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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 16.1919/​1920

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Steffen, Hugo: Die hl. Kreuzkirche in Augsburg: Das Vorbild der hl. Kreuzkirche in Innsbruck
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https://doi.org/10.11588/diglit.55380#0151

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DIE HL. KREUZKIRCHEN IN AUGSBURG UND INNSBRUCK

i35

GRUNDRISS DER HL. KREUZKIRCHE ZU INNSBRUCK. - U-Z. Abb. S. 134. Text S. 136


DIE HL. KREUZKIRCHE
IN AUGSBURG, DAS VORBILD DER
HL. KREUZKIRCHE IN INNSBRUCK
Von HUGO STEFFEN, Architekt, München
(Vgl. Abb. S. 134 und 135)
ie um ungefähr 50 Jahre ältere Hl. Kreuz-
kirche in Augsburg zeigt in ihrem Grund-
riß die gleiche Anlage, wie die Hl. Kreuz- und
Hofkirche zu Innsbruck, welcher sie, nach dem
Wunsche Kaiser Maximilians I. bezw.König Fer-
dinands!., zum Vorbilde diente. Ersterer weilte
wiederholt in Augsburg, als er den Gedanken
gefaßt hatte, für sich und seine Ahnen ein mäch-
tiges Denkmal in einer Kirche zu errichten,
das Zeugnis ablegen sollte von der Frömmig-
keit und Kunstliebe Maximilians und des habs-
burgischen Hauses. Die seinerzeit zwischen bei-
den Monarchen und der Innsbrucker Regierung
gepflogenen Verhandlungen, desgleichen die
alten Bauakten sind für beide Kirchen von ho-
hem Interesse. Freilich zeigte sich einstmals
die Augsburger Hl. Kreuzkirche in einer andern
Gestalt, als sie jetzt vor uns steht, namentlich
in ihremprunkvollen spätgotischen Innern. Ihre
Wände waren, wie berichtet, mit farbigem Mar-
mor bekleidet, während die unteren Flächen in
goldstrotzendem Holzschnitzwerke prangten.
Weiter wird von stimmungsvollen Teppichen,
prächtigen Chorstühlen, reichbemalten Gewöl-
ben und glitzerndenKronleuchtern gesprochen,
aber von all diesen Schätzen ist, infolge mehr-
facher Umbauten, nichts übriggeblieben.
KeinWunder, daß den kunstbegeisterten Für-
sten ein solch auserlesenes Gotteshaus mäch-
tig anzog und zum Vorbild seiner Pläne wurde.
Aber wie so viele mittelalterlicheKirchen, mußte
auch diese im Wechsel der Jahrhunderte mehr-
fache Neubauten und Restaurierungen über sich
ergehen lassen, die ja auch ihrer Innsbrucker
Schwester nicht erspart blieben. Beide Gottes-

häuser sind Hallenkirchen mit sechs Jochen,
Seitenschiffen und runden Säulen; auch zeigen
ihre Schiffe fast die gleichen Maße, nur mit
dem Unterschiede, daß der Chorbau in Augs-
burg um das Doppelte länger ist als bei der
Innsbrucker Kirche.
Zwei der denkwürdigsten GotteshäuserAugs-
burgs liegen jetzt, nur durch einen schmalen
Hof getrennt, friedlich nebeneinander, das eine
dem katholischen, das andere dem protestanti-
schen Kultus dienend. Es sind die beiden Hl.
Kreuzkirchen. Die älteste von beiden ist die
in Rede stehende katholische Hl. Kreuzkirche.
An ihrer Stelle stand einst ein romanisches
Gotteshaus, von dem nur noch der Turm er-
halten blieb. Die historischen Anhaltspunkte
über die Baugeschichte widersprechen sich oft-
mals, wie dies bei alten Denkmälern infolge
der damaligen Auffassung der Sprachweise oft
der Fall ist. An dem stehengebliebenen ro-
manischen Turm wurde nun die jetzige lange
Chorpartie, die damals nebst Seitenkapellen die
ganze Kirche bildete, angebaut. Einer Inschrift
zufolge ist dieser Kirchenbau, welcher also zu
jener Zeit bloß die Hälfte der jetzigen Bau-
fläche einnahm, 1476 vollendet worden. Da
aber der verhältnismäßig kleineRaum nur kurze
Zeit den Anforderungen genügte, erweiterte
man das Langhaus um sechs Joche, als deren
Baubeendigung eine Urkunde das Jahr 1508
angibt. Am 25. März genannten Jahres soll die
Einweihung feierlich vor sich gegangen sein.
Vom i.bis 28. März 1508 verweilte Maximilian
zum letzten Male in Augsburg, wo er, wie aus
seinen Briefen hervorgeht, die Kirche wieder-
holt besichtigte. In jener Zeit reifte in ihm
der Plan zur Erbauung einer neuen Hofkirche.
Mitte des 17. Jahrhunderts wurde die Augs-
burger Hl. Kreuzkirche in der Formensprache
der Zeit umgebaut. Ein Stich aus jener Epoche
zeigt den damaligen Baubestand. 1716 bis 1720
 
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