VERMISCHTE NACHRICHTEN
5i
des Vereins Berliner Künstler an die Nationalversammlung
an um Befreiung der Künstlerschaft von der i5%>igen
Luxussteuer. Gleichzeitig tat die Vorstandschaft selb-
ständig Schritte gegen diese verhängnisvolle Gesetzes-
bestimmung zur Besteuerung der schaffenden Künstler.
Neue Werke von L. Thoma, G. Kau, F. Nok-
rher, A. Schädler. Bei der »Deutschen Gesellschaft
für christliche Kunst« waren im Januar mehrere neue
Werke ausgestellt, deren Wert eine Erwähnung an die-
ser Stelle rechtfertigt. — Leonhard Thoma zeigte ein
kleineres Bild mit der Darstellung des hl. Sebastian. Der
(in Kniestück gegebene) Heilige ist als Mann in reifen
Jahren aufgefaßt. In mondheller Nacht steht er, an
einen Baum gefesselt, derart, daß der linke Arm hoch
emporgezogen ist, der rechte, an einen Ast gebunden,
abwärts hängt. An fünf Stellen der Brust, Arme und
Beine von Pfeilen durchbohrt, ist der Heilige im Be-
griff, unter seinen Verletzungen zusammenzubrechen;
die Knie knicken ein, der nach rechts gewandte Körper
hängt an den Fesseln; das männliche Haupt neigt sich.
Trefflich ist die Aktzeichnung, fein die gedämpfte Farben-
gebung, die auf das Dunkelgrün des Baumes und der
Gebüsche, den Fleischton des Körpers, das Weiß des
Lendentuches gestellt ist, während alles dies von dem
bläulichen Grün des Mondlichtes durchdrungen und
vereinigt wird. — Georg Kau brachte ein Gemälde
»Christus am Kreuze« mit Maria und Johannes. Die
Gestalt des Heilandes ist in Profil gegeben, nur der
linke Arm ist in Verkürzung zu sehen, der rechte bleibt
dem Blicke entzogen. Im Profil ist auch Maria gezeich-
net, die, auf den toten Sohn schauend, kraftlos rück-
wärts sinkt und von Johannes gehalten wird. Sie trägt
ein dunkelblaues Gewand, darüber einen in einfachen
Falten gleitenden Mantel, dessen unterer Teil sich auf
den Erdboden lagert. Johannes, ganz von vorn gesehen,
ist grün gekleidet. Der Ausdruck aller Personen zeigt
schön vertiefte Charakteristik. Die Stimmung wird ge-
fördert durch die Auffassung des Hintergrundes. Er zeigt
über einem Streifen äußerst vereinfachter Landschaft
glühend roten Himmel, oben den dunkelroten Ball der
verfinsterten Sonne. Die kühlen, hellen Töne der Figu-
ren heben sich vor diesem Hintergründe wirkungsvoll
ab, erhalten von ihm etwas Reliefartiges. — Von
F. Nockher sah man eine frische Studie »Mater pro-
pitia«, die Darstellung des mit Blumen und Tannenge-
winden geschmückten Gnadenbildes (der »Kriegsmadon-
na«) der Münchener Dreifaltigkeitskirche. Das Gold der
Haupt- und einiger im Hintergründe befindlicher Schmuck-
figuren vereinigt sich mit dem Schimmer der zu Füßen
des Bildes brennenden Lichter, mit dem Grün der Säulen,
dem Rot der Blumen und eines Wandteppichs, dem Grau
der Wand zu einer flimmernden Harmonie von vollem,
heiterem Klange. Ausgestellt war endlich ein kleines, gla-
siertes, farbiges Tonrelief von A. Schädler, darstellend
die Anbetung der Weisen. Vom tiefblauen, grün umrän-
derten Hintergründe stechen die Figuren der sitzenden
Madonna (in Weiß), des gleich der Mutter blonden Kindes
mit seinem gelbbräunlichen Kreuznimbus und der drei
Männer (der älteste in Violett, der Mohr in Grün, der dritte
im Hintergründe, wenig sichtbar kniend) stark ab. Die
Bewegungen sind zwanglos und natürlich, der Ausdruck,
besonders bei der Madonna, recht innig. Doering
Augustin Pacher fertigte für eine westfälische
Kirche Kartons zu zwei Glasfenstern, die in der Kirch-
maierschen Glasmalerei (A. Brückl) zu München ausge-
führt wurden und die Verkündigung an Maria und
Christi Geburt darstellen
Prof. Balthasar Schmitt vollendete im Februar
einen St.-Josephs-Altar für die neue kath. Stadtpfarrkirche
in Schweinfurt. Wir werden auf dieses Werk noch zu-
rückkommen.
