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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Editor]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 36.1935

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Burgenfahrt 1934
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https://doi.org/10.11588/diglit.35025#0064
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Burgenfahrt 19Z4


Hie Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen hat im Jahre 1934 eine Burgenfahrt zu unbekannten
Burgen und Fürstensitzen in Hessen vom 9. bis 14. Juni unternommen, eine der erfolgreichsten der vielen
MRH'LSX Fahrten der letzten 30 Jahre.
Das schon für die älteste Geschichte des deutschen Mittelalters hoch bedeutsame hessische Land bot auch
eine solche Fülle großartiger Baudenkmale burglicher Art, daß die Erwartung aller Beteiligten weit
übertroffen wurde.
Dazu kam, daß alle Besitzer der besuchten Burgen und Schlösser in der freundlichsten Weise die Burgen-
fahrt gefördert haben und damit zu der Vertiefung der innigen Verbundenheit unserer Vereinigung mit deut-
schem Blut und Boden und den kostbaren Schätzen der mittelalterlichen Baukunst beitrugen. Zu wissenschaft-
lichen und künstlerischen traten rein menschliche Beziehungen, die weit über die Zeit der kurzen Besuche hinaus
dauern werden.
Die Fahrt begann am 9. Juni 1934 mit einem Begrüßungsabend in Fulda. Schon am Mittag des 9. Juni
konnten die Burgenfahrer fast vollständig an der Besichtigung der Stadt, des Domes und des Domschatzes, des
ehemaligen kurfürstlichen
Schlosses, der Landes-
bibliothek, der Nonnen-
kirche und des Peters-
berges teilnehmen.
Schon die Nennung
dieser aus ganz verschiede-
nen Zeiten stammenden
und ganz verschiedenen
Bestimmungen dienenden
Bauten gibt einen Be-
griff von der Reichhal-
tigkeit der Fuldaer Ein-
drücke.
Man konnte bei der
Führung im Dom doch
ein Bedauern nicht unter-
drücken, daß diese, im
Ursprung älteste deutsche
Bischofskirche, in der Ba-
rockzeit einem so wesent-
lichen Umbau unterzogen
wurde, daß die Form
der germanischen Basilika-
kirche nur noch zu ahnen
war.
Städtebaulich ist seine Stellung zur übrigen Stadt nicht günstig. Die tiefe Lage zur vorüberführenden Haupt-
verkehrs- und Durchfahrtsstraße Fuldas läßt seine Größe nicht erkennen. Eine Senkung des gesamten umbauten
Domplatzes bis an das bischöfliche Residenzschloß und eine ausgesprochene Hervorhebung des Höhenunterschiedes
an dieser einen Stelle könnte eine wesentliche städtebauliche Verbesserung bringen. Eine dazu notwendige hohe
Stützmauer an der jetzigen Durchgangsstraße vor der bischöflichen Residenz würde auch vom Dom aus das Bild
wesentlich verschönern.
Die Besichtigung der Schloßanlage — heute im wesentlichen Verwaltungszwecken dienend — bot Einblick in
die Großzügigkeit der deutschen Barockbaumeister.
Die Neuzeit war vertreten durch den „sachlichen" Bau der Fuldaer Landesbücherei, in dem unschätzbare Kunst-
und Kulturwerte von Fuldas und Deutschlands Vergangenheit untergebracht sind. Der Bau trägt mißverstandenen
Sachlichkeitsforderungen rücksichtslos Rechnung, und nicht ohne Bedenken konnte man in den mehr als bescheidenen
Räumen die kostbarsten und frühesten Handschriften und Drucke bewundern.
Um so dankbarer waren alle Burgenfahrer für die Führung durch Herrn Direktor Thelle und für seine ganz
hervorragenden, tiefgründigen und aufklärenden Ausführungen.
Einen vollen Gegensatz zu den drei bisher genannten Bauten bot die Besichtigung der drei frühchristlichen Kirchen
Fuldas. Namentlich hinterließ der Besuch der Kirche auf dem Petersberg mit ihren großartigen Erinnerungen an die
Hohenstaufenkaiser und an noch weiter zurückliegende christliche Zeiten unauslöschliche Eindrücke.

Abb. 96. Fulda. Blick aus die Schloßwache.
 
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