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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 27.1926

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Nr. 3/4
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Koch, Konrad Albert: Burg Helfenstein ob Geislingen a.d. Staige: über die Ausgrabungen im Jahre 1922
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https://doi.org/10.11588/diglit.35077#0076
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Die Burg Helfenstein nebst Heidenheim und Giengen n. d. Brenz gab Karl IV. im Jahre 1351 den Grafen
von Helfenstein als rechtes edles Lehen für treu geleistete Dienste. Karl IV. blieb bei dieser Gnadenerweisung nicht
stehen; er stiftete zwischen der Tochter des Fürsten Stefans von Bosnien, Maria, und einem jungen Grafen von
Helfenstein eine Vermählung und brachte dadurch diesen in Schwägerschaft des Königs Ludwig von Ungarn, dessen
erste Gemahlin Karls Tochter gewesen war. Die Prinzessin erhielt nebst einer sehr kostbaren Aussteuer 10 000 unga-
rische Gulden Heiratsgut. Diese brachte auch vielen Stolz und Hang zur Verschwendung mit, und ihr Eintritt in diese
Familie beschleunigte desto rascher das tiefere Herabkommen derselben. Ihr Gemahl wurde im Jahre 1372
von einigen Edlen im Zabergau nnritterlich gefangengenommen und den 1. Mai auf Burg Rammstein bei
Schramberg auf eine ruchlose Art ermordet. Ludwig von Helfenstein trat in die Dienste Herzogs Ulrich von
Württemberg als Obervogt in Weinsberg. In dem verderblichen Bauernaufstand 1525 gefangengenommen
und durch die Spieße gejagt, starb eines der ältesten und ansehnlichsten Nittergeschlechter völlig aus. Im Jahre 1552,
da Helfenstein längst im Besitze der Stadt Ulm war, die es mit Geislingen erworben hatte (1382), nahm es der
Markgraf Albrecht von Brandenburg ein, noch in demselben Jahre aber eroberten und schleiften die Ulmer die Burg.
Der kaiserliche Oberst Konrad von Bemmelberg wurde damit betraut. Die mehrtägigen Kämpfe sollen 100 Mark-
gräflichen und 300 Ulmern das Leben gekostet haben.
Aigentliche Beschreibung des Schlußes Helfenstein ob Geislingen, wie es gebaut gewesen.
1. Hat man Niemand in das Schloß Helfenstein eingelassen, von Geislingen, auch keinen Vogt, welcher aber
im Schloß zu schaffen gehabt, der hat müssen unter dem Schloß-Thor schwören, daß er das, was er in dem
Schloß seheii werde, niemand sagen wolle.
2. Hat man 2. Vögte, den einen vom Geschlecht, den andern von den Zünften von Ulm gehabt, und einen
Blößer, der hat zu morgens und Abends geblaßen, auf solches feind die Thore zu Geislingen auf und zu
geschlossen worden, und sind der Wächter 12 gewesen; hernach aber, damit der Vögten gemindert wurde,
sind nur 8 und 1546 nur 4 gehalten worden.
3. Sind der Schlösser 2 gewesen, darzwischen ein weiter Hof, und darin ein Kirchlen, eine Wachtstube, ein
Bachofen u. ein Wagenhaus; darauf sind Kämmern gewesen, und an dem Kirchlen ist ein Bronnen gestanden.
4. Sind 2 heimliche Ausgänge in dem Schloß gewesen, die niemand den die Burgvögte gewußt, der eine
gegen der Staig, und der andere hinten hinaus.
5. Hat dieses Schloß 2 Aufzugbrucken gehabt, die eine, wo man ist hinzugegangen, da ist der Graben 7 Klafter
tief gewesen, das erste Thor hat gehabt einen Spieß heraus, bei der Schnellbruck, das ander Thor ist gestanden
in der andern Mauer, das 3. Tor ist ganz mit Eisen beschlagen gewesen, und auch in der andern Mauer
gestanden, und hat mm: es geheißen den Mantel, da der große Fels eingemauert gewesen, worauf die Beste
Wöhr gewesen, und ist von dem Rindertal bis zu der Staig gegangen, und hat das Schloß ganz beschlossen;
die Mauer war 15 Werkschuh dick (ein Werkschuh gleich 292,5 nun) und ist zwischen dem Mantel und der
ersten Mauer ein Höflein gewesen, das man den Vorhof geheißen, das 4te Thor ist gestanden zuletzt, da
man in den rechten Hof hat wollen eingehen, ist auch mit Eisen beschlagen und zwischen 2 Toren eine Schnell-
Brücke gewesen, und waren diese 4 Thor alle nur am rechten Schloß, an dem man und zwischen der Ring-
mauer in den rechten Hof, und aus dem Hof erst in das Schloß gegangen, wie folgt.


Abb. 38. Grundriß der Burg Helfenstein mit Geislingen a. d. Staige (Württemberg). V 2000.

I Erster Felsen. N. II Zweiter Felsen. N. Vorwerk. N. III Dritter Felsen, war anscheinend nicht überbaut. N. IV Felsen mit Tnrm <I>) »nd Gebäude,
ll. V Fünfter Felsen, daran Keller und darüber Gebäude. N. Mutmaßlicher Turm. I. Tore. O. Marstall und Remise. N. Gebäude mit Keller, st. Pfisterei mit
Backstube. L. Burgkapelle. N. Zisterne. O. Mauertürme. V. Torzwinger. 2. Zwinger.
 
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