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gebrochener Treue und Nichtachtung des Eides Klage
zu führen1). Es kann sich nur um das Begehren ge-
handelt haben, der Papst möge Philipp durch Kirchen-
zensur zwingen, Richard die Länder und Burgen heraus-
zugeben, die jener unter Verletzung des auf der Kreuzfahrt
geleisteten Eides dem König von England genommen2).
Mochte lunocenz nun auch ein solches weitgehendes
Verlangen als undurchführbar erkennen — er hat in
seinem Schreiben vom 31. Mai Richard mit vielen Worten
zu beruhigen versucht, wenn etwa das Resultat der Ge-
sandtschaft seinen Wünschen nicht entspräche —, so lag
1) Chronic. Nicolai Trivetti (D’Achery, „Spicilegium“ III, 177).
Die Mitteilung von einer Gesandtschaft — aus dem Bischof v. Li-
sieux und dem Bruder Garnerus bestehend — beglaubigt der
Brief des Papstes an Richard v. 1198 Mai 31 (ep. I, 230). Wenn
Rog. Wendower (ed. Coxe) III, 133/4 berichtet, Philipp, der seine
Kräfte allmählich ausgehen, die des Königs von England wachsen
sah, habe den Papst durch Gesandte um Friedensvermittelung
ersucht, so findet sich dafür in den Briefen des Papstes keine
Bestätigung. Im Gegenteil erscheint die Nachricht gegenüber
den häufigen Drohungen des Papstes gegen Philipp, er werde ihn,
wenn erforderlich, durch kirchlichen Zwang zum Frieden nötigen,
ebenso unhaltbar wie gegenüber dem späteren Brief Philipps
(Reg. de neg. imp. 13), er habe auf des Papstes Befehl Frieden ge-
schlossen. Wahr ist indes, dass Philipp in dieser Zeit durch
Abfall von Vasallen — der Grafen von Flandern, von Boulogne,
von Blois und anderer — sehr geschwächt war. (Vgl. Guillelm.
Armoric. [ed. Delab.] c. 95.) Auch hat Philipp um diese Zeit
einen Gesandten an den apostolischen Stuhl geschickt, den Mag.
„W. de Sancto Lazaro“ (den nachmaligen Bischof Guillelmus
von Nevers?); doch aus ep. 1,230 ist nur seine Abwehr der An-
sprüche Richards vor dem apostolischen Stuhl zu ersehen. Ob
der Gesandte etwa zugleich den Papst in der Ehesache beschwich-
tigen sollte, ist nicht zu erkennen.
2) Vgl.'Rog. v. Wendower 1. c. gelegentlich der Verhand-
lungen mit dem Legaten Petrus von Capua.
gebrochener Treue und Nichtachtung des Eides Klage
zu führen1). Es kann sich nur um das Begehren ge-
handelt haben, der Papst möge Philipp durch Kirchen-
zensur zwingen, Richard die Länder und Burgen heraus-
zugeben, die jener unter Verletzung des auf der Kreuzfahrt
geleisteten Eides dem König von England genommen2).
Mochte lunocenz nun auch ein solches weitgehendes
Verlangen als undurchführbar erkennen — er hat in
seinem Schreiben vom 31. Mai Richard mit vielen Worten
zu beruhigen versucht, wenn etwa das Resultat der Ge-
sandtschaft seinen Wünschen nicht entspräche —, so lag
1) Chronic. Nicolai Trivetti (D’Achery, „Spicilegium“ III, 177).
Die Mitteilung von einer Gesandtschaft — aus dem Bischof v. Li-
sieux und dem Bruder Garnerus bestehend — beglaubigt der
Brief des Papstes an Richard v. 1198 Mai 31 (ep. I, 230). Wenn
Rog. Wendower (ed. Coxe) III, 133/4 berichtet, Philipp, der seine
Kräfte allmählich ausgehen, die des Königs von England wachsen
sah, habe den Papst durch Gesandte um Friedensvermittelung
ersucht, so findet sich dafür in den Briefen des Papstes keine
Bestätigung. Im Gegenteil erscheint die Nachricht gegenüber
den häufigen Drohungen des Papstes gegen Philipp, er werde ihn,
wenn erforderlich, durch kirchlichen Zwang zum Frieden nötigen,
ebenso unhaltbar wie gegenüber dem späteren Brief Philipps
(Reg. de neg. imp. 13), er habe auf des Papstes Befehl Frieden ge-
schlossen. Wahr ist indes, dass Philipp in dieser Zeit durch
Abfall von Vasallen — der Grafen von Flandern, von Boulogne,
von Blois und anderer — sehr geschwächt war. (Vgl. Guillelm.
Armoric. [ed. Delab.] c. 95.) Auch hat Philipp um diese Zeit
einen Gesandten an den apostolischen Stuhl geschickt, den Mag.
„W. de Sancto Lazaro“ (den nachmaligen Bischof Guillelmus
von Nevers?); doch aus ep. 1,230 ist nur seine Abwehr der An-
sprüche Richards vor dem apostolischen Stuhl zu ersehen. Ob
der Gesandte etwa zugleich den Papst in der Ehesache beschwich-
tigen sollte, ist nicht zu erkennen.
2) Vgl.'Rog. v. Wendower 1. c. gelegentlich der Verhand-
lungen mit dem Legaten Petrus von Capua.