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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Editor]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 16.1919/​1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.55380#0316

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S6 AUSSTELLUNG BADEN-BADEN — BROSCHÜRE ÜBER NEUE KUNST

mungen des Programmes haben die Ausschließung der
treffenden Entwürfe von dem Wettbewerbe zur böige.
Darüber, ob ein wesentlicher Verstoß vorliegt, beschließt
endgültig das Preisgericht.
9. Etwaige Anregungen auf Abänderungen des Pro-
gramms sind binnen 14 Tagen nach Erlaß dieses Aus-
schreibens beim Staatsministerium für Unterricht und
Kultus einzureichen und entsprechend zu begründen.
Über solche Anregungen wird das Preisgericht alsbald
nach Ablauf der Frist beschließen.
10. 'Die endgültige Entscheidung über den Wettbe-
werb wird das Staatsministerium für Unterricht und
Kultus treffen; dasselbe ist insbesondere auch berechtigt,
von dem vom Preisgerichte zur Ausführung begutach-
teten Entwürfe Abänderungen zu verlangen oder für die
Art der Ausführung besondere Bedingungen zu stellen.
11. Der für die Ausführung bestimmte Entwurf wird
Eigentum des Staates. Im übrigen bleiben die Arbeiten
Eigentum ihrer Urheber.
Schrobenhausen, den 22. Mai 1920
Stadtrat:
Herb Fuchs
DEUTSCHE KUNSTAUSSTELLUNG
BADEN-BADEN 1920
Ein dutzendmal bin ich nun zur Blütezeit ins Oostal
gefahren, um neben dem Blumenfrühling die Bei-
gabe deutscher Kunst an »internationaler« Stätte ent-
gegenzunehmen. 1908 wurde der Badener Kunsttempel
Billings eröffnet, und die zwölf Jahre könnten zu einem
zusammenfassenden Rückblick ermuntern, hätte nicht
ein böser Zeitgeist die Fäden fortlaufender Entwicklung
auch hier so sehr zerrissen, daß Lücken sich jetzt immer
fühlbarer machen. Dabei wäre es ungerecht, wenn man
in einer persönlichen Kritik den einzelnen Schaffenden
mitverantwortlich am verlangsamten Aufstieg machen
wollte, und zudem unfruchtbar, da gerade in der Kunst,
dem empfindsamsten Gebiet menschlicher Äußerung,
die Bejahung als förderndes Element vonnöten ist. Den
Maßstab sollen uns darum die zwingenden Verhältnisse,
wie sie heute für Veranstaltungen nach Art der Badener
zutage getreten sind, an die Hand geben. Dem Titel
»deutsche« Kunstausstellung entsprachen nur die Ab-
teilungen Graphik und Plastik, besonders die Klein-
plastik, weil in ihnen, abgesehen vom Topographischen,
allein eine ausgesprochene Vertretung des künstlerischen
Deutschlands sich ausdrückt; das Gros der Malerei hat
sich fast zur »Heimatkunst« herausgebildet, und die
Ausstellungsschwierigkeiten von heute, die sich aus dem
Ausverkauf der Atelierbestände und der Materialnot er-
klären, treten hier offen zutage. Was ist bloß aus dem
ehemals so repräsentativen Hauptsaal geworden, wenn
wir etwa von dem an Ausdrucksgewalt mit C. D. Fried-
rich in die Schranken tretenden Bilde L. Dettmanns
»Sonne über Meer und Land« oder Baudrexels rhyth-
mischem »Kein Ende« absehen? Mit ihnen halten in
den übrigen Sälen noch Schritt die Münchener Franz
Reinhardt, Carl Schwalbach oder der empfind-
same Edmund Step pes, und allenfalls neutönend
Karl Hofer als Berliner Vertreter, zuletzt die engste
Auswahl derer, die wir zu den Einheimischen rechnen,
H. A. Bühler mit seinem ausdrucksgewaltigen »J.
Böhme«, dem philosophus teutonicus, Hanns Sprung,
dessen »crdtin« liebe Vorkriegserinnerungen in uns aus-
löst, und die drei hervorstechenden, in sich so ver-
schiedenen Landschafter Hellwag, Hildenbrand
sowie Goebel. Nun käme schon die »Heimatkunst«
an die Reihe, es genüge die feine kleine Kollektion H.
R. vonVolkmanns. Über die Graphik gäbe es viel
zu sagen, aber schon wenige Namen zeigen uns an,
daß wir hier aus unserm stillen Winkel heraus auf ein

