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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 29.1928

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Nr. 3/4
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Doering, Oskar: Fürst Friedrich zu Wied und die Burg Runkel an der Lahn
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https://doi.org/10.11588/diglit.35079#0097
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der Eile, mit der man es entstehen lassen mußte, neuerdings nur allzu deutlich kundgegeben hat. Hiervon weiter-
hin Genaueres. Fürs erste setzen wir unsere Wanderung durch die Burgräume fort. Die Kernburg bietet mächtig
erdachte, mit bewunderungswürdiger Technik ausgeführte Säle, Gänge, Gewölbe, von flimmerndem Dämmer-
lichte durchwoben. Gegen den inneren Hof hin, längs dessen Ostseite, zieht sich ein Wehrgang. Die aus technischen
Notwendigkeiten erwachsenen langen Horizontalen vorgekragter Rundbögenlinien werden zu einem das Gesamt-
bild der Burg charakterisierenden Schmuckmotive von großartiger Schlichtheit. Freilich wird die horizontale Dimen-
sion dadurch jetzt stärker hervorgehoben, als es durch den ursprünglichen Zustand der Burg gerechtfertigt ist, bei dem
die Horizontalen und Vertikalen sich einigermaßen das Gleichgewicht hielten. Aber, wir wollen mit dem zufrieden
sein, was uns geblieben ist, und haben allen Anlaß dazu. Nirgend tritt der Eindruck fester Geschlossenheit und Kon-
zentration so bezwingend hervor als in dem inneren Hofe. Im äußeren Hofe zerfließt dieser Eindruck. Hier meldet
sich schon der Übergang in die Landschaft, in die freie Natur, gegen die sich der innere Hof samt allen seinen Ge-
bäuden und samt den Ausblicken aus den Fenstern, von den Höhen der Türme, von den Zinnen der Mauern, von
den Unfriedigungen der winzigen Burggärtlein ablehnend, gleichsam mißtrauisch verhält. Wie wenig Möglichkeit
hatten die Vorfahren in den alten unruhigen Zeiten, ihrer herzlichen Liebe zur Natur unbefangen nachzugeben.
— Das Bild des inneren Hofes erlangt etliche Belebung durch den Erkerbau, durch die Freitreppen, die an der
Nord- und Südseite des Hofes in das Innere der Gebäude führen, auch durch den unter der nördlichen befindlichen
Kellereingang, über dem eine steinerne Relieftafel mit vier sehr schön gezeichneten Wappen angebracht ist. — Ver-
lassen wir das Innere der Burg, um auch ihr Äußeres — jetzt aus der Nähe — zu betrachten, so erfreut vor allem
das köstlich malerische Bild der Nordfront (des Eorg8
äe log'is) mit der abwechslungsreichen Gruppierung
von beschieferten Dächern, Dächlein und Giebeln
über gemütlich und wohnlich dreinschauenden Häu-
sern. Ganz prächtig wirkt besonders ein keck vor-
springen der Erker, der sich auf langen Kopfbänder
stützt. Und doch verleugnet das Ganze nicht, daß es
einst—das ist freilich lange her—als ein neues Leben
aus den Ruinen einer alten Burg erblüht ist. Die
mittelalterlichen Rundbogenfriese sorgen dafür, daß
solches nicht in Vergessenheit gerät. — So bietet
Runkel, ein Mittelding zwischen alter Burg und neu-
zeitlichem Schloß, bis auf den heutigen Tag ein Bild
von solcher Majestät und malerischer Schönheit, wie
in deutschen Landen gleichwertige wenig zu finden.
Vom ältesten Zustande ist so viel übriggeblieben, daß
es als Maßstab zur Beurteilung dessen, was ver-
loren ist, ansreicht. Was spätere Zeiten als Ersatz
geschaffen haben, ist der Erhaltung und sinngemäßen
Herstellung fähig.
Ein Glück angesichts der dringendsten Er-
haltungs- und Herstellungsnotwendigkeit!
Diese Tatsache ergab sich bei einer im No-
vember 1926 durch den Fürsten Wied und seinen
Sachverständigen vorgenommenen Besichtigung der
Burg. Die Ergebnisse und die aus ihnen zu ziehen-
den Folgerungen wurden in einem von Geh. Hos-
baurat Professor Bodo Ebhardt verfaßten
Gutachten vom 29. November des gleichen Jahres
sestgelegt. Als vor allem in Betracht kommend stellten
sich konservatorische Maßregeln zugunsten des Eorps
äs log'is heraus, daneben sehr wichtige für den
gotischen Pallas (den Mittelflügel), sowie für die
Kernburg. Die Zustände des Eorps cks logis erwiesen
sich als so gefahrdrohend, daß für die schleunigste
Ausquartierung der darin wohnhaften Personen
gesorgt werden mußte.
Fassen wir, um von diesen Dingen das zutref-
fende Bild zu erlangen, den Lorx>8 cke loZW jetzt
'wchmals einzeln ins Äuge, so erkennen wir ihn nls tzi Burg Ruul-I, Durchfuhrt durch den g°ti,ch-u Pullus zum iu»-rst-n
ein dreistöckiges Gebäude Mit Satteldach. Die drei Hof. Wappen: Ostfriesland und Wied.
 
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