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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 27.1926

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Nr. 1/2
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Maschler, Josef: Die Burgen in der Umgebung von Landeck: Vortrag, gehalten von Josef Maschler, Bezirksschulinspektor i.R., am 12. Juni 1925
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https://doi.org/10.11588/diglit.35077#0040
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IV. Schloß Land eck.
Der Feste Schrofenstein direkt gegenüber und die ganze Gegend ringsum beherrschend, steht im Süden über
der Stadt Landeck auf einem schön geformten Felsen in stolzer Höhe das umfangreiche Schloß Landeck, noch gut
und wohnlich erhalten als Zierde der Stadt und des ganzen romantischen Talkessels. Da die Gegend von Landeck
ohne Zweifel schon in grauer Vorzeit angebaut und bewohnt gewesen ist, was sich aus der überaus vorteilhaften
Lage derselben, an der Ausmündung des Paznaun- und Stanzertales, durch das der Weg über den Arlberg führt,
leicht erklären läßt, ist wohl mit Sicherheit anzunehmen, daß die ersten Anlagen des Schlosses, besonders der noch
jetzt stehende Turm, von den Römern herrühren, zumal die alte Römerstraße über das östliche Mittelgebirge von
Zams über Trams oberhalb des Schlosses nach Fließ führte und heute noch im sog. Schloßwalde Wegspuren von
dieser Straße deutlich zu sehen sind. Auch die Auffindung von verschiedenen römischen Überresten bei Perjen, wie
Silber- und Kupfermünzen von den Kaisern Vespasian, Diokletian und Nero, dann Hausgeräte und Waffen, auch
mehrere kleine Statuen römischer Penaten (Hausgötter) bestätigen die Annahme, daß schon die Römer hier

eine bleibende Ansiedlung ge
habt haben.
Über die Erbauung und
ältesten Schicksale des Schlosses
ist jedoch nichts bekannt. Es
wurde in den späteren Zeiten
immer zugleich mit der Herr-
schaft, d. i. mit dem Gerichte
Landeck vergeben. Die ersten
spärlichen Nachrichten haben
wir erst vom Ende des 13.
Jahrhunderts an.
Im Jahre 1312 kommt
als Richter von Lnndeck Hein-
rich Hirschberger vor, der ein
Günstling des Königs Heinrich
von Böhmen war. Anno 1336
war Otto Charlinger als
Richter auf Schloß Landeck.
Anno 1363 hatte nach dem
Heimatforscher Anton Waibl
der Bogt Ulrich von Matsch
Schloß und Herrschaft inne.
Im Jahre 1368 kam das
Schloß bei einen: Einbrüche
der Bayern in Tirol für kurze
Zeit an Bayern, fiel jedoch
im gleichen Jahre wieder an
die Landesfürsten zurück.
Anno 1382 verpfändete Her-
zog Leopold III. Schloß und
zu sein. —Beim Einbrüche des Kurfürsten Moritz von Sachsen im Jahre 1552 waren jedoch s chon die Freiherren von Gienger
im Besitze der Herrschaft Landeck und scheinen diese als Pfandschaft bis zum Jahre 1706 gehabt zu haben. Der letzte
Pfavdgerichtsinhaber war Jakob Christoph von Gienger. Unter ihm schickten die Gemeinden des Gerichtes Landeck
im Jahre 1705 eine eigene Deputation nach Wien, um von Kaiser Leopold I. die Bewilligung zur Ablösung des
Pfandschillings und die Befreiung von den bisherigen Pfandgerichtsinhabern zu erbitten. Diese Bitte wurde ihnen
noch in demselben Jahre gewährt, und im folgenden Jahre unter Kaiser Josef I. ging die Ablösung wirklich vonstatten.
Der Pfandschilling von 16 500 Gulden wurde von den Gemeinden des Gerichtes vorgeschossen, an die k. k. Hofkammer
in Wien eingesandt und von dieser dem Pfandinhaber Jakob Christoph von Gienger znrückbezahlt. Einer dieses
Geschlechtes '(vielleicht sind es auch mehrere), nämlich Leonhard Freiherr von Gienger, starb hier am 27. November
1588 und liegt auf dem hiesigen Ortssriedhofe begraben. Sein Grabstein ist an der Außenseite der Kirchenmauer
rechts neben dem Hauptportale zu sehen.
Von 1706 an wurde das Gericht Landeck immer von landesfürstlich bestellten Richtern verwaltet, und zwar
zunächst aus der Familie von Stöckl zu Gerburg, aus Landeck stammend, aus welcher Adelsfamilie fünf Landrichter
und Pfleger in ununterbrochener Reihenfolge hervorgingen. Der letzte Richter dieses Geschlechtes war Johann
Josef von Stöckl, der bis anfangs des letzten Jahrhunderts dieses Amt versah. — Im Jahre 1763 übernahmen
die Gerichtsgemeinden den Pacht der herrschaftlichen Güter und erwarben von der bayrischen Regierung in: Jahre


Abb. 12. Burg Landeck.

Gericht Landeck an Herdegen
von Goldenberg. Nach diesem
hatte es Hans von Egelsen,
genannt Baygenstein, inne,
der es 1396 wieder an Herzog
Leopold I V. abtrat. Im Jahre
1418 verpfändete Herzog
Friedrich Schloß und Gericht
Landeck um 2000 Gulden an
Hans von Hornstein. Im Jahre
1447 wird Ulrich von Embs
als Pfleger der Herrschaft
Landeck erwähnt, dessen Nichte
mit Christoph von Schrofen-
stein, dem Vater des be-
kannten Oswald von Schro-
fenstein, vermählt war. Im
Jahre 1478 verschrieb Erz-
herzog Siegmund der Münz-
reiche für den Fall seines
Ablebens Schloß und Herr-
schaft Landeck den bayrischen
Herzogen. Doch scheinen diese
nie in den Besitz davon ge-
kommen zu sein, da nach Sieg-
mund der tatkräftige Kaiser
Maximilian I. auch die Re-
gierung Tirols übernahm. Um
diese Zeit scheint das Schloß
den Grafen von Spaur als
Psandschaft verliehen gewesen
 
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