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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 29.1928

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Nr. 1
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Hampe, Carl: Kloster Amelungsborn
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Burgenschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.35079#0046
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mit Namen Ainekung, welcher nahe seiner Klause einen Brunnen grub, dessen klares, gesundes Wasser in der ganzen
Umgegend bald bekannt wurde. Nach dem Ableben des Klausners wurde der Brunnen zum Andenken an seinen
Urheber der „Amelungsborn" benannt. Dieser Born ist noch vorhanden und zwar ans dem Klosterhose nördlich von
der Kirche, jedoch fast vollständig versiegt. Zum Seelenheile seines im Jahre 1123 ermordeten Vaters gründete Sieg-
fried der Jüngere von Homburg hier eine fromme Anstalt und rief nach vollendetem Bau zu Bewohnern derselben
Zisterziensermönche herbei. Der Name Amelungsborn wurde für diese neue Stiftung beibehalten.
Das junge Kloster entsprach allen Erwartungen des Ordens und vollzog im nördlichen und nordöstlichen Deutsch-
land eine große Anzahl Tochtergründnngen. Die Kulturbestrebungen des Zisterzienserordens erstreckte sich bis mitten
in die Slawenwelt hinein j ist doch der Slawenbekehrer Berno, Bischof von Schwerin, selbst ans dem Amelungs-
borner Konvente hervorgegangen. Außer der wirtschaftlichen Tätigkeit der Mönche als Landwirte und Garten-
bauer zeichnete sich besonders Amelungsborn durch eine rege geistige Tätigkeit ans und hielt gute Freundschaft mit
der Benediktinerabtei Corvey. Anfang des XV. Jahrhunderts fiel Amelungsborn mit den übrigen Homburgischen
Besitztümern an die Herzöge von Braunschweig. Nach dem Tode des bei der Reformation katholisch gebliebenen
Herzogs Heinrich des Jüngeren (1560) reformierte der lutherische Nachfolger mit den ganzen braunschweig-wolfen-
büttelschen Landen auch das Kloster Amelungsborn. In dem Kloster wurde darauf eine lateinische Schule errichtet,
aus welcher um das Jahr 1760 das Holzmindener Gymnasium entstanden ist.
Die der Mutter Maria geweihte Klosterkirche ist ans rotem Sollingsandstein gemauert und besteht aus einem
dreischiffigen, flachgedeckten, turmlosen Langhause, einem romanischen, gotisch überhöhten und eingewölbten Quer-
hause mit Dachreiter und dreischiffigem, im Osten flach geschliffenen, gewölbten gotischen Choranban. Von den
neun mit Glasgemülden versehenen Fenstern der Kirche ist allein noch das Ostfenster erhalten. Dasselbe hat 42 Bild-
flächen. Kanzel, Orgel und Taufstein sind neu. Unter den Grabsteinen befindet sich im Chore ein Eversteinsches
Grabmal, zwei lebensgroße Figuren, Mann und Frau darstellend. Die schwerfällige Arbeit stammt aus dem Ende
des XIV. Jahrhunderts. Ferner ist bemerkenswert die Gedenkplatte des Abtes Steinhover (gest. 1588). Eine historisch
völlig unmögliche Sage von der Ermordung des letzten Homburgers durch einen Grafen von Everstein in der Amelungs-
borner Klosterkirche zu Anfang des XV. Jahrhunderts findet dadurch ihre Erklärung, daß der oben bereits erwähnte
politische Mord an einem Homburger Grafen im Jahre 1223 von mehreren Edelleuten verübt wurde, worunter
sich auch ein Graf von Everstein befunden haben soll. ^
Das Haupttor in der Nordmauer der Hofumfassung stammt aus dem XVIII. Jahrhundert. Die Quader-
pfeiler tragen ein O mit der Herzogskrone (Herzog Carl I. von Braunschweig). Rechts von dem Tore befindet sich
ebenfalls ein Reliefstein: Mönch mit 2 gekreuzten Hirtenstäben, St. Bernhard, das Wappenbild des Klosters. Dem
Haupttore gegenüber an der Landstraße liegt der ehemalige Kammerkrug, ein stattliches Gebäude aus verputztem
Sollinger Bruchstein. In der Mitte der Front das Monogramm des Herzogs Carl I. und darunter eine Tafel mit
der Jahreszahl 1764. — Die Gegend um diese ehrwürdige und romantisch gelegene Kulturstätte gab dem Dichter
Wilhelm Raabe den Stoff zu seinem Roman „Das Odfeld". Der Altmeister feiert darin besonders den kühnen Helden
des Siebenjährigen Krieges, Herzog Ferdinand von Braunschweig-Bevern, der, in sriderizianischen Diensten stehend,
die Invasion der Franzosen an der Weser siegreich bekämpfte.

