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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 29.1928

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Nr. 2
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Paulsen, Friedrich: Das kunstwissenschaftliche Ergebnis der Burgenfahrt 1928
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Diesterweg, ...: Die Wegnahme des Pulvers und der Rüstsortenstücke durch die Preußen: aus dem Archiv der Stadt Braubach
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https://doi.org/10.11588/diglit.35079#0064
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zu der überlieferten Bauzeit Passen: 964—980. Aber die Überlieferung berichtet: Ottos des Großen Bruder, Bischof
Brun, habe den Bau errichtet. Und der Eindruck macht das wahrscheinlich. Dehio muß darauf Hinweisen, daß wir uns
die Zeit Ottos nicht einfach vorstellen dürfen und er bezieht sich auf Bauten (Hildesheim, Essen). Auch die Menschen
in Ottos Umgebung waren alles andere als einfach. Einer seiner Anhänger, ein Lehrer Bruns, Rather, Bischof von
Lüttich und Verona, würde uns als überaus modern erscheinen und vielleicht Ibsen gefallen haben.
Doch wie dem auch sei: St. Pantaleon war eine künstlerische Offenbarung. Das weite Schiff (später eingewölbt),
die beiden Querschiffe, die Vorhalle, die überaus mächtige westliche Schauseite, man lernte wieder ein ganz großes
bauliches Kunstwerk kennen. Und in dem Chor die zwei Heiligenschreine, von denen der zerstörtere im Norden jene
herrlichsten Engel enthalt, eine Tafel an jeder der 4 Ecken. Über diesen wurde fast die Pracht der Friese und die teil-
weise herrlichen Reliefs der Dächer übersehen.
Und der Dom? Er wurde besehen und erklärt. Aber seiner Kostbarkeiten sind zu viele, das meiste auch zu bekannt,
als daß darüber berichtet werden müßte.
Köln ist nicht allein die Stadt der Kirchen. Es war seit seiner Gründung durch Agrippa fester Punkt und
blieb es von Römerzeiten, bis es zur Sicherheit Frankreichs nach 1918 als Festung zerstört werden mußte. Geplant waren
ja noch andere Zerstörungen. Schon die früheren haben viel Verluste an Kunstschätzen gebracht, obwohl die großen
Stücke des Domschatzes der nahen Grenze wegen seit Jahrhunderten zerlegbar sind und oft genug geflüchtet werden
mußten. Gold und edle Steine haben nun einmal für manchen General eine hohe Anziehungskraft, auch wenn man sie
von Särgen ablösen muß. Über die 2000jährige Entwicklung Kölns als fester Platz wurde den Burgenfahrern am letzten
Tag ein Vortrag gehalten, der besser als die Besichtigung der zufälligen Reste ein Bild dieses festen Kölns geben konnte.
Die letzte Burg aber, die besehen wurde, war das Schloß des Geh. Kommerzienrates Freiherrn von Guilleaume:
Gudenau.
Verborgen in einem Seitentale der Ahr wurde das Schloß nicht ohne Aufenthalt einiger Wagen erreicht, eine
Wasserburg, spätgotisch angelegt, um 1560 mächtig ausgebaut, dann um 1700 erweitert und reich ausgestattet, bietet
das Haus heute bei aller äußeren Schlichtheit ein reiches Bild verschiedener Baumassen. Die handwerkliche Tüchtig-
keit, Zeit für die Ausführung, sorgsam gewählte Baustoffe machten es möglich, auch diese vom Wasser umgebenen
Häuser trocken zu halten.
So ist auch Gudenau ein durchaus moderner Wohnsitz in den alten Mauern. Der Park um das Schloß geht in
den Wald über. Auch hier hätte Fürst Pückler seine Freude am Aufgehen der Saat, die durch ihn mit in erster Linie,
wenn auch nicht zuerst in Deutschland ausgestreut wurde und uns die vielen Parke beschert hat, die für uns eine Voraus-
setzung der Wohnlichkeit eines Landsitzes geworden sind. Gudenau hat auch diesen Vorzug. Der Blick wurde nicht
auf die oft so störende bewußte Architektur der Räume gelenkt. Sie fehlt hier fast völlig. Schöner Hausrat aus
den letzten Menschenaltern, den Bewohnern werte Gemälde, einzelne ältere Möbel, Schmuckwerk aus Stuck oder-
holländischen Fliesen, Canovas Ganymed vereinen sich zu einem Ausdruck modernen Lebens in bewußtem Anschluß
an die voraufgehenden Geschlechter.
Auch die Burgenfahrt 1928 brachte unendlich viel Anregung im einzelnen, viel haftende Eindrücke schöner
Werke, herrlicher Natur und angeregter Menschen. Alles unter dem Leitgedanken: Deutschland, über Raum und Zeit
hinaus, führt uns, je mehr wir es kennen, in allen Äußerungen seines Volkes zur Dentschheit.
Anmerkung : Der eigentliche Fahrtbericht, namentlich viele wertvolle Ansprachen enthaltend, folgt im nächsten Burgwart-Heft.

Die Wegnahme des Pulvers und der Rüstsortenstücke
durch die Preußen.
Aus dem Archiv der Stadt Braubach.
Befehl vom 30. Juni 1866 ad. Nu. 3514 betr.
m 20. Juni d. I. erschien in Braubach, nachmittags um 5 Uhr, ein Detachement Preußen, vom Land-
wehr-Ersatzbataillon Neuß Nr. 39, unter dem Bataillons-Commandeur Hauptmann Boethcher, es konnten
an 400 Mann sein, stellten sich daselbst auf, und es kamen Hauptmann Boethcher mit noch einem
Officier eilends auf die Burg, der Erstere blieb im Hose stehen, der Andere eilte auf die Patrie und
zeignete sich die Geschütze auf. Auf meine Anfrage, wie ich zu diesem Besuch die Ehre habe zukommen,
erwiederte mir Hanptmann Boethcher: auf Befehl des HerrnCommandanten inCoblenz sollten alle Waffen, nebst dem
vorrüthigen Pulver im Magazin, um den gestimmte Vorrath demnächst abholen zu können, ausgenommen werden,
und m dem Fall ich mich diesem wiedersetzen würde, solle er mich arretieren, ich mußte dieses also geschehen lassen. -
Eine Telegraphisch- wie schriftliche Meldung ,habe ich sogleich fortgehen lassen.
Am 28. Juni d. I. Vormittag IRÜ Uhr wurde durch 800 Mann, derselben Abtheilung, und wieder unter
dem Commando des Hauptmanns Boethcher und noch einem andern Officier die Marxburg überfallen :/ Diese beide
habe ich nur gesehen /: und besetzten das Pulvermagazin, mit zahlreicher Mannschaft, welche theilweise an der niedere
Mauer hinten herraufgestiegen waren, so, wie alle Eingänge der Burg mit doppelten Posten besetzten, der eine
 
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