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Das äußere Wahrzeichen der Burg
Adelebsen ist heute noch der gewaltige Berg-
fried, der als Wohnturm errichtet wurde und
wohl das mächtigste Beispiel dieser Art in
Deutschland überhaupt ist. Seinem ursprüng-
lichen Zweck dient er nicht mehr. Ein altes
Epitaphium von 1606 in der Kirche von Ade-
lebsen zeigt die große Ausdehnung des Burgen-
ringes bis zur Erbauung des Renaissance-
schlosses im Jahre 1598. Merian hat uns von
diesem noch jetzt zum großen Teil erhaltenen
Bau einen Stich hinterlassen. Zwei überein-
anderliegende Rittersäle mit schönen wappen-
geschmückten Sandsteinkaminen sind von der
alten Herrlichkeit übriggeblieben. Ein Teil
wurde vor 200 Jahren abgerissen. Jetzt hat sich
die Familie als Wohnsitz in den 80 er Jahren,
den Bedürfnissen der Zeit entsprechend, einen
Flügelanbau mit wundervollen Terrassen-
anlagen errichtet. So haben Geschlecht um
Geschlecht mit Zähigkeit und Liebe an dem
Besitz festgehalten und ihn den Zeitumständen
entsprechend ausgestaltet.
Aber nicht nur die Burgherren selbst
standen von je im Dienste der Allgemeinheit.
Am Eingang des Förstereigebäudes kündet
die Gedenktafel, daß auf demselben Grund
und Boden auch einer unserer bedeutendsten
Lehrer und Förderer des Forstwissens als
Sohn eines Adelebsenschen Beamten geboren wurde*). Der Forstdirektor H. Burkhardt, geb. 1811, war ein bekannter und bedeutender
Forstmann, er stand zumeist in hannoverschen, sodann in preußischen Diensten.
Mit großer Gastlichkeit hatte der jetzige Besitzer, Freiherr von Adelebsen, alle Teile seines schönen Besitzes,
der eigenartigen Burg- und Schloßanlage, den Burgenfahrern geöffnet, und im Verein mit seiner Gattin bewirtete
er sie an reich gedeckter Tafel auf der Terrasse. Auch hier fand der Vorsitzende, Geheimrat Bodo Ebhardt, wieder
treffende Worte des Dankes für die anregenden und genußreichen Stunden.
Von Adelebsen ging's nach Göttingen zurück, wo in den Göttinger Festsälen unter Leitung des Universitäts-
Musikdirektors Karl Hogrebe eine auserlesene Folge alter und neuer a oaxxsIla-Chöre vom Madrigalchor der Uni-
versität unter lebhaftem Beifall der Burgenfahrer vorgetragen wurde.
„Ein Spielmann stimmt sein Saitenspiel,
kling, kling, klang,
früh am Morgen wandert er aus,
kling, kling, klang.
Ein artig Mägdlein hört sein Spiel,
läuft geschwind zu ihm hinaus.
Da sprach das Mägdelein:
Kommt herein!
Stimmt an, spielt auf ein Tänzchen fein,
laß uns spielen, laß uns singen manch lust'gen Sang,
laß uns tanzen, laß uns springen mit Kling und Klang!
Lohn sollt ihr finden und schönen Dank,
und auch ein Küßchen obendrein
mit Klingeklang!"
(Niedert. Volkslied des 16. Jahrh. Musik Julius Roeutgen.)
Das anschließende gemeinsame Essen vereinigte die Vertreter der Stadt und Universität Göttingen und die
Burgherren der am vergangenen Nachmittag besuchten Burgen. Herzliche Worte der Begrüßung wurden den Burgen-
fahrern von Stadt und Universität nochmals zugerufen, für die der Vorsitzende in gleicher herzlicher Weise dankte.
Besonders dankender Erwähnung tat er der Herren Magistratsrat Briecke und Senator Schacke, die sich um die Vor-
bereitungen für die Aufnahme der Burgenfahrer in Göttingell besonders verdient gemacht hatten. Einen schönen Abschluß
des gelungenen Abends bildete der Vortrag eines Haydnschen Quartetts durch das Orchester-Quartett zu Göttingen.
Haustein.
Frühmorgens ginchs in Gesellschaftsautos zur Burg Haustein. Der Hallstein ist nicht im Besitze eines Einzel-
gliedes der Famiüe, sondern im Eigentum eines Familienverbandes geblieben. Wieder ein neues Beispiel für die
Art der Bewahrung von Überlieferungen. Der Haustein wird dauernd im Ruinenzustande erhalten und gepflegt,
*) Über die Geschichte von Adelebsen berichtet Rudolf Eckardt nach archivalischen Quellen in einer kleinen Schrift „Geschichte süd-
hannoverscher Burgen und Schlösser", Heft 5, bei Bernhard Franke in Leipzig erschienen und bis zum Jahre 1878 sortgeführt.
