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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 29.1928

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Nr. 1
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Wentzcke, Paul: Marksteine in Düsseldorfs Aufstieg
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https://doi.org/10.11588/diglit.35079#0040
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16


von den Sorgen und Mühen der
landesväterlichen Verwaltung. In
der Stadt selbst künden am Markt
und in den engen Straßen der Nach-
barschaft schmale Bürgerhäuser,deren
einfache Backsteinfassade jüngst erst
erneuert wurde, von den Tagen des
leutseligen Fürsten. Der alte fürst-
liche Hofgarten, auf dessen Gelände
jenseits des heutigen Malkastens schon
sein Vorgänger eine bescheidene
Sommerwohnung errichtet hatte,
wurde erweitert. Dem Ehrennamen
der „Kunststadt" darf Düsseldorf seit-
dem den Ruf der ersten „Garten-
stadt" an der Eingangspforte des
rheinisch-westfälischen Industriege-
biets hinzufügen. Als Sitz des Ober-
jägermeisters erstand der Jägerhof
inmitten von Lust- und Garten-
häusern auch anderer hoher Be-
amten. Die reichen Holzschnitzereien
der alten Stallungen weisen mit
der Jahreszahl 1713 wiederum auf
diese Glanzzeit der Stadt zurück.
Am Ausbau von Haus Eller, eben-
falls heute im Weichbild der Groß-
stadt, zum Jagdschloß, als Gegenstück
zum altern Schloß Benrath, das
bereits Pfalzgraf Philipp Wilhelm
erbaut hatte, hinderte Johann
Wilhelm nur der Tod.
Vor allem aber sammelte Jo-
hann Wilhelm, getreu der Über-
lieferung, die die pfalz-neuburgischen
Fürsten seit zwei Menschenaltern
schon gepflegt hatten, eine stattliche
Schar von Malern und Bildhauern
um sich. Zunächst winden die Nieder-
länder bevorzugt, unter denen Jo-
hann Franz Douwen und Adrian van der Werff die bekanntesten sind. Weniger bedeutend war die Malerei der
neuen Italiener vertreten, während ihr Landsmann Gabriel von Grupello die Lebensaufgabe übernahm, dem
Kurfürsten selbst ein prunkvolles Reiterdenkmal zu schaffen. Nur ein Teil des ursprünglichen Entwurfes ist dann
vollendet und zun: Wahrzeichen der Stadt geworden. All das großartige Beiwerk, das der Unterbau vorfah, blieb in
Plänen und Modellen stecken, da weder die technischen noch die finanziellen Mittel des kleinen Staates ausreichten,
um den Riesenbau so schnell, wie es Johann Wilhelm selbst hoffte und forderte, zu Ende zu führen. 1711 war das
Reiterbild gegossen, das dann erst im Anfang des vorigen Jahrhunderts auf dem heutigen Sockel seinen
festen, unabänderlichen Platz erhielt: Nicht die „dankbare Bürgerschaft" aber, wie es in der Inschrift heißt,
sondern der Kurfürst selbst hat den Guß geplant, die Mittel bereitgestellt und durchgeführt. Ebenso zerfließen
die mannigfachen Legenden, die sich sehr bald um das Werk rankten, das die kleine Stadt in seiner Wucht und Schön-
heit fast erdrückte, vor strengerer Kritik. Was aber blieb und für die Ewigkeit gesetzt schien, war eine überreiche Gabe,
und dankbar darf daher die Stadt Düsseldorf gerade dies Zeichen fürstlicher Huld bewahren.
Malerei, Bildhauerkunst und Erzgießerei aber zeichnen nur die großen, entscheidenden Linien in das farbige
Bild, das damals der kurfürstliche Hof bot. In engster Verbindung mit diesen klassischen Künsten entwuchs das auf-
strebende Handwerk den Fesseln zunftmäßiger Überlieferung. Französische Tapezierer, italienische Stukkateure und
Damastwirker, Goldschmiede und Elfenbeinschnitzer brachten künstlerisches Empfinden weit hinein in die Kreise der
Bürgerschaft. In würdig hergerichteten Anbauten des Schlosses nahm eine prächtige Galerie das Lebenswerk der
Meister auf. Eifrig spannte Johann Wilhelm selbst seine bedeutenden Beziehungen in Brüssel, Rom, Madrid und
Amsterdam an, um neue Schätze gerade für diese Sammlung zu gewinnen. Als Lehrer jüngerer niederrheinischer

Abb. 20. Düsseldorf, Jan Wellen: Denkmal.
H. A. Lux. Dttssclvurf 1925. Deutsche Kunst- und Berlagsanstcilt.
 
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