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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 27.1926

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Nr. 5/6
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Nonn, Konrad: Weser-Burgenfahrt 1926
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https://doi.org/10.11588/diglit.35077#0098
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Abb. 50. Wasserschloß Hämelschenburg bei Hameln, links Alte Kirche.

des neuerbauten Brunnenhauses ist die Vergangenheit durch Künstlerhand festgehalten. Herr Major Röhr aus Han-
nover faßte sie in die folgenden eindrucksvollen Verse zusammen, die er den Burgenfahrern zur Begrüßung von der
Freitreppe des Schlosses zurief:

Heil, deutsche Burgenfahrer, seid willkommen
In Bad Pyrmont und seinem Schloß.
Habt Dank, daß auch zu uns ihr seid gekommen,
Und nehmt entgegen unfern Gruß.
Im Kranz der alten herrlich schönen Stätten,
Die ihr berührt auf eurer Fahrt,
Die krönen rings der Weserberge Ketten,
Ist Pyrmont von besondrer Art.
Hier hinterm Schloß steht eine prächt'ge Linde,
Wohl an die tausend Jahre alt,
Wenn durch ihr Laubdach säuseln sanft die Winde,
Gewinnt Vergangenes Gestalt.
Wohl schon in Hermanns des Cheruskers Tagen,
Als er im Kampf die Römer zwang,
Mußt von den heil'gen Quellen man zu sagen,
Und damals schon ihr Ruhm erklang.
Achthundert Jahre drauf sehn mit den Franken
Zur Zeit der heil'gen Weihenacht
Wir Kaiser Karl hier für die Siege danken,
Durch die er brach der Sachsen Macht.
Als weiter dann Jahrhunderte verronnen,
Im Frühling war's, im wonn'geu Mai,
Da strömten Pilger zu dem Wunderbronnen
Zehntausende an Zahl vorbei.
Vom Fürsten bis zum. Gaukler kam die Menge,
Aus jedem Land der weiten Welt,
Es wogt am Quell das festliche Gedränge
In Zelten und auf freiem Feld.

Als wieder mehr als hundert Jahr verflogen,
Da weilt der Große Kurfürst hier,
Mit einem großen Troß kam er gezogen,
Pyrmont bot kaum genug Quartier.
Das waren glanzvoll festlich frohe Tage,
Wie sie kaum je ein Bad erfreut,
Mit Maskeraden, Schauspiel und Gelage
Vertrieb man sorglos sich die Zeit. —
Zum Schloß herein sprengt eines Tags ein Reiter,
Peter der Große, Rußlands Zar.
In seinem Reisewagen grüßt man leider
Mit Pomp und Ehrfurcht — seinen Narr! —
Am Oesberg unter majestät'scher Eiche
Der Große Friedrich sitzt und sinnt,
Wie er wohl seinem stolzen Preußenreiche
Endgültig Schlesien gewinnt.
Er zog zum Kampf. Schlesien war ihm geblieben
Nach wechselvollem Schlachtenglück.
So kehrte er nach ehrenvollem Frieden
Zur Kur nach Pyrmont dann zurück. -
Nun laßt im Geist ein neues Bild uns schauen,
Das uns bezaubert Herz und Sinn:
Luise ist's, die Perle aller Frauen,
Der Preußen holde Königin.
Im Hellen Kleid an einem Blumentische
Reicht sie der alten Frau das Geld,
Und hinter ihr in jugendlicher Frische
Steht Blücher, Preußens greiser Held. —
 
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