Eine »nationale Ausstellung christlicher
Kunst« soll am i.Juni 1920 in Venedig eröffnet werden.
Joseph Albrechts Hochaltarbild des die Müh-
seligen und Beladenen um sich versammelnden Hei-
landes, von dem in dem Beiblatt (S. 29) der vorigen
Nummer die Rede war, kam nicht, wie es infolge eines
Druckversehens hieß, nach Juw, sondern nach Auw,
Kreis Prüm (Rheinland). Auftraggeber war Herr Pfarrer
K. Wawer daselbst.
Glasmaler Karl deBouche, München, ist Anfang
März gestorben. Aus seiner Werkstätte gingen ansehn-
liche Glasmalereien kirchlichen und weltlichen Inhalts
hervor. Er war bestrebt, die Vorzüge der alten Glas-
maltechniken wieder erstehen zu lassen.
Joseph Wagenbrenner (München) schmückte
die Außenwand der Pfarrkirche in Ellkofen (Ober-
bayern) mit einem Ölbergbilde.
Bamberg. — Am 9. März wurde im Dom die Auf-
stellung des von Akademieprofessor Balthasar
Schmitt in München geschaffenen Grabdenkmals für
Erzbischof Friedrich von Schreiber von Bam-
berg beendigt. Es ist ein Hochgrab. Der 80 cm hohe
Sarkophag, auf dem in Überlebensgroße die in reiche
Pontifikalgewänder gehüllte Figur des Erzbischofs, die in
rotem Salzburger Marmor gearbeitet ist, liegt, besteht aus
dunkelgrauem, geschliffenem Marktbreiter Muschelkalk.
Der Verewigte besitzt Porträtähnlichkeit und ruht in
friedlichem Schlummer. Wie der H. H. Weihbischof
Dr. Adam Senger in einem Berichte«(Bamb. Volksbl. vom
13. März 1920, Nr. 61) bemerkt, gilt von ihm das Wort,
das Michelangelo seine Figur der Nacht sprechen ließ,
die nicht geweckt sein will, solang Unheil und Schmach
im Lande walten. Das Denkmal steht im nördlichen
Seitenschiff nahe der Krypta. — Bekanntlich stammt
auch das im Bamberger Dom befindliche Grabmal für
Erzbischof Friedrich Philipp von Abert von Balthasar
Schmitt.
Am 17. Januar starb in Wien der Porträtmaler Bar-
tholomäus Dominik Lippay nach langer Krankheit
im 56. Lebensjahre. Er war zu Turzofalve in Ungarn
geboren, besuchte die Akademie zu Antwerpen, wurde
Schüler Portals und Hermans in Brüssel und kam dann
nach Paris, wo er Meisterschüler Alexander Cabanels
wurde. Erst widmete er sich dem Genre, dann aber
vorwiegend dem Porträt.
Rückgabe kirchlicher Kunstwerke an ihre
ursprüngliche Stätte in Italien. — In der
Augustnummer des VII. Jahrgangs (1919) der Zeitschrift
»Arte cristiana« erschien ein Aufsatz: »Die Bilder den
Kirchen«, der mit den Worten beginnt: »Nunmehr ist
die schöne Schlacht gewonnen. Der Grundsatz, daß die
religiösen Bilder an ihre ursprünglichen Plätze, in die
Kirchen, zurückkehren sollen, ist allgemein angenommen.
Die verlangten Vorsichtsmaßnahmen zerstören nicht, son-
dern bestätigen und vervollständigen das Prinzip. Die
Anbetung der Hirten von Ghirlandaio ist in ihre alte
Kapelle an S. Trinita zurückgekehrt; die Himmelfahrt
Mariens (Assunta) Tizians schickt sich an, wieder in
S. Maria Gloriosa dei Frari einzuziehen; andere kleinere
Bilder sind schon an ihre ursprünglichen Stellen zurück-
gesandt.« — Das Tiziansche Himmelfahrtsbild ist nun
wieder in der genannten Kirche angebracht. Die »Arte
cristiana« knüpft in der Januarnummer daran die Hoff-
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des Vereins Berliner Künstler an die Nationalversammlung
an um Befreiung der Künstlerschaft von der i5%>igen
Luxussteuer. Gleichzeitig tat die Vorstandschaft selb-
ständig Schritte gegen diese verhängnisvolle Gesetzes-
bestimmung zur Besteuerung der schaffenden Künstler.
