nach die alten Schrofensteiner Ritter getrunken
haben, denn es wird schon in einer hübschen Sage erwähnt,
die sich an das Schloß knüpft.
Die Schrofensteiner sollen nämlich wegen ihres Reich-
tums, ihres Ansehens und ihrer Macht von einzelnen Ade-
ligen und den Raubrittern sehr gehaßt und ihr Schloß wieder-
holt bestürmt worden sein. Immer aber mußten die Feinde
mit blutigen Köpfen nbziehen und waren nicht imstande, die
schwer zugängliche Burg zu bezwingen. Das steigerte ihre
Erbitterung nur noch mehr und sie beschlossen, die Burg so
lange zu belagern, bis die Inwohner, durch Hunger gezwungen,
sich ergeben mußten. Von allen Seiten wurde das Schloß
sorgfältig bewacht und jede Möglichkeit, etwas hineinzubringen,
vereitelt. Lange wehrte die Besatzung der belagerten Burg
mutig jeden Angriff des Feindes ab, bis sich großer Mangel
cm Nahrung und Wasser geltend machte, denn der Schloß-
brunnen war in einem Ökononnegebäude außerhalb der Bing
und das Wasser mußte auf mühsame Weise in Kübeln und
Fässern ins Schloß gebracht werden. Von brennenden: Durste
gequält, sank der Mut der Knappen von Stunde zu Stunde,
und Schrecken und Verzweiflung erfaßte alle Inwohner der
Feste, deren Übergabe an die Feinde unvermeidlich schien.
In dieser furchtbaren Not nahm der Burgherr, dessen Name
unbekannt ist, seine Zuflucht zur Gottesmutter und stieg abends
hinab in die Bnrgkapelle, warf sich dort vor dem Gnadenbilde
auf die Knie und flehte inbrünstig um Schutz und Hilfe, gelobend, wenn ihm diese gewährt wird, für immer keinen
Fingerbreit von Gottes wegen abzuweichen und besonders die Armen und Bedrängten zu beschützen. Getröstet ging
er dann in sein Schlafgemach und schlief bald ein. Da erschien ihm im Traume eine weißgekleidete Frau in himm-
lischer Schönheit, die ihn anmutig und mitleidsvoll anblickte und sagte: „Habe Mut, Ritter! Gott hat dein Gebet
und das deiner Untertanen erhört, Schrofenstein wird nicht fallen. Grabe in der Mitte des Gartens unter dem Rosen-
strauche und du wirst auf eine Quelle stoßen, deren Wasser dich und die Deinen laben wird. Auch wird der Wein in
deinem Fasse niemals altern und ansgehen, solange es im Besitze der Schrofensteiner ist."
Darauf erwachte der Ritter und eilte mit einigen seiner Knappen zum bezeichneten Rosenstrauch im Schloß-
garten, wo sie zu graben anfingen und bald einen Brunnen mit köstlichem Wasser fanden. Nachdem er und sein Ge-
sinde sich an demselben erquickt und an den: Weine im vollgefüllten Fasse sich gestärkt hatten, fingen sie, von neuem
Mute beseelt, an, um den Feind zu täuschen, leeres Haserstroh zu dreschen und die Windmühle zu treiben, als Hütten
sie Getreide noch in Menge zu mahlen. Als die Belagerer dies hörten, zogen sie ab, und Schrofenstein war gerettet.
Diese in einem nicht tiefen Schacht gewesene Quelle soll — allerdings mit Geröll angefüllt — bis vor wenigen
Jahrzehnten noch zu sehen gewesen sein.
Das alte Faß wurde, nachdem den letzten Rest des Weines die Bayern während ihrer Herrschaft in Tirol aus-
getrunken hatten, in den vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts an den Gastwirt „Schrofenstein" in Landeck
verkauft und dort anfbewahrt. Später erwarb es Herr Postmeister Müller in Landeck und heute ist es im Gasthause
„Löwen" zu sehen und verkäuflich.
Es hat einen Bodendurchmesser von zirka 60 orn, eine Spundtiefe von beiläufig 75 ein und eine Länge von 196 om.
Die beiden Bodenflächen sind an der Außenseite mit einer etwa 3 ein dicken Gipsschichte überzogen. Eine Fläche ist
bemalt, zeigt das Schrofensteiner Wappen mit der bogenförmigen Überschrift „Oswald Ritter von Schrofenstein"
und darunter einen nicht mehr recht leserlichen Vers, der wahrscheinlich lautet: „Je älter das Faß, — Je linder der
Klang, — Je edler das Naß, — Je Heller der Sang." Ein Name am ausgebrochenen Pipenloch ist nicht mehr leserlich.
Die Bemalung ist jedenfalls nicht so alt wie das Faß. Die breiten eisernen Faßreifen sind durch Schrauben anziehbar.
lll. Schloß Kronburg.
Ungefähr eine gute Stunde östlich von Zams und in dessen Gemeindegebiet liegend, erhebt sich am rechten
Ufer des Im: in der Mitte des Tales ein 1052 in hoher, fast überall von dichtem Föhren- und Fichtenwald bestandener
Bergkegel, so einzig schön, als hätte ihn die Kunst mit aller Sorgfalt eigens für einen Rittersitz geschaffen. Auf seiner


Abb. 10. Ruine Schrofenstein.
 
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