142
Gefangenschaft diese Zweifel niederschlügen. Der Legat
hatte nach seiner Instruktion dafür sorgen sollen, dass
Ingeborg königlich behandelt werde; doch er hat ihre
Gefangensetzungin Ltampes ruhig geduldet und die That-
sache dem Papst gegenüber mit schönklingenden Worten
zu verhüllen gesucht. Nur dem Scheine nach ist er
für die Königin eingetreten.
Noch erhebt sich, obwohl die mächtigen Mauern
geborsten sind, über Ltampes auf einer Anhöhe dicht
neben der Stadt der starke Turm, welcher der Gattin
Philipp Augusts so lange als Aufenthalt dienen sollte,
und die Kenntnis von der Disposition seiner Räume,
die noch heute deutlich erkennbar ist, trägt dazu bei,
das Bild des Geschickes der Königin während ihres
Aufenthaltes an diesem Orte zu vervollständigen. Der
gewaltige Turm, der etwa von 1150—1170 gebaut ist1),
hat die Form eines vierblätterigen Kleeblattes. Man
1) Vgl. über das Schloss von Etampes Viollet-le-Duc, „Diction.
de l’architecture“ V, 51 ss. — Der Aufenthaltsort Ingeborgs in Et.
wird verschieden („in Castro“ von Big. c. 131, ebenso „in Castro“
ep. Inn. VI, 86, „in Castro regio“, „in Castro Stamparum“ ep. VI,
182 und als „palatium“ ep. Inn. XI, 182; im Chron. Turonense
[Rec. XVIII, 295a] „Stampis in turre regis“) bezeichnet, was
alles dasselbe besagt und nicht etwa daraus schliessen lässt, dass
Ingeborg zeitweilig im Turm, zeitweise in anderen Räumen ge-
fangen gehalten wurde ; denn das „palatium“ bestand eben nur
aus dem umfangreichen Turm, und wenn die vonFleureau („Antiq.
d’Etampes“, Paris 1683) beschriebenen Wohnräume ausserhalb der
turmartigen Burg je bestanden haben — er selbst hat sie nicht
mehr gesehen, und nach den Terrainverhältnissen ist ein Zweifel
berechtigt —, so war dies sicher noch nicht Anfang des 13. Jahrh.
dei- Fall. — Von dem Umfange der Räume iu»erhalb des Schlosses
geben die folgenden Ziffern ein Bild: Der Umfang des Donjon
beträgt 78 m, die grösste Breite 24,15 m. Der erste Stock hatte 10,
der zweite, der die Wohnräume enthielt'(siehe unten), 13 m Höhe.
Gefangenschaft diese Zweifel niederschlügen. Der Legat
hatte nach seiner Instruktion dafür sorgen sollen, dass
Ingeborg königlich behandelt werde; doch er hat ihre
Gefangensetzungin Ltampes ruhig geduldet und die That-
sache dem Papst gegenüber mit schönklingenden Worten
zu verhüllen gesucht. Nur dem Scheine nach ist er
für die Königin eingetreten.
Noch erhebt sich, obwohl die mächtigen Mauern
geborsten sind, über Ltampes auf einer Anhöhe dicht
neben der Stadt der starke Turm, welcher der Gattin
Philipp Augusts so lange als Aufenthalt dienen sollte,
und die Kenntnis von der Disposition seiner Räume,
die noch heute deutlich erkennbar ist, trägt dazu bei,
das Bild des Geschickes der Königin während ihres
Aufenthaltes an diesem Orte zu vervollständigen. Der
gewaltige Turm, der etwa von 1150—1170 gebaut ist1),
hat die Form eines vierblätterigen Kleeblattes. Man
1) Vgl. über das Schloss von Etampes Viollet-le-Duc, „Diction.
de l’architecture“ V, 51 ss. — Der Aufenthaltsort Ingeborgs in Et.
wird verschieden („in Castro“ von Big. c. 131, ebenso „in Castro“
ep. Inn. VI, 86, „in Castro regio“, „in Castro Stamparum“ ep. VI,
182 und als „palatium“ ep. Inn. XI, 182; im Chron. Turonense
[Rec. XVIII, 295a] „Stampis in turre regis“) bezeichnet, was
alles dasselbe besagt und nicht etwa daraus schliessen lässt, dass
Ingeborg zeitweilig im Turm, zeitweise in anderen Räumen ge-
fangen gehalten wurde ; denn das „palatium“ bestand eben nur
aus dem umfangreichen Turm, und wenn die vonFleureau („Antiq.
d’Etampes“, Paris 1683) beschriebenen Wohnräume ausserhalb der
turmartigen Burg je bestanden haben — er selbst hat sie nicht
mehr gesehen, und nach den Terrainverhältnissen ist ein Zweifel
berechtigt —, so war dies sicher noch nicht Anfang des 13. Jahrh.
dei- Fall. — Von dem Umfange der Räume iu»erhalb des Schlosses
geben die folgenden Ziffern ein Bild: Der Umfang des Donjon
beträgt 78 m, die grösste Breite 24,15 m. Der erste Stock hatte 10,
der zweite, der die Wohnräume enthielt'(siehe unten), 13 m Höhe.