Neue Werke von L. Thoma, G. Kau, F. Nok-
rher, A. Schädler. Bei der »Deutschen Gesellschaft
für christliche Kunst« waren im Januar mehrere neue
Werke ausgestellt, deren Wert eine Erwähnung an die-
ser Stelle rechtfertigt. — Leonhard Thoma zeigte ein
kleineres Bild mit der Darstellung des hl. Sebastian. Der
(in Kniestück gegebene) Heilige ist als Mann in reifen
Jahren aufgefaßt. In mondheller Nacht steht er, an
einen Baum gefesselt, derart, daß der linke Arm hoch
emporgezogen ist, der rechte, an einen Ast gebunden,
abwärts hängt. An fünf Stellen der Brust, Arme und
Beine von Pfeilen durchbohrt, ist der Heilige im Be-
griff, unter seinen Verletzungen zusammenzubrechen;
die Knie knicken ein, der nach rechts gewandte Körper
hängt an den Fesseln; das männliche Haupt neigt sich.
Trefflich ist die Aktzeichnung, fein die gedämpfte Farben-
gebung, die auf das Dunkelgrün des Baumes und der
Gebüsche, den Fleischton des Körpers, das Weiß des
Lendentuches gestellt ist, während alles dies von dem
bläulichen Grün des Mondlichtes durchdrungen und
vereinigt wird. — Georg Kau brachte ein Gemälde
»Christus am Kreuze« mit Maria und Johannes. Die
Gestalt des Heilandes ist in Profil gegeben, nur der
linke Arm ist in Verkürzung zu sehen, der rechte bleibt
dem Blicke entzogen. Im Profil ist auch Maria gezeich-
net, die, auf den toten Sohn schauend, kraftlos rück-
wärts sinkt und von Johannes gehalten wird. Sie trägt
ein dunkelblaues Gewand, darüber einen in einfachen
Falten gleitenden Mantel, dessen unterer Teil sich auf
den Erdboden lagert. Johannes, ganz von vorn gesehen,
ist grün gekleidet. Der Ausdruck aller Personen zeigt
schön vertiefte Charakteristik. Die Stimmung wird ge-
fördert durch die Auffassung des Hintergrundes. Er zeigt
über einem Streifen äußerst vereinfachter Landschaft
glühend roten Himmel, oben den dunkelroten Ball der
verfinsterten Sonne. Die kühlen, hellen Töne der Figu-
ren heben sich vor diesem Hintergründe wirkungsvoll
ab, erhalten von ihm etwas Reliefartiges. — Von
F. Nockher sah man eine frische Studie »Mater pro-
pitia«, die Darstellung des mit Blumen und Tannenge-
winden geschmückten Gnadenbildes (der »Kriegsmadon-
na«) der Münchener Dreifaltigkeitskirche. Das Gold der
Haupt- und einiger im Hintergründe befindlicher Schmuck-
figuren vereinigt sich mit dem Schimmer der zu Füßen
des Bildes brennenden Lichter, mit dem Grün der Säulen,
dem Rot der Blumen und eines Wandteppichs, dem Grau
der Wand zu einer flimmernden Harmonie von vollem,
heiterem Klange. Ausgestellt war endlich ein kleines, gla-
siertes, farbiges Tonrelief von A. Schädler, darstellend
die Anbetung der Weisen. Vom tiefblauen, grün umrän-
derten Hintergründe stechen die Figuren der sitzenden
Madonna (in Weiß), des gleich der Mutter blonden Kindes
mit seinem gelbbräunlichen Kreuznimbus und der drei
Männer (der älteste in Violett, der Mohr in Grün, der dritte
im Hintergründe, wenig sichtbar kniend) stark ab. Die
Bewegungen sind zwanglos und natürlich, der Ausdruck,
besonders bei der Madonna, recht innig. Doering
Augustin Pacher fertigte für eine westfälische
Kirche Kartons zu zwei Glasfenstern, die in der Kirch-
maierschen Glasmalerei (A. Brückl) zu München ausge-
führt wurden und die Verkündigung an Maria und
Christi Geburt darstellen
Prof. Balthasar Schmitt vollendete im Februar
einen St.-Josephs-Altar für die neue kath. Stadtpfarrkirche
in Schweinfurt. Wir werden auf dieses Werk noch zu-
rückkommen.