recht breites und belebtes Kunstforum dör Gegenwart
treten: die ältere Generation mit Liebermann, Orlik,
Käthe Kollwitz, Meid und Klemm an der Spitze, die
neuere Jaeckel, Barlach, Baudrexel, Lichtenberger voran,
in Qualität Schritt mit ihnen haltend Kupferschmid,
Riedel, Goebel, Pfefferle aus dem engeren Badnerland.
Die plastische Abteilung beweist, daß die Bildhauer
trotz der Materialschwierigkeiten rüstig am Werke sind;
kann es keine Großplastik sein, dann ist es eben Klein-
plastik; ist Bronze unerschwinglich, dann wendet man
sich dem Holze zu. Und dabei kommt manches der
Technik zugute. Man sieht hier im Vorbeigehen manch
Fischen Ansatz und viel guten echten Künstlerwillen.
Seien es nun die Plaketten von P. Pfeiffer und Heide
Rosin oder die Holzfiguren von Gutmann, Kubanek
und Sutor; nennenswert auf ihren Gebieten sind noch
die Arbeiten von Lörcher, Zügel, Moeller und Pagels.
Zum Schluß: eine Sonderausstellung »Junger Schweize-
rischer Künstler«, die fast durchweg ob der Größe ihres
Nachahmungstalentes und der krassen Unselbständigkeit
erstaunen machen; nein, nein, meine Herren!
Oscar Gehrig
EINE BROSCHÜRE ÜBER NEUE KUNST
Mit stürmischer Hingabe an ihre Sache preisen die
zahlreichen literarischen Vertreter des Expressio-
nismus diesen als die alleinige Kunst und sie finden in
allen Lagern Nachbeter, die nicht bedenken, daß Name
und Leistungen dieser Mode tatsächlich in Widerspruch
zueinander stehen. Aber wir besitzen gottlob eine an-
dere neue Kunst, die auf gesunder Grundlage heran-
reifte, wir haben eine neue christliche Kunst, voll seeli-
scher Frische, vollherrlicher Entfaltungsmöglichkeiten und
Verheißungen. Sie zu pflegen und über dem Geschrei
der anderen, welche für christliche Gedanken nur Zerr-
bilder haben, nicht zurückdrängen zu lassen, ist für uns
eine schöne und heilige Pflicht.
Ein philosophisch geschulter und ästhetisch feinge-
bildeter Schriftsteller, J.Kreitmaier, unterzog sich der Auf-
gabe, in einer Broschüre: »DerKampf um die neue
Kunst« (Verlag von Herder i. Br., Preis M. 1.50) den
Quellen nachzugehen, welchen die heutigen Auswüchse
im Kunstleben, die man unter dem Worte Expressio-
nismus zusammenfaßt, entspringen. Im Expressionismus
erhielten wir ein sprechendes Beispiel dafür, wie in der
Kunst die Seele sich den Leib nach ihrem Wesen mit
Notwendigkeit formt. Der Expressionismus ist »Aus-
druckskunst«, Ausdruck für das wirre und formlose Den-
ken und Wollen jener Kreise, denen er entsprang und
die ihn als Frucht von ihrem Baume erkennen. Aus-
druck eines Teiles der neuen Zeit ist er. Aber es gibt
auch noch gesundere Menschenschichten; auch die letz-
teren haben ihre Kunst und wir hoffen, daß von ihr
die Gesundung des schon vor dem Auftreten des Ex-
pressionismus zum Teil siechen und kranken Kunstlebens
ausgehe. Kreitmaiers Broschüre empfehlen wir der jungen
Künstlerschaft, der studierenden Jugend und allen Kunst-
freunden angelegentlich. S. Staudhamer
VERMISCHTE NACHRICHTEN
Georg Kau (München) hat den Auftrag des Herrn
Erzpriesters Vö 1 ke 1 in Deutschkamitz (Schle-
sien) für ein Herz-Jesu-B Jd und einen Kreuzweg erhal-
ten. Sein Altarbild der Himmelfahrt Mariä für Deutsch-
kamitz haben wir im 14. Band der »Chr. K.« veröffentlicht.
Kau fertigte auch . den Kreuzweg in der Barockkirche
zu Altewalde, für die er außerdem ein Altarbild in
Arbeit hat.
Bildhauer Joseph Faßnacht wurde zum Direk’
tor der Schnitzschule in Oberammergau ernannt.

Für die Redaktion verantwortlich: S. Staudhamer (Promenadeplatz 3); Verlag der Gesellschaft für christliche Kunst, GmbH.
Druck von F. Bruckmann A.G. — Sämtliche in München.
 
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