Am 9. Juni versammelt sich die Vereinigung zur diesjährigen
Burgenfahrt au den Rhein und durch die Eifel auf der Marksburg.
Aus diesem festlichen Anlaß wird die Burg am Vorabend glänzend
beleuchtet. Von Koblenz aus werden zahlreiche Dampfer aus diesem
Anlaß Sonderfahrten zur Marksburg veranstalten.
Burg Katz zum Verkauf ausgestellt.
Die malerische und an beherrschender Stelle des Rheintals ober-
halb St. Goarshausen prächtig gelegene, auch dem Autoverkehr
leicht zugängliche Burg Katz wurde im Jahre 1343 vom Grafen
Johann III. von Katzenellenbogen erbaut. 1470 kam sie mit der
gegenüberliegenden Feste Rheinfels und einem großen Länder-
gebiet durch Erbgang in den Besitz der Landgrafen von Hessen.
1804 wurde die damals noch gut erhaltene und mit einer hessischen
Besatzung versehene Burg von den Franzosen zerstört. Im Jahre
1898 ließ der kunstsinnige und burgenverständige Landrat von
St. Goarshausen, Geheimrat Berg, die Ruine wieder aufbauen
und modern und wohnlich einrichten. Leider wurde bei dieser
Gelegenheit in burgentechnisch nicht verständlicher Weise der Hals-
graben teilweise zugeschüttet und gleichfalls zur Schaffung eines
neuen Einganges die starke Streitmauer durchbrochen. Einige Jahre
später — zu spät für die sachgemäße Benutzung beim Neubau —
fand man durch Zufall in der Wilhelmshöher Schloßbibliothek die
Originalpläne der Burg von Dilichs Meisterhand im 17. Jahrhundert
entworfen, aus welchen mit Sicherheit zu ersehen war, daß sich der

Burgenschau.

Burgenfahrt und Marksburg.
Von unserer Marksburg wird uns aus Braubach be-
richtet, daß die Besucherzahl in diesem Frühjahr gegen die des
Vorjahres abermals angewachsen ist.
Die herrliche Lage auf hohem Felskegel im Schmuck der Früh-
lingsbaumblüte, die unverfälschte Echtheit der alten Erscheinung
der Burg außen und innen, endlich die herrliche Aussicht weit über
die Windungen des Rheines und die altertümlichen Orte unten
an seinen Ufern und oben auf den Höhen ziehen immer wieder
Tausende von Volksgenossen aus allen Landesteilen und allen
Klassen mit gleicher Gewalt an. Allen inacht die Vereinigung
ihren Besitz jederzeit zugänglich.
Zur Zeit hat die Vereinigung abermals große Ausgaben für
Sicherungsarbeiten am Turm und an den Dächern zu tragen, da
die Stürme des letzten Herbstes eine ganze Reihe schwerwiegende
Schäden verursacht haben, nicht umsonst heißt es bei solchen alten
Bauwerken: „W asdu ererbt von deinen Vätern ha st,
erwirb es, um es zu besitzen!" Die Arbeiten werden
nach den Plänen des Wiederherstellers der Burg, Professor Bodo
Ebhardt, ausgeführt.
 
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