Eine »nationale Ausstellung christlicher
Kunst« soll am i.Juni 1920 in Venedig eröffnet werden.
Joseph Albrechts Hochaltarbild des die Müh-
seligen und Beladenen um sich versammelnden Hei-
landes, von dem in dem Beiblatt (S. 29) der vorigen
Nummer die Rede war, kam nicht, wie es infolge eines
Druckversehens hieß, nach Juw, sondern nach Auw,
Kreis Prüm (Rheinland). Auftraggeber war Herr Pfarrer
K. Wawer daselbst.
Glasmaler Karl deBouche, München, ist Anfang
März gestorben. Aus seiner Werkstätte gingen ansehn-
liche Glasmalereien kirchlichen und weltlichen Inhalts
hervor. Er war bestrebt, die Vorzüge der alten Glas-
maltechniken wieder erstehen zu lassen.
Joseph Wagenbrenner (München) schmückte
die Außenwand der Pfarrkirche in Ellkofen (Ober-
bayern) mit einem Ölbergbilde.
Bamberg. — Am 9. März wurde im Dom die Auf-
stellung des von Akademieprofessor Balthasar
Schmitt in München geschaffenen Grabdenkmals für
Erzbischof Friedrich von Schreiber von Bam-
berg beendigt. Es ist ein Hochgrab. Der 80 cm hohe
Sarkophag, auf dem in Überlebensgroße die in reiche
Pontifikalgewänder gehüllte Figur des Erzbischofs, die in
rotem Salzburger Marmor gearbeitet ist, liegt, besteht aus
dunkelgrauem, geschliffenem Marktbreiter Muschelkalk.
Der Verewigte besitzt Porträtähnlichkeit und ruht in
friedlichem Schlummer. Wie der H. H. Weihbischof
Dr. Adam Senger in einem Berichte«(Bamb. Volksbl. vom
13. März 1920, Nr. 61) bemerkt, gilt von ihm das Wort,
das Michelangelo seine Figur der Nacht sprechen ließ,
die nicht geweckt sein will, solang Unheil und Schmach
im Lande walten. Das Denkmal steht im nördlichen
Seitenschiff nahe der Krypta. — Bekanntlich stammt
auch das im Bamberger Dom befindliche Grabmal für
Erzbischof Friedrich Philipp von Abert von Balthasar
Schmitt.
Am 17. Januar starb in Wien der Porträtmaler Bar-
tholomäus Dominik Lippay nach langer Krankheit
im 56. Lebensjahre. Er war zu Turzofalve in Ungarn
geboren, besuchte die Akademie zu Antwerpen, wurde
Schüler Portals und Hermans in Brüssel und kam dann
nach Paris, wo er Meisterschüler Alexander Cabanels
wurde. Erst widmete er sich dem Genre, dann aber
vorwiegend dem Porträt.
Rückgabe kirchlicher Kunstwerke an ihre
ursprüngliche Stätte in Italien. — In der
Augustnummer des VII. Jahrgangs (1919) der Zeitschrift
»Arte cristiana« erschien ein Aufsatz: »Die Bilder den
Kirchen«, der mit den Worten beginnt: »Nunmehr ist
die schöne Schlacht gewonnen. Der Grundsatz, daß die
religiösen Bilder an ihre ursprünglichen Plätze, in die
Kirchen, zurückkehren sollen, ist allgemein angenommen.
Die verlangten Vorsichtsmaßnahmen zerstören nicht, son-
dern bestätigen und vervollständigen das Prinzip. Die
Anbetung der Hirten von Ghirlandaio ist in ihre alte
Kapelle an S. Trinita zurückgekehrt; die Himmelfahrt
Mariens (Assunta) Tizians schickt sich an, wieder in
S. Maria Gloriosa dei Frari einzuziehen; andere kleinere
Bilder sind schon an ihre ursprünglichen Stellen zurück-
gesandt.« — Das Tiziansche Himmelfahrtsbild ist nun
wieder in der genannten Kirche angebracht. Die »Arte
cristiana« knüpft in der Januarnummer daran die Hoff-