Das äußere Wahrzeichen der Burg
Adelebsen ist heute noch der gewaltige Berg-
fried, der als Wohnturm errichtet wurde und
wohl das mächtigste Beispiel dieser Art in
Deutschland überhaupt ist. Seinem ursprüng-
lichen Zweck dient er nicht mehr. Ein altes
Epitaphium von 1606 in der Kirche von Ade-
lebsen zeigt die große Ausdehnung des Burgen-
ringes bis zur Erbauung des Renaissance-
schlosses im Jahre 1598. Merian hat uns von
diesem noch jetzt zum großen Teil erhaltenen
Bau einen Stich hinterlassen. Zwei überein-
anderliegende Rittersäle mit schönen wappen-
geschmückten Sandsteinkaminen sind von der
alten Herrlichkeit übriggeblieben. Ein Teil
wurde vor 200 Jahren abgerissen. Jetzt hat sich
die Familie als Wohnsitz in den 80 er Jahren,
den Bedürfnissen der Zeit entsprechend, einen
Flügelanbau mit wundervollen Terrassen-
anlagen errichtet. So haben Geschlecht um
Geschlecht mit Zähigkeit und Liebe an dem
Besitz festgehalten und ihn den Zeitumständen
entsprechend ausgestaltet.
Aber nicht nur die Burgherren selbst
standen von je im Dienste der Allgemeinheit.
Am Eingang des Förstereigebäudes kündet
die Gedenktafel, daß auf demselben Grund
und Boden auch einer unserer bedeutendsten
Lehrer und Förderer des Forstwissens als
Sohn eines Adelebsenschen Beamten geboren wurde*). Der Forstdirektor H. Burkhardt, geb. 1811, war ein bekannter und bedeutender
Forstmann, er stand zumeist in hannoverschen, sodann in preußischen Diensten.
Mit großer Gastlichkeit hatte der jetzige Besitzer, Freiherr von Adelebsen, alle Teile seines schönen Besitzes,
der eigenartigen Burg- und Schloßanlage, den Burgenfahrern geöffnet, und im Verein mit seiner Gattin bewirtete
er sie an reich gedeckter Tafel auf der Terrasse. Auch hier fand der Vorsitzende, Geheimrat Bodo Ebhardt, wieder
treffende Worte des Dankes für die anregenden und genußreichen Stunden.
Von Adelebsen ging's nach Göttingen zurück, wo in den Göttinger Festsälen unter Leitung des Universitäts-
Musikdirektors Karl Hogrebe eine auserlesene Folge alter und neuer a oaxxsIla-Chöre vom Madrigalchor der Uni-
versität unter lebhaftem Beifall der Burgenfahrer vorgetragen wurde.
„Ein Spielmann stimmt sein Saitenspiel,
kling, kling, klang,
früh am Morgen wandert er aus,
kling, kling, klang.
Ein artig Mägdlein hört sein Spiel,
läuft geschwind zu ihm hinaus.
Da sprach das Mägdelein:
Kommt herein!
Stimmt an, spielt auf ein Tänzchen fein,
laß uns spielen, laß uns singen manch lust'gen Sang,
laß uns tanzen, laß uns springen mit Kling und Klang!
Lohn sollt ihr finden und schönen Dank,
und auch ein Küßchen obendrein
mit Klingeklang!"
(Niedert. Volkslied des 16. Jahrh. Musik Julius Roeutgen.)
Das anschließende gemeinsame Essen vereinigte die Vertreter der Stadt und Universität Göttingen und die
Burgherren der am vergangenen Nachmittag besuchten Burgen. Herzliche Worte der Begrüßung wurden den Burgen-
fahrern von Stadt und Universität nochmals zugerufen, für die der Vorsitzende in gleicher herzlicher Weise dankte.
Besonders dankender Erwähnung tat er der Herren Magistratsrat Briecke und Senator Schacke, die sich um die Vor-
bereitungen für die Aufnahme der Burgenfahrer in Göttingell besonders verdient gemacht hatten. Einen schönen Abschluß
des gelungenen Abends bildete der Vortrag eines Haydnschen Quartetts durch das Orchester-Quartett zu Göttingen.
Haustein.
Frühmorgens ginchs in Gesellschaftsautos zur Burg Haustein. Der Hallstein ist nicht im Besitze eines Einzel-
gliedes der Famiüe, sondern im Eigentum eines Familienverbandes geblieben. Wieder ein neues Beispiel für die
Art der Bewahrung von Überlieferungen. Der Haustein wird dauernd im Ruinenzustande erhalten und gepflegt,
*) Über die Geschichte von Adelebsen berichtet Rudolf Eckardt nach archivalischen Quellen in einer kleinen Schrift „Geschichte süd-
hannoverscher Burgen und Schlösser", Heft 5, bei Bernhard Franke in Leipzig erschienen und bis zum Jahre 1878 sortgeführt.