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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 29.1928

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Nr. 2
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Paulsen, Friedrich: Das kunstwissenschaftliche Ergebnis der Burgenfahrt 1928
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https://doi.org/10.11588/diglit.35079#0053
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29

Land ein, vertrieben den Fürsten und machten aus dem Schloß ein Lazarett und Munitionslager. Das blieb es 22 Jahre,
bis 1816 das Land auf längere Zeit von der Invasion befreit wurde.
Das Schloß diente noch dem Prinzen von . Preußen bis zur Übernahme der Regierung als Residenz (1850 bis
1858) und aus dieser Zeit blieben persönliche Beziehungen zum ersten Kaiser und besonders zur Kaiserin Augusta er-
halten. Seitdem ist es ein Museum geworden, das den vielerlei Interessen der Burgenfahrer Anregung gab, am
allgenreinsten vielleicht durch die von der römischen Besatzung hinterlassenen Denkmale. Diese toten Steine lassen ja
allerlei Schlüsse zu auf die Teilhaber an der Eroberung und wirtschaftlichen Fruchtbarmachung Europas und Asiens
durch Rom. So weist ein Grabstein der Vorhalle mit dem Bilde des trauernden Attis aus die noch nicht hinreichend
erkannten kleinasiatischen Völker, die im Gefolge römischer Heere auch an den Rhein kamen und dort ihre Spuren
hinterließen.
Über der Betrachtung dieser späteren Bauten kamen die Burgbauten fast zu kurz. Freilich ist auch wenig genug
erhalten. An der Mosel sah man den romanischen Kern der erzbischöflichen Burg, die einst ein fränkischer Königshof
gewesen war, auf den Trümmern der römischen Burg am Zusammenfluß von Mosel und Rhein. Aber die im dreißig-
jährigen Kriege noch wohlerhaltene Burg wurde wie so unendlich vieles, 1688 und dann nochmals 1794 von Franzosen
zerstört.
Das ganze Land, das war der Eindruck nicht nur der Denkmale, sondern auch der Äußerungen, die aus dem Mund
der Bewohner gehört wurden, ist ewig bestrittener Besitz, dauerndes Kriegsgebiet, nach der Theorie, daß einmal er-
obertes oder sonstwie erworbenes Land niemals wieder — ehrenhalber — der Selbstbestimmung seiner Bewohner
ausgeliefert werden darf. In Trier sollten wir später hören, daß die Bewohner, der Stamm der Treverer, sich Cäsar
gegenüber als Germanen, nicht etwa als Gallier zu erkennen gegeben hätten. Wenn Cäsar den Rhein als Grenze
Galliens bezeichnet, so bezeichnet er nur sein vorläufiges Eroberungsprogramm. Aber diese Erklärung Cäsars
gilt heute manchem als Feststellung einer Tatsache durch einen objektiven Fachgelehrten.
Und von dem Ehrenbreitstein flattert — heute noch — die Trikolore.
Die Rundfahrt durch die Stadt endete in den Rheinhöhen an einem der schönsten Punkte, dem Rittersturz, von
wo aus man den Strom weithin verfolgen und die Gebirgszüge ober- und unterhalb Lahn und Mosel übersehen konnte,
auch die Marksburg aus der etwas diesigen Lust aufragen sah. Der Abend brachte dann eine Rheinfahrt nach Brau-
bach und den Anblick der mit roten und grünen Flammen erleuchteten Burg und des Burgberges. Darüber zerplatzten
Raketen und trieben dieFunken durch den weiten Nachthimmel. Als das Schiff si ch Koblenz wieder näherte, wurde das Denk-
mal Kaiser Wilhelms I. am Deutschen Eck beleuchtet, eine Überraschung, die Koblenzer Kreise den Burgenfahrern boten.
Sonntag, den 10. Juni, wurde die Marksburg besucht. In Worten, die aus dem Herzen kamen und zu Herzen
gingen, sprach Geheimrat Prof. Bodo Ebhardt von dem Sinn und inneren Zweck der Burgenfahrten. Weder sind sie
Vergnügungsfahrten noch dienen sie archäologischer Forschung, sie sollen das Gefühl der Verbundenheit mit den Men-
schen und Zeiten stärken, die diese Burgen schufen. Und das wird auch von Nachfahren jener Burgenbauer in den be-
suchten Landesteilen empfunden und ausgesprochen. Die Deutschheit ist das Ziel, ihre Fleischwerdung in den Burgen
ist ein sichtbarer Ausdruck dieses Wesens.
In Braubach war es nicht anders als fast überall sonst, wo nicht wegen der Größe der Städte die Burgenfahrer
im äußeren Betrieb unsichtbar blieben: die Städte hatten
geflaggt, ihre Bewohner beschäftigte der Besuch, die besten
Säle waren geschmückt mit den alten Fahnen, den Farben
von Land, Landschaft, Stadt; auch die neue deutsche
Trikolore wehte von den behördlichen Bauten.
Besonders reich war Mayen mit Fahnen
geschmückt, das abgelegene Eifelstädtchen, das seit Jahr-
tausenden weite Landesteile mit Mühlsteinen und seit die
Verkehrsmittel es erlauben, auch anderen Steinen ver-
sorgt. Hier wird der Stein seit unvorstellbaren Zeiten
bearbeitet, ja unter einer 40 in dicken Schicht Basaltlava
findet man noch Spuren menschlichen Gewerbefleißes.
Das Alter dieses steinernen Gewerbes ist zwar un-
bekannt, aber das Museum in der Genovefaburg weist
mehr als zwei Jahrtausende nach. Manche gute römische
Arbeit (darunter viele Gläser) ist erhalten, die Burg
selbst allerdings wurde ein Opfer Ludwigs XIV., dann
zerstörte Napoleon sie weiter, vermutlich um der Sicher-
heit seiner Heimat Korsika wegen.
Mayen ist am Fuße und im Schutze der Genovefa-
burg aus einem alten Dorf zur StadÜ geworden. Die
landesherrliche Burg des Bischofs von Trier entstand
um 1180 aus einer fränkischen Burg. Der Reichtum des Abb. 28. Schloß Bürresheim bei Mayen in der Eifel.
 
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