141
in Ingeborgs Namen gesandte Schreiben entwarf dem
Papst ein völlig entgegengesetztes Bild von der Lage
der Königin. In enger Haft werde sie im Schloss Etampes
gehalten, keine Art von persönlicher Freiheit werde ihr
gewährt, ohne besondere Erlaubnis des Königs und dessen
schriftliche Vollmacht dürfe niemand sie sprechen, mit
Ausnahme von zwei dänischen Kaplänen, die auch nur
mit Mühe die Erlaubnis erhalten hätten, vor vom König
bestellten Aufpassern einmal mit ihr eine Unterredung
zu haben; doch durfte diese nicht in ihrer Heimats-
sprache, welche die Beauftragten des Königs nicht ver-
standen hätten, sondern sie musste französisch geführt
werden. Das Gebet, das in den königlichen Kapellen
sonst für König und Königin gehalten wurde, hatte
Philipp, wie Ingeborg dem Papst mitteilte, dahin ändern
lassen, dass für die Königin nicht mehr gebetet werde.
Octavian dagegen hatte — dieser Zug von Hypokrisie
vervollständigt den Eindruck, den sein Verfahren er-
regt — die Kapitel von Cluny und Citeaux und einiger
anderer Klöster zu Gebeten aufgefordert — und auch den
Papst ersuchte er um seine Fürbitte —, damit Gott das
Herz des Königs zur Versöhnung mit seiner Gattin bewege.
Der Legat hatte die äusseren Formen der päpst-
lichen Vorschriften zum Teil erfüllt, doch er hatte ihnen
jeden für das Schicksal der Königin wertvollen Inhalt
benommen. Man könnte etwa in die Klagen, welche in
Ingeborgs Namen an den Papst gerichtet wurden, Zweifel
setzen, weil der Papst solche in seinem Schreiben zum
Ausdruck bringt1), wenn nicht die folgende jahrelange
1) Ep. III, 11.
in Ingeborgs Namen gesandte Schreiben entwarf dem
Papst ein völlig entgegengesetztes Bild von der Lage
der Königin. In enger Haft werde sie im Schloss Etampes
gehalten, keine Art von persönlicher Freiheit werde ihr
gewährt, ohne besondere Erlaubnis des Königs und dessen
schriftliche Vollmacht dürfe niemand sie sprechen, mit
Ausnahme von zwei dänischen Kaplänen, die auch nur
mit Mühe die Erlaubnis erhalten hätten, vor vom König
bestellten Aufpassern einmal mit ihr eine Unterredung
zu haben; doch durfte diese nicht in ihrer Heimats-
sprache, welche die Beauftragten des Königs nicht ver-
standen hätten, sondern sie musste französisch geführt
werden. Das Gebet, das in den königlichen Kapellen
sonst für König und Königin gehalten wurde, hatte
Philipp, wie Ingeborg dem Papst mitteilte, dahin ändern
lassen, dass für die Königin nicht mehr gebetet werde.
Octavian dagegen hatte — dieser Zug von Hypokrisie
vervollständigt den Eindruck, den sein Verfahren er-
regt — die Kapitel von Cluny und Citeaux und einiger
anderer Klöster zu Gebeten aufgefordert — und auch den
Papst ersuchte er um seine Fürbitte —, damit Gott das
Herz des Königs zur Versöhnung mit seiner Gattin bewege.
Der Legat hatte die äusseren Formen der päpst-
lichen Vorschriften zum Teil erfüllt, doch er hatte ihnen
jeden für das Schicksal der Königin wertvollen Inhalt
benommen. Man könnte etwa in die Klagen, welche in
Ingeborgs Namen an den Papst gerichtet wurden, Zweifel
setzen, weil der Papst solche in seinem Schreiben zum
Ausdruck bringt1), wenn nicht die folgende jahrelange
1) Ep. III, 11.