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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 27.1926

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Nr. 5/6
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Burgenschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.35077#0112
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Burg, die ein Symbol sein möchte für die Schaffung einer Burg,
die Deutschland heißt. Er gedachte der gefallenen Helden und
ließ seine Worte ausklingen in ein dreifaches Hurra auf das deutsche
Vaterland, worauf die Menge begeistert das Deutschlandlied an-
stimmte.
Die Plassenburg als Zuchthaus.
Eng verknüpft mit der fränkischen und deutschen Geschichte ist
die „Plassenburg" über Kulmbach, lange Zeit die Residenz der
Markgrafen, eine Perle der Renaissance, einst als „Kleinod des
Landes" mit Recht hochgefeiert. Vor allem sehenswert ist der
innere, sogenannte „Schöne Hof", der von mächtigen dreistöckigen
Bauten umgeben und in jeder Ecke durch einen Treppenturm ab-
geschlossen ist.
Reichverzierte Arkadenreihen mit breiten Bogen besetzen auf
drei Seiten die umschließenden Bauten und bilden ein Glanzstück
deutscher Renaissance.
Ein größerer Gegensatz als der zwischen diesen Resten fürstlicher
Pracht und der heute als Zuchthaus dienenden Veste mit den
Zelleneingängen hinter den Bögen ist wohl kann: zu denken.
Dazu kommt, daß der Allgemeinheit der Blick in den „Schönen
Hof" und ein kurzer Aufenthalt und Rundgang in demselben versagt
ist. Nur der Besuch des sogenannten „Oberen Rondells" mit Blick
auf die Stadt und Umgebung ist Sonntags gestattet.
Sehr schmerzlich wird es empfunden, wenn an anderen Tagen
den Fremden, die häufig bloß der Plassenburg wegen nach Knlmbach
gereist sind, die Tore verschlossen sind, und es ist nicht zu verwundern,
wenn in Gesprächen und Zeitungsberichten diese Enttäuschung zum
Ausdruck kommt.
Der Verkehrs- und Verschönerungsverein Knlmbach und Um-
gebung, E. V., hat daher an das Justizministerum in Bayern die
Bitte um Aufhebung des Zuchthauses Plassenburg ge-
richtet.
Sollte die Aufhebung des Zuchthauses in nächster Zeit noch
nicht zu verwirklichen sein, so ist wenigstens die Freigabe des „Schö-
nen Hofes" zur Besichtigung erbeten. Insbesondere wolle auch ge-
stattet werden, daß bei Tagungen den Teilnehmern unter kundiger
Führung der Zutritt zum äußeren und inneren Hofe für kurze Zeit
erlaubt wird. Wir unterstützen diese Bestrebungen auf das wärmste.
(Die Schriftleitung.)
„Auf ins Bamberger Frankenland!"
Von einem alten Mitglieds unserer Vereinigung wird uns ge-
schrieben:
„Norddeutsche (Mitglieder), die ihren Sommernrlaub mit einer
ergiebigen Burg- und Burgruinenschau in herrlichster, hochroman-
tischer, Wald- und wasserreicher Gegend im Herzen Deutschlands
bei ruhiger und meist billigster Lebensweise verleben möchten, seien
auf die viel zu wenig in Norddeutschland — im Gegensatz zu Süd-
deutschland — bekannt gewordene „Fränkische Schweiz" südlich
Bamberg aufmerksam gemacht.
Auf einem kleinen Gebiet von kaum 5 Quadratmeilen im Um-
fang drängt sich eine Fülle von landschaftlich hochromantisch ge-
legenen idyllischen Ortschaften zusammen, welche meist beherrscht
werden von hochromantisch gelegenen, z. T. noch völlig erhaltenen
und bewohnten, von Scheffel, Wagner u. a. besungenen Burgen
und Ruinen, etwa 15—20 an der Zahl. Geschichte, Sang, Sage und
Roman berichten von diesen alten Bauten.
Die Lebensweise kann sich, je nach den Ansprüchen, billigst ge-
stalten, Pro Bett und Nacht 1—2 M., Pension von 4 M. an. Nähere
Auskunft durch den Kurverein Gößweinstein (Oberfranken) oder
den Fränkische Schweiz-Verein Streitberg (Oberfranken)."
Kanalisierung des Neckar und Heimatschutz.
Im Anschluß an das Ergebnis des Preisausschreibens von:
vorigen Jahre hat die Neckar-Baudirektion in Stuttgart den schwie-
rigen Stoff, der zur Beurteilung der im Heidelberger Stadtbilde
geplanten Kanalisierungsbauten vorliegt, in monatelangen, sehr
ausgedehnten Untersuchungen im Benehmen mit namhaften
Spezialfirmen weiter durchgearbeitet und damit die Grundlagen
für die in nächster Zeit wohl zu erwartende Klärung des Problems
geschaffen. Der Bauausschuß des Aufsichtsrates der Neckar-A.-G.
erkannte einmütig die eingehende und alle Gesichtspunkte der

Betriebssicherheit und des Heimatschutzes sorgfältig abwägende
Behandlung der Frage an. Einstweilen ist ein Beschluß des Bau-
ausschusses noch nicht gefaßt worden, da einige Punkte noch einer
weitergehenden Klärung bedürfen. Es ist anzunehmen, daß vor
der Ausführung auch der Öffentlichkeit Gelegenheit gegeben werden
wird, die geplante Lösung kennenzulernen.
Das Germanische Museum in Nürnberg im
Jahre 1Y2H.
Das Germanische Museum behandelt in seinem 72. Jahres-
bericht die wichtigsten Ereignisse und Vorkommnisse in der Ent-
wicklung der Anstalt während des Jahres 1925. Im Sommer
1925 sah sich die Leitung gezwungen, mit der Aufführung eines
Verbindungsflügels zwischen dem Bestelmeyerschen Neubau und
dem Verwaltungsgebäude am Kornmarkt zu beginnen. In seinem
Obergeschoß wurde der Oberlichtsaal bereitgestellt für die einzig-
artige Sammlung goti sch erBildwirkteppiche aus den Kirchen
von St. Sebald und St. Lorenz in Nürnberg. Die Pläne auch
für diesen Bau rühren von Geh. Rat vr. Bestelmeyer her.
Daneben wurden die Arbeiten der Neuorganisation der in
den alten Museumsbauten untergebrachten Sammlungen fort-
gesetzt. Gute Fortschritte machte die Neuaufstellung der Samm-
lung der Gipsabgüsse. Mit derselben sind umfangreiche bauliche
Veränderungen verbunden. In den: sogenannten Standesherren-
saal im Augustinerbau konnten die die Bauernstuben zu stark
belastenden Möbel in den Gängen vor den Fenstern mit anderen
Gegenständen der Volkskunst zu einer eigenen Abteilung vereinigt
werden. Vollkommen neugestaltet wurde das Medico - Histo-
rische Kabinett. Ein Gönner des Museums ermöglichte die
Anlage einer Warmwasserheizung im Verwaltungsgebäude am
Kornmarkt. Alle diese wichtigen Arbeiten hätten sich nicht durch-
führen lassen, wenn dem Museum nicht aus den Kreisen der In-
dustrie und des Handels ein Teil der benötigten Materialien und
Geräte kostenlos zur Verfügung gestellt worden wäre. Auch von
einer Anzahl von Jndustriefirmen aus dem Rheinland
wurde das Germanische Museum mit Unterstützungen bedacht. -—
Trotz der Ungunst der äußeren Verhältnisse wurde mit Energie
an dem fachwissenschaftlichen Ausbau der verschiedenen Ab-
teilungen des Museums gearbeitet. Für die Kunst- und Kultur-
geschichtlichen Sammlungen wurde neben anderem ein großer
Flügelaltar von Lucas Cranach d. I. v. I. 1584, ein dem Kreise
des Hans Baldung Grien zuzuweisendes Bildnis eines jungen
Mannes, eine ans dem Elsaß stammende Alabaster-Madonna
ans der Zeit um 1350, die kleine anscheinend salzburgische Ton-
fignr einer stehenden Madonna mit Kind aus dem Anfang des
15. Jahrhunderts, das Lindenholz-Hochrelief einer Beweinung
Christi von Tilmann Riemenschneider, das Bronzefigürchen
eines Schützen von Georg Labenwolf, das Modell zu einer
Brunnenfigur von Johann Georg Ramsteck (1675—1716),
Arbeiten von Ferdinand Dietz, ein Trinkhorn mit vergoldetem
Silberbeschlag ans dem Anfang des 16. Jahrhunderts, ein Rokoko-
Münzschränkchen aus Nnßbaum und Palisander, ein Biskuit-
Porzellanrelief von Johann Peter Melchior (1742—1825) mit
dem Bildnis der Dichterin Anna Luise Karsch und ein großer
Wandteppich mit der vor dem gekreuzigten Heiland im Gebet
knienden Stifterfamilie aus dem Jahre 1572 erworben. — Auch
für die vereinigten Graphischen Sammlungen der Stadt
Nürnberg und des Germanischen Museums, für das Archiv
und für die Bibliothek wurden zahlreiche bedeutsame Neu-
erwerbungen gemacht. Bei der Bibliothek gingen auch viele Bücher
als Geschenke deutscher Verleger ein. —
Außerordentlich groß waren die Neuzugänge in den ver-
schiedenen Abteilungen der kulturgeschichtlichen Samm-
lungen. Es können nur einige Hauptstücke hervorgehoben werden:
ein Trinkhorn mit reichem, silbervergoldetem Beschlag, eine so-
genannte Greifenklaue, aus der Mitte des 16. ^Jahrhunderts; ein
silbervergoldeter Krug mit dem Nürnberger Wappendreiverein
und Nürnberger Patrizierwappen aus dein Jahre 1655; eine
eiserne Sch mnckka ssette mit musizierenden Putten in vergoldeten
Bronzeauflagen, Nürnberger Arbeit, Mitte 16. Jahrhundert; ein
Scherenstuhl aus Tirol, 17. Jahrhundert; ein Münzschränk-
chen aus Nußbaum und Palisander mit Elfenbeineinlagen und
Bronzebeschlügen, Rokoko; Bvdensliesen ans dem 14. Jahr